Bürgerrat hat schon sehr konkrete Vorstellungen für das Bürgerspital-Areal

Amberg
03.11.2022 - 14:19 Uhr
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Der Amberger Bürgerrat aus 40 zufällig ausgewählten Frauen und Männern ist ein demokratisches Experiment. Das sehr gut zu funktionieren scheint, wie eine weiß, die bereits einen ganzen Arbeitstag mit den Rätinnen und Räten verbracht hat.

Erstmals macht sich ein Bürgerrat Gedanken darüber, wie ein Grundstück in der Altstadt bebaut werden könnte. Konkret geht es um das Bürgerspital-Areal.

Es sind 40 Frauen und Männer, bunt gemischt vom Alter, der sozialen Herkunft und der Bildung. Und sie sind durchaus ein Experiment: der erste Amberger Bürgerrat. Der macht sich seit ungefähr zwei Wochen Gedanken darüber, wie das Bürgerspital-Areal zwischen Bahnhofstraße und Spitalgraben bebaut werden soll. Unterstützt von Bau- und Klimaexperten sowie einem 13-köpfigen Beirat aus Vertretern von IHK, IG Menschengerechte Stadt oder Sozialverbänden schafft dieses neue, demokratische Gremium die planerischen Voraussetzungen für jenes Stück Altstadt, das in den vergangenen Jahren so umstritten war. Auf dieser Basis soll dann der Stadtrat entscheiden, wie es konkret weitergeht.

Monika Arzberger von der Agentur Koiné aus Haag an der Amper hat die Aufgabe, den Bürgerrat zu moderieren, die durchaus unterschiedlichen Wissensstände zu harmonisieren und den "Rat der 40" auf Kurs zu halten. Und Corona existiert ja auch noch. "So viel Interesse wie hier in Amberg habe ich schon lange nicht mehr erlebt", lobt sie das Engagement des Bürgerrats. Niemand habe die erste, ganztägige Zusammenkunft des Rates am 15. Oktober vorzeitig verlassen. Keiner und keine habe sich "versteckt", das Interesse an den Informationen sei ungeheuer groß gewesen.

Eine sehr wichtige Aufgabe

Vier Themenbereiche sind es, die wichtig für den Bürgerrat sind: 1. die künftige Nutzung des Bürgerspital-Areals allgemein. 2. die Bereiche Klimaschutz und nachhaltiges Bauen. 3. die Einschätzung, wie Mobilität und Verkehr von der Bebauung berührt werden. 4. die Frage, wie viele freie Räume für die Amberger Bürger es später einmal auf dem Gelände geben soll. 30 Minuten an Informationen waren in der ersten, ganztägigen Arbeitssitzung für jeden dieser Bereiche eingeplant. "Normalerweise sind wir da immer schneller fertig", so Monika Arzberger. Nicht so in Amberg. Hier reichte die vorgegebene Zeit kaum aus, so erzählt sie.

Eine "Aufgabe" für die Mitglieder des Rats war es dann am ersten Tag, das Gelände zu begehen. Das war insofern problemlos möglich, da der Rat gleich nebenan in der Aula der Wirtschaftsschule zusammenkommt. "Die Frage war hier, was diesen Ort ganz besonders macht innerhalb der Amberger Altstadt." Was könne das Bürgerspital-Areal umgekehrt beitragen für das Funktionieren dieser Altstadt. Ein "Ergebnis" dieser Begehung war laut Arzberger die Erkenntnis und der Wunsch, die Spitalkirche, das Ring-Theater und die Wirtschaftsschule unbedingt in die Planungen einbeziehen zu wollen. Schon wegen der gegenseitigen späteren Wechselwirkungen dieser Gebäude mit den Planungen auf dem Bürgerspital-Areal. Das geschehe möglichst unabhängig von allen bisherigen Plänen inklusive des am Bürgerentscheid gescheiterten Ten-Brinke-Projekts. "Für den Bürgerrat ist das eine weiße Fläche, die jetzt bebaut werden muss."

Impulse von den Experten

Impulse für den Bürgerrat kamen zwischendurch von Professor Gunther Laux, dem Stadtplaner aus München und für den Bürgerrat bestellten Experten in Sachen Bauen. Er gab tiefere Einblicke in wichtige Aspekte wie die Nutzung, die mit dem neuen Gebäude ja automatisch verbunden sein muss. Laux ging darüber hinaus auf bestimmte Funktionen ein, die so ein Objekt erfüllen muss. Und er betonte wiederholt, wie wichtig der Klimaschutz für das Bauen der Zukunft sein wird. Unterstützung in diesem Bereich erhielt er von den Vertretern des Büros Lang Hugger Rampp (München), die ebenfalls ihre Expertise in den Bürgerrat einbringen.

Gut sei es, dass keine Vertreter von "Partikularinteressen" – also von politischen Parteien oder Verbänden – dem Bürgerrat angehören, lobte Monika Arzberger die Zufallsauswahl des Einwohnermeldeamts. Er sei sehr vielfältig zusammengesetzt, da sei die Auswahl richtig gut gelungen. "Das verzahnt sich einfach alles sehr gut", ist sie der Meinung, dass der erste Amberger Bürgerrat als sehr positive Einrichtung zu werten ist. "Das ist kein exklusiver Ort für bestimmte Menschen, sondern er ist sehr breit aufgestellt." Das nächste Mal tagt der Bürgerrat am Freitag, 4. November, – erstmals gemeinsam mit den 13 Beiräten, die sich ebenfalls schon einmal zu einer Sitzung zusammengesetzt haben. Am Samstag steht dann die nächste ganztägige Zusammenkunft des Bürgerrats an, bevor es dann schon in Richtung Abschlussbericht geht.

Viele konkrete Ideen vorhanden

Der könnte am Ende sehr viel detaillierter ausfallen, als von vielen Skeptikern anfangs vermutet. "Es sind schon viele gute und konkrete Ideen vorhanden", so hat Monika Arzberger festgestellt. Wobei sich der Bürgerrat natürlich vor allem mit den Aspekten der künftigen Funktionen eines möglichen Gebäudes – oder mehrerer Gebäude – auf dem Bürgerspital-Areal beschäftigen müsse und nicht mit der Frage, wie hoch oder tief dann ein solches Gebäude werden müsse. Das sei tatsächlich die Aufgabe eines künftigen Planers, der diese Ideen konkret umsetzen müsse. Tatsächlich mache sich der Bürgerrat aber auch Gedanken darüber, wie so ein Objekt finanziert werden kann. Auch hier wird ein breites Spektrum diskutiert, lässt Monika Arzberger durchblicken.

Die finale Verantwortung für das weitere Vorgehen auf dem Bürgerspital-Areal hat natürlich der Stadtrat. Darüber sind sich die Mitglieder des Bürgerrats auch klar. Doch je konkreter das Ergebnis des Bürgerrats am Ende ausfallen wird, desto mehr bindet es nach Einschätzung der Moderatorin am Ende auch den Stadtrat. Je mehr an Ergebnissen der Rat der 40 zustande bringt, umso mehr ist der Stadtrat folgerichtig in der Pflicht, an deren tatsächlicher Umsetzung zu arbeiten.

Hintergrund:

Wer oder was ist der Amberger Bürgerrat?

  • Der Bürgerrat besteht aus 40 nach einem Zufallsprinzip ausgewählten Frauen und Männer mit Wohnsitz in Amberg. Sie sind unterschiedlich alt, haben verschiedene Bildungsabschlüsse und soziale Hintergründe.
  • Unterstützt wird der Bürgerrat von 13 Beiräten: IHK-Gremium, Haus- & Grund, Jugendamt, Wirtschaftsförderung, Inklusionsbündnis, IG Menschengerechte Stadt, ARGE der öffentlichen und freien Wohlfahrtspflege, Kulturreferat, Stadtmarketing, Lebenshilfe, Stadt-Kämmerer, Netzwerk Kultur- und Kreativwirtschaft mittlere Oberpfalz, Stadtheimatpflegerin.
  • Als Experten stehen dem Bürgerrat Professor Gunter Laux (Stadtplaner) und das Büro Lang Hugger Rampp (Nachhaltiges Bauen) zur Seite.
  • Der Bürgerrat tat noch am 4. und 5. November nichtöffentlich.
  • Am 17. November ist die Abschlussveranstaltung geplant
  • Übergabe des Berichts an den Stadtrat ist am 5. Dezember
  • Der Bürgerrat erstellt keine konkreten Planungen für das Bürgerspital-Areal. Er gibt vielmehr die Richtung vor, wie das Gelände entwickelt werden soll.
 
 

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