Fachtag zu sexualisierter Gewalt bei Kindern und Jugendlichen

Amberg
13.06.2022 - 10:35 Uhr

Betroffene gibt es viele, darüber gesprochen wird kaum: sexualisierte Gewalt. In Amberg und dem Landkreis soll sich das ändern. Dafür kämpfen ein Arbeitskreis und eine Fachstelle – sie wollen sensibilisieren und Ansprechpartner sein.

Hochrechnungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge sitzen in jedem deutschen Klassenzimmer ein bis zwei Kinder, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind, erklärte Marianna Neugirg von der Fachstelle für sexualisierte Gewalt beim SkF. Für diese Kinder standen die einzelnen roten Luftballons zwischen vielen weißen, die der Arbeitskreis gegen sexualisierte Gewalt Amberg und Amberg-Sulzbach steigen ließ. Mit der Aktion sollte auf einen Online-Fachtag zum Thema "Sexualisierte Gewalt bei Kindern und Jugendlichen" aufmerksam gemacht werden.

"Sexualisierte Gewalt ist noch immer ein Tabuthema und sehr schambehaftet", sagte Alina Benedikt von der zuständigen Fachstelle des Sozialdienstes katholischer Frauen. "Geschädigte haben oft Probleme, über das, was ihnen passiert ist, zu reden. Deshalb wollen wir Fachkräften mehr Sicherheit geben, um leichter Zugang zu Betroffenen zu finden oder Hilfe zu holen." Der digitale Fachtag am Dienstag, 20. September, werde deshalb speziell für Lehrer, Ärzte, Psychologen, Erzieher und ähnliche Berufsgruppen angeboten. "Sie sollen sensibilisiert werden und Informationen an die Hand bekommen", stimmte Neugirg ihrer Kollegin zu.

Fachstelle bekannter machen

Veranstaltet wird der Fachtag vom Arbeitskreis gegen sexualisierte Gewalt in Kooperation mit dem SkF und der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB). Ihn gibt es bereits seit 2011. Ganz bunt gemischt sind die Mitglieder von unterschiedlichen sozialen Trägern und aus verschiedenen Bereichen wie Sozialpädagogik, Schule und Polizei. Der Arbeitskreis war auch der Motor für die Gründung der Fachstelle sexualisierte Gewalt, die nun dessen koordinierende Stelle ist. "Das war viel Arbeit, wir mussten uns lange erklären – auch politisch", erzählte Michael Hartinger vom Arbeitskreis. "Aber es ist enorm wichtig, dass es in Amberg eine spezialisierte Fachberatung für sexualisierte Gewalt gibt. Denn häusliche und sexualisierte Gewalt sind nicht unbedingt das gleiche."

Ansprechpartnerinnen sind die beiden Pädagoginnen Marianna Neugirg und Alina Benedikt. Der Fachtag im September sei eine gute Gelegenheit, um auch mehr über die Fachstelle und den Arbeitskreis zu erfahren und Hemmschwellen abzubauen. "Wer ist da zuständig in der Region? An wen kann ich mich wenden? Das ist wichtig zu wissen", sagte Marianna Neugirg. "Wir möchten gezielt Möglichkeiten bieten, uns kennenzulernen." Und die Fachstelle sei eben nicht nur Anlaufstelle für Betroffene und deren Angehörige, sondern auch für Fachkräfte. "Auch eine Fachkraft kann nie alles wissen. Wir reden mit jedem, der Unterstützung braucht."

Drei Fachvorträge

Drei Referenten konnten für den Fachtag gewonnen werden: Peter Wasel, Gesundheits- und Sozialmanager und Sexualpädagoge, spricht über Sexualität und die psychosexuelle Entwicklung des Menschen, Dr. Elisabeth Mützel von der Kinderschutzambulanz München hält einen Vortrag zu sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche aus rechtsmedizinischer Sicht und die Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Gertrud Skoupy referiert zu besonderen Auswirkungen bei Traumatisierungen durch sexuelle Grenzverletzungen und sexuelle Gewalt bei Kindern und Jugendlichen. Bei diesen verschiedenen Schwerpunkten sei für jeden etwas dabei, betonte Neugirg. Viele Fragen würden geklärt: "Was ist bei der sexuellen Entwicklung normal? Welche körperlichen Verletzungen können Anzeichen sein? Wie entsteht ein Trauma?"

Die vielen Kontakte und Ideen des Arbeitskreises hätten die Referentensuche enorm erleichtert, erzählt Benedikt. Um aufgrund der Corona-Pandemie kein Risiko einzugehen, habe man sich für eine digitale Veranstaltung entschieden. Anmeldeschluss ist der 1. September. Die Gebühr beträgt 50 Euro.

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Service:

Der Online-Fachtag

  • Termin: Dienstag, 20. September
  • Dauer: 9 bis 16 Uhr
  • Anmeldeschluss: 1. September
  • Teilnahmegebühr: 50 Euro
  • Anmeldung: per E-Mail (fachstelle.sg[at]skf-amberg[dot]de) oder Brief (Sozialdienst katholischer Frauen in Amberg, Studentenplatz 2, bzw. ab 15. Juli: Haager Weg 15)
 

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