Seit 2018 ist der Amberger Schlachthof schon kein Schlachthof mehr. Nun gibt es endlich Pläne für eine Nachnutzung: Eine Boulderhalle soll es werden. Vor rund einem Jahr bekam Oberbürgermeister Michael Cerny eine Mail von Simon Brünner. Er ist einer der Gründer von Blockhelden und betreibt gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Simon Herr zwei solcher Kletterhallen in Erlangen und Bamberg. Bei Cerny meldete Brünner Interesse am Standort Amberg an. Vom Schlachthof-Gelände hatte der Unternehmer da noch nie gehört.
"Wir haben gleich einen Termin ausgemacht", erzählte Cerny bei einem Pressetermin am Dienstag. "Uns war klar, dass Indoor-Sportangebote in Amberg fehlen, die Nachfrage aber definitiv da ist." Die Verantwortlichen machen Brünner und Herr mehrere Vorschläge, sprechen etwa sechs oder sieben Standorte durch. Stadtbau-Geschäftsführer Maximilian Hahn fährt mit den beiden Gründern dann unter anderem zum ehemaligen Schlachthof.
Liebe auf den ersten Blick
"Bei der Besichtigung hatte ich sofort Bauchschmerzen", sagte Brünner. Bauchschmerzen, weil er sich "sofort verliebt in die Details und den Charme" des Gebäudes, aber weiß, wie kompliziert die Umsetzung wird. "Brachen zu reaktivieren oder renaturieren, ist unglaublich schwierig und kostenintensiv", sagte auch Cerny. Umso glücklicher sei er deshalb, mit den Blockhelden Partner gefunden zu haben, die sich der Herausforderung stellen wollen. "Für einen Unternehmer ist die grüne, erschlossene Wiese, auf die er einen Neubau stellt, immer günstiger." Häufig gehe es nur darum, wie am schnellsten und billigsten abgerissen werden kann.
Cerny ist von der Idee der Indoor-Sporthalle im ehemaligen Schlachthof aber so überzeugt, dass das Projekt von der Stadt unterstützt werden soll. Der Schlachthof gehört derzeit der Stadtbau. Einen Teil des Geländes werde nun die Stadt erwerben und dann unter anderem den Mauer-Rückbau übernehmen und die Außenflächen gestalten. "Ich möchte mich auch bedanken, dass für die Stadtbau hier nicht nur der finanzielle Nutzen im Vordergrund steht", richtete sich Cerny an Geschäftsführer Maximilian Hahn. Auch Brünner betonte, dass eine Umsetzung nur dank des guten Zusammenspiels aller Beteiligten möglich sei. So konnten diese Woche bereits vorläufige Entwürfe präsentiert werden. Im Herbst 2021 soll die Boulderhalle fertig sein. Was das Projekt kosten wird, wollten die Verantwortlichen vorerst nicht verraten.
Großer Kinderbereich
Den ersten Plänen zufolge wird das gesamte Schlachthof-Areal geöffnet, draußen sollen ein Spielplatz und frei zugängliche Kletter-Blöcke entstehen. Drinnen wollen die Blockhelden eine Symbiose aus alt und neu schaffen. Ein Teil der Halle müsse abgebrochen werden, aber "der Altbau soll unbedingt erhalten bleiben", erklärt Brunner. "Wir stecken schon immer viel Geld in unsere Hallen und legen viel Wert auf Details und Tageslicht. Im Schlachthof haben wir gleich so viel Potenzial gesehen", führt er aus. "Lieber arbeiten wir länger und härter und schaffen etwas Einzigartiges."
Es entstehe auf 1100 Quadratmetern eine Boulderfläche mit rund 300 Routen, Platz für Yoga und Gastronomie, eine Cross-Fit-Box für spezielles Krafttraining und ein großer Kinderbereich. Brünner: "Wir haben gemerkt, dass das extrem nachgefragt wird." So bieten die Blockhelden auch Kurse an. Vormittags kämen in ihre Hallen in Bamberg und Erlangen häufig Kindergärten und Schulen. Auch Wettkämpfe richten die Blockhelden aus.
Die Boulderhallen der Blockhelden in Bamberg und Erlangen
"Bouldern ist Klettern auf Absprunghöhe", erklärt Blockhelden-Gründer Simon Brünner. "Ohne Absicherung." Vorkenntnisse seien nicht nötig. "Jeder, der eine Leiter hochsteigen kann, kann auch bouldern", sagt der studierte Wirtschaftsingenieur und Industriedesigner. Das Alter spiele kaum eine Rolle. Auch Kinder und ältere Menschen hätten Freude an dem Sport.
"Es gibt keine Regeln, keine Noten oder Schiedsrichter. Diese Freiheit spricht viele Menschen an. Und: Fallen ist erlaubt." Für den Erlanger, der selbst mit Klettersport groß geworden ist und sein Hobby 2012 zum Beruf gemacht hat, ist Bouldern ein Gemeinschaftssport. "Man gibt sich gegenseitig Tipps und feuert sich an." An einer Wand seien zudem alle Schwierigkeitsstufen abgebildet, so könnten erfahrene Kletterer und Anfänger miteinander sporteln.
Auch langweilig werde es in der Halle nicht, dafür sorgt ein großes Mitarbeiter-Team. "Wir schrauben zweimal pro Woche die Griffe um." Bouldern sei ein Ganzkörpersport, doch der fange "nicht in den Armmuskeln, sondern im Kopf" an, wenn die Kletterer Wege suchen müssen. Brünner: "Wie Rätsel, die gelöst werden wollen."
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