Amberg
05.07.2019 - 10:41 Uhr

Klares Nein aus Kümmersbruck zu Autohaus

Die Überraschung kommt aus Kümmersbruck: Mit 24:0 Stimmen lehnt der Gemeinderat den Bau eines Premium-Autohauses an der Kreuzung der B 85 mit der AM 30 ab. Unter anderem bemängeln die Gemeinderäte die "viel zu vagen Planungen".

Schützt das Krumbachtal. Die Bauern entlang der AM 30 machen massiv gegen das geplante Autohaus auf Amberger Seite. Bild: Petra Hartl
Schützt das Krumbachtal. Die Bauern entlang der AM 30 machen massiv gegen das geplante Autohaus auf Amberger Seite.

(ass/e) Wer die AM 30 von Raigering nach Amberg fährt, kann die Plakate nicht übersehen, die eine Zerstörung des Krumbachtales befürchten. Hintergrund ist die Absicht, im Kreuzungsbereich der B 85 mit der AM 30 ein neues Gewerbegebiet zu gründen, in dem sich zunächst einmal ein Autohaus ansiedeln will. Das Thema war im Amberger Stadtrat sehr ausgiebig unter dem Aspekt des Flächenfraßes diskutiert und mit neun Gegenstimmen auf den Weg gebracht worden.

Intensiv beredet wurde jetzt auch im Kümmersbrucker Rathaus das Vorhaben, rund 300 Meter von der Kümmersbrucker Gemeindegrenze entfernt ein solches Autohaus zu bauen. Grund der Debatte: Die Gemeinde Kümmersbruck hat im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung zu diesem Vorhaben als Nachbargemeinde Stellung zu nehmen. Am Ende der Erörterung und bilanzierend musste Bürgermeister Roland Strehl einräumen: "Das hätte ich so nicht erwartet." Genau gesagt: Er hat nicht damit gerechnet, dass der Gemeinderat dem Vorhaben eine Abfuhr erteilt, wie sie deutlicher nicht sein kann: Mit 24:0 Stimmen hielt der Rat den Absichten der Stadt entgegen - einstimmig.

Es gab eine ganze Reihe von harschen Vorwürfen und Bedenken aus Kümmersbrucker Sicht. Richard Gaßner (SPD) sah in dem Gesamtvorhaben eine "direkten Eingriff in die Planungshoheit der Gemeinde", er vermutet negative Auswirkungen für Gärmersdorf und Moos. Und damit, so seine Folgerung, sei eine Entwicklung der Gemeinde "mit Wohnhäusern dort vorbei".

Gaßner warf den Ambergern "keine vernünftige Regionalentwicklung" vor. Josef Flierl (SPD): "Da gehört kein Gewerbegebiet hin." Auch angesichts der Tatsache, dass die Stadt Amberg quasi gegenüber an den Franzosenäckern unterhalb des Kauflands genug leerstehende Möglichkeiten hätte. Und Gelegenheit, sich im Westen auszubreiten. Dabei wies Hans Hartinger (SPD) auf das ehemalige Autohaus Zinkl hin, man könne nicht ausschließen, dass das Premium-Autohaus "in zwei Jahren auch wieder zu macht".

Die massive Versiegelung von Flächen war ein weiteres Thema mit dem entstehenden Oberflächenwasser, das ja schließlich entsorgt werden müsse. "Und das fangen wir dann schlussendlich im Krumbach auf mit möglichen Überschwemmungen", befürchtet Thomas Pronath (CSU). Lärmschutz für Gärmersdorf war ein Thema und die hohen Emissionen, mit denen die Ortsteile belastet werden könnten. Als viel zu vage wurden die vorgelegten Planungen der Stadt eingestuft, geäußert als grundsätzliche Bedenken.

Stadt braucht mehr

Und die Folgen für den Bebauungsplan der Stadt Amberg? "Wir brauchen erst einmal eine offizielle Stellungnahme der Gemeinde Kümmersbruck, bevor wir etwas unternehmen", sagt Susanne Schwab, die Pressesprecherin der Stadt auf Nachfrage. "Vorher können wir keine Entscheidung treffen." Angemerkt

Hintergrund und Reaktionen:

Der Kümmersbrucker CSU-Fraktionsvorsitzende Markus Graf nennt im Gespräch mit Oberpfalz-Medien die drei Hauptgründe, warum der Gemeinderat der Nachbargemeinde so einmütig gegen das Projekt ist: „Es ist der falsche Ort, zu viel Bodenversiegelung und zu groß.“ Nicht nur seiner persönlichen Meinung nach passt das Premium-Autohaus überhaupt nicht an die vorgesehene Stelle direkt an der Grenze zwischen Amberg und Kümmersbruck. „Da renaturieren wir den Krumbach an dieser Stelle mit sehr viel Aufwand – und dann bekommen wir diese Mengen“, bemängelt er die in den Augen vieler Kümmersbrucker nicht sehr ökologische Bauweise des neuen Autohauses. „Das ist immer noch viel zu viel“, kommentiert Graf die vorausgegangenen Amberger Aussagen, hier werde ja schon besonders umweltfreundlich gebaut. „Ich verstehe die Stadt Amberg durchaus“, ergänzt Graf, aber eine Entwicklung müsse mit dem richtigen Augenmaß geschehen. „Und die Stadt Amberg macht ein neues Gewerbegebiet auch nicht attraktiver“, ergänzt Graf. Dafür existiere ja eine kommunale Vereinigung für die Suche nach geeigneten Gewerbeflächen. „Die gehören raus an die Autobahn und nicht in die Stadt.“ Ähnlich sagt es auch SPD-Fraktionsvorsitzender Werner Cermak: „Es geht um den Flächenverbrauch, es geht um die Bodenversiegelung und es geht darum, dass wir fürchten, dass das Gewerbegebiet immer näher an Gärmersdorf heranwächst.“ Seine Forderung: Die Stadt Amberg soll doch bitte das Autohaus woanders bauen lassen, nicht an dieser sensiblen Stelle. Ganz „neutral“ formuliert Kümmersbrucks Bürgermeister Roland Strehl (CSU) die Position seiner Gemeinde: „Man sollte es an dieser Stelle nicht machen.“ Drei Gründe seien in der Gemeinderatssitzung hauptsächlich gewesen für die Negativ-Entscheidung: Erstens fürchte man eine Salami-Taktik in Richtung Gärmersdorf, also eine spätere Ausweitung des Gewerbegebiets in Richtung Ortsgrenze. Dann ginge zweitens aus den vorgelegten Unterlagen nicht hervor, wie es mit den Emissionen, also der Umwelt- und Lärmbelästigung aussehe. Und drittens fürchte die Gemeinde, dass hier wieder Fläche versiegelt werde, die über den frisch renaturierten Krumbach entwässert werden müsse. „Ich selbst war leicht überrascht von der Reaktion, habe es aber akzeptiert“, erläutert Strehl seine Position. „Ich habe den Michael Cerny (Anm. d. Redaktion: Oberbürgermeister von Amberg) schon angerufen und es ihm persönlich mitgeteilt.“ Böses Blut zwischen den beiden Gemeinden fürchtet Strehl nicht, aber mehr Informationen fordert er für die nächste Verfahrensrunde.

Die große freie Fläche zwischen B85 und AM30 soll mit einem Premium-Autohaus bebaut werden. Der Kümmersbrucker Gemeinderat hat dem Ansinnen jetzt mit 24:0 Stimmen eine Abfuhr erteilt. Luftbild: Georgi
Die große freie Fläche zwischen B85 und AM30 soll mit einem Premium-Autohaus bebaut werden. Der Kümmersbrucker Gemeinderat hat dem Ansinnen jetzt mit 24:0 Stimmen eine Abfuhr erteilt.
Amberg05.06.2019
 
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