Auch ohne Torte fühlte sich der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche in Deutschland in der Videokonferenz mit rund 80 Teilnehmern des digitalen Landfrauentags des Bauernverbands (BBV) Amberg-Sulzbach am Dienstag sichtlich wohl. Dabei hatte er keine einfache Aufgabe übernommen: Als Hauptreferent sollte er die Frage „Was gibt Kraft in Pandemiezeiten?“ beantworten.
Als er vor eineinhalb Jahren seinen Besuch bei diesem Landfrauentag zugesagt habe, habe noch keiner ahnen können, dass diese Veranstaltung nicht in einer vollen Halle möglich sein würde. Und trotzdem, so betonte Bedford-Strohm, sei es doch wunderbar, was selbst in Zeiten eines Lockdowns möglich sei: „Wir können zusammen sein.“ Auch wenn eine Videokonferenz nicht dasselbe sei wie direktes Miteinander, sei sie doch besser, als alles abzusagen, lobte er die Bemühungen des Bauernverbands, die Zusammenkunft zumindest virtuell zu ermöglichen. „Dafür bin ich sehr dankbar. Der Landfrauentag würde mir wirklich fehlen.“
„Das Beste draus machen“
Bedford-Strohm warb in der Videokonferenz dafür, „die Situation anzunehmen“ und „das Beste draus zu machen“, auch wenn man merke, „dass wir alle im Moment eine verwundete Gesellschaft sind“. Die habe dem Virus anfangs gemeinsam getrotzt und auch „den ersten Lockdown gut geschafft“, dann aber vielleicht im Sommer den Dingen „zu sehr freien Lauf gelassen“. Jetzt finde sie sich in einer zweiten Lockdown-Phase. „Die ist schwierig.“ Geduld behalten, mit Erschöpfung umgehen, Einsamkeit – und „der Tod rückt näher“: All das seien „Dinge, die tun richtig weh“. Dazu komme noch die „Ungewissheit, die macht es so schwer“.
Woher soll man die Kraft nehmen, „die man braucht, um sich so einer massiven Herausforderung zu stellen?“ Bedford-Strohm beantwortete seine Frage gleich selbst und verwies auf „Unterstützung in der eigenen Familie, durch Freunde, Nachbarn – durch Gespräche, in denen wir die Erschöpfung und die Genervtheit teilen können“. Die „allergrößte Kraftquelle in dieser Zeit“ aber sei der Glaube: „Das sage ich nicht als Bischof, sondern als Mensch, der das selbst erlebt hat.“
Tägliche Video-Botschaft bei Facebook
Bedford-Strohm meint damit seine morgendlichen Video-Botschaften, die er seit dem 1. März regelmäßig per Facebook ins Internet stellt – mit Gedanken zu einem Bibelspruch, der dadurch oft für ihn selbst zum Leitspruch der Woche geworden sei: „Das Nachdenken darüber ist meine Kraftquelle.“ So könne man sich selbst motivierende Gedanken zur aktuellen Situation machen. Etwa zu jenem Lukas-Zitat, in dem es darum geht, „am Tisch des Herrn“ sitzen zu können: Miteinander essen und reden – genau das fehle jetzt vielen. Auch in der Kirche sei dies so – und führe zu der aktuell diskutierten Frage, ob man auch in der Pandemie das Abendmahl halten kann.
Die Frage, die sich mancher in dieser Krise stelle, „ist Gott überhaupt da?“, beantwortete Bedford-Strohm so: „Ja. Das kann ich sicher sagen: Gott ist da. Ich bin fest davon überzeugt, Gott ist ganz nah bei uns, wenn wir vor dem Abgrund stehen.“ Vielleicht sei der Glaube in der Pandemie auch eine „Übung im Warten“. Für Bedford-Strohm spielen gerade jetzt, „wo unsere menschlichen Möglichkeiten am Ende sind“, die „christlichen Kardinalstugenden Glaube, Liebe, Hoffnung eine zentrale Rolle“: Darin „steckt alles, was du jetzt brauchst“. Glaube beruhe ja letztlich auf Worten, auf den Geschichten, die die Bibel über Jesus erzähle. Tatsächlich finde man hier „alle Gefühle“, von Verzweiflung bis Hoffnung: „Und wenn du selber keine Worte mehr findest, kannst du dir die Worte aus der Bibel leihen“, sich damit Luft machen, aber auch Trost und Hoffnung finden.
Eine Quarantäne-Geschichte
Auch die Liebe sei eine „ganz starke Ressource in der Pandemie“. Die Hoffnung schließlich finde sich in der Bibel ganz besonders eindrucksvoll in der Geschichte von der Arche Noah. „Das ist eine Quarantäne-Geschichte mit einem guten Ausgang“, betonte Bedford-Strohm. Die Pandemie ist für ihn nicht nur Krise, sondern auch „eine Einladung zum bewussteren Leben“ und zu Dankbarkeit für alles, was in der Pandemie nicht mehr selbstverständlich sei. Dieser Ansatz, „Lerne, dankbar zu leben – das muss in die Seele einsickern“. Das könne durchaus in einem Gebet geschehen, oder, wenn man tagsüber einfach einmal kurz innehalte.















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