Amberg
11.04.2021 - 16:38 Uhr

Liste Amberg uneingeschränkt für den großen Radler-Test

Von der Tagesordnung für die nächste Stadtratssitzung ist das Thema erst einmal verschwunden. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Die Liste Amberg unterstützt den Radlversuch auf dem Altstadtring uneingeschränkt.

Bei der ersten Amberger Critical Mass im Juli 2019 mussten sich die Radfahrer die rechte Fahrspur des Altstadtrings noch durch schiere Masse erkämpfen. Jetzt soll dieser Bereich zum Test für eine Protected Bike Lane werden. Archivbild: Petra Hartl
Bei der ersten Amberger Critical Mass im Juli 2019 mussten sich die Radfahrer die rechte Fahrspur des Altstadtrings noch durch schiere Masse erkämpfen. Jetzt soll dieser Bereich zum Test für eine Protected Bike Lane werden.

Es soll "nur" ein Test sein, doch könnte von der zeitweisen Umwandlung einer Fahrspur des Altstadtrings zwischen dem großen Kreisverkehr und dem Ziegeltorplatz in eine "Protected Bike Lane" auch ein positives Signal für das Amberger Radverkehrskonzept ausgehen. Doch erst einmal stockt das Verfahren, von der Tagesordnung der nächsten Stadtratssitzung am 19. April ist das Thema verschwunden. Was wohl daran liegt, dass Verkehrs- und Bauausschuss zunächst eine gemeinsame Sitzung zu dem Thema inklusive Ortsbegehung haben wollen. Doch gerade Letzteres ist unter Corona-Bedingungen gar nicht so einfach zu bewerkstelligen.

Auch das Treffen der Liste Amberg (DLA) mit ihren Unterstützern wäre zu normalen Zeiten ein Ortstermin gewesen. So können sich die Beteiligten nur Online austauschen. Was der Qualität der Veranstaltung aber kaum einen Abbruch tut. Denn die Liste kann unter anderem auf die Expertise von Karl Wellnhofer, einem der Vizepräsidenten des Bayerischen Radsportverbands, zurückgreifen. Unter seiner Federführung entstand ein Positionspapier mit einer deutlichen Aussage: "Die DLA befürwortet uneingeschränkt diese Planung gemäß der Beschlussvorlage des Referats für Stadtentwicklung und Bauen."

Mut und Schwung aufgreifen

"Wir wollen diesen Mut und Schwung einfach aufgreifen", sagt DLA-Sprecher Martin Frey und signalisiert die "positive Zustimmung" der Liste zum Test. "Bisher gab es ja immer nur Auto, Auto und Auto", begrüßt auch Karl Wellnhofer den Schwung, den die fahrradfreundliche Verkehrsplanung mit diesem Schritt bekommen könnte. Bisher seien einige Maßnahmen aus dem Radverkehrskonzept zwar umgesetzt worden, das seien aber eher Dinge im Hintergrund gewesen. "Jetzt geht man zum ersten Mal so richtig plakativ an die Öffentlichkeit." Schließlich sei die Schaffung einer eigenen Radspur auf dem Altstadtring eine sehr öffentlichkeitswirksame Maßnahme. "Aber es wird auch Zeit, dass wir verkehrstechnisch endlich aus dem 20. Jahrhundert herausfinden."

Natürlich muss man nach Aussage des Radexperten Wellnhofer die Probleme sehen, die mit diesem Versuch verbunden sind. Doch seien es keine, die sehr groß ins Gewicht fallen würden, so sagt er. Werde beispielsweise die neue Bike Lane wie vorgesehen nur im Einbahnmodus in Richtung Ziegeltor angelegt, entstünden keine größeren Probleme mit den Einmündungen an Post, Bahn oder Mariahilfbergwerg. "Es ist nicht mit größeren Behinderungen zu rechnen", urteilt Karl Wellnhofer, der darüber hinaus für zusammenhängende Strecken für die Radfahrer im Stadtgebiet und darüber hinaus plädiert. "Ich muss immer daran denken, wie das verkehrstechnisch angebunden ist."

Aber gibt es überhaupt einen Bedarf für mehr Platz für Radfahrer im Stadtverkehr? Eine, die es wissen muss, ist Gerlinde Köder, die gemeinsam mit anderen die Critical Mass auf die Beine gestellt hat. "Das brauchst Du gar nicht machen, da radelt eh keiner mit", sei ihr beim Start im Juli 2019 gesagt worden. "Gekommen sind dann mehr als 500 Menschen, die rund um die Altstadt gefahren sind." Der Boom habe angehalten, weil eine breite Basis für mehr Radverkehr in Amberg bestehe. Aus diesem Grund werde die Critical Mass zum Start der Klimaschutzwoche am 30. April wieder auf die Strecke gehen. "Ich finde den Testballon sagenhaft", sagt Gerlinde Köder.

Erinnerungen an früher

Aber was ist mit den Kritikern, die sich vor allem in den Sozialen Medien zum Teil sehr aggressiv gegen den Test ausgesprochen haben? "Dass sich Leute zu Wort melden, die emotionalisieren, kann nicht ausbleiben", erkennt Karl Wellnhofer bekannte Muster. Und Albert Schindlbeck erinnert sich gerne daran, wie es in den 1970er Jahren gewesen ist, als in Amberg eine Fußgängerzone eingerichtet werden sollte. "Da waren zunächst gewaltige Widerstände von Autofahrern und Geschäftsinhabern da." Heute werde der Effekt der Fußgängerzone hingegen sehr positiv empfunden. Eventuell könnte das auch eine Blaupause für das Radverkehrskonzept sein, so denken die Vertreter der Liste Amberg.

Kommentar:

Klimawandel macht vor Amberg nicht Halt

Wer sich einmal die Mühe macht, sich an die Bahnhofstraße zu stellen und zu beobachten, wer mit dem Auto in die Innenstadt fährt, wird überrascht sein. Es sind nicht die Alten und Gebrechlichen, denen der Weg vom Parkhaus ins Zentrum nicht mehr zuzumuten ist, es sind vor allem junge Leute, die vom Kreisel aus ihre Runde durch die Altstadt drehen. Leute die einfach nicht zu Fuß gehen wollen, die oft auch nicht einsehen, dass sie etwas von ihren Auto-Privilegien abgeben sollen. Sollen doch bitte die Radler durch den Stadtgraben fahren und den vierspurigen Ring denen überlassen, denen er nach eigener Auffassung natürlich zusteht. Ein kurzsichtiger Gedanke allemal. Denn Radfahren ist aktiver Umweltschutz. Der Klimawandel macht mit Sicherheit vor Amberg nicht Halt, da werden die Autofahrer diese eine Fahrspur wohl verkraften können.

Andreas Ascherl

OnetzPlus
Amberg07.04.2021
 
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