Warum man Welpen nicht aus dem Kofferraum kaufen sollte

Amberg
07.10.2020 - 09:17 Uhr
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„Der illegale Welpenhandel, das ist ein Riesenmarkt, ein Riesengeschäft“, sagt Achim Kuchenbecker, der Pressesprecher der Polizeiinspektion Amberg. Doch der Käufer habe dabei nur scheinbar finanzielle Vorteile.

Der Deutsche Tierschutzbund verortet das Geschäftsmodell des Welpenhandels vor allem in Osteuropa. (Symbolbild)

Vor einigen Wochen meldete ein Zeuge auf dem Kaufland-Parkplatz eine Person, die aus dem Kofferraum eines Autos mit slowenischem Kennzeichen Welpen verkaufe. Weil der Anruf bei der Polizei mit größerer Verzögerung erfolgte, war der Welpenhändler schon weg, bis die Streife eintraf. Doch das System, das hinter solchen Aktionen steckt, ist der Polizei wohlbekannt.

Zwar müsse man unterscheiden, ob der Verkauf gewerblich oder privat erfolge, sagt Pressesprecher Kuchenbecker. Doch für gewöhnlich stecke hinter derartigen Geschäften eine ganze „Litanei an Verstößen“. Alleine der Transport nach Deutschland sei meist verkehrsrechtlich gar nicht statthaft. Wobei Kuchenbecker seine Warnung vor Welpenkäufen auf diesem Weg aber gar nicht so sehr an den rechtlichen Hemmnissen festmachen will: „Man tut einfach den Hunden nichts Gutes.“

Achim Kuchenbecker, der Pressesprecher der Polizeiinspektion Amberg, kennt die Praktiken der Welpenhändler, die auf die Schnäppchen-Mentalität ihrer Käufer spekulieren.

Vor allem aus Osteuropa

Der Deutsche Tierschutzbund verortet das Geschäftsmodell des Welpenhandels vor allem in Osteuropa. Dort werden die Muttertiere, so lauten auch Kuchenbeckers Informationen, oft als reine Gebärmaschinen missbraucht und sofort getötet, wenn sie keinen Nachwuchs mehr zur Welt bringen können.

Die Welpen würden viel zu früh von der Mutter getrennt. Dadurch fehlten ihnen Immunstoffe aus der Muttermilch, sie seien anfällig für viele Krankheiten, ihr Gesundheitszustand werde ständig schlechter. „Wenn sie in Deutschland verkauft werden, sind sie zu klein und meist krank“, fasst der Polizeisprecher zusammen. „Schon der Transport ist oft eine Riesenqual für die Tiere und wegen der Schmerzen und dem Leid, das ihnen zugefügt wird, ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz.“

Tiere haben Verhaltensstörungen

Dazu hätten die Welpen große Defizite bei der Sozialisation, also Verhaltensstörungen sowohl den Menschen als auch anderen Hunden gegenüber. „Man will sich gar nicht vorstellen, was passiert, wenn so ein Hund ein Kleinkind beißt“, nennt Kuchenbecker eine mögliche Gefahr.

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Er weiß darüber hinaus: „Ein Großteil der Tiere stirbt bald.“ Oft einfach deshalb, weil sie nicht die vorgeschriebenen Impfungen bekommen hätten. Eigentlich kann ein Verkauf nur mit Impfnachweis über die Bühne gehen. Doch lassen sich die Käufer oft davon blenden, dass sie beim Kofferraum-Händler viel weniger zahlen müssen als bei einem seriösen Züchter.

Wenn der neue Eigentümer freilich die Impfungen nachholen und die Behandlung eines kranken Tieres auf eigene Kosten bestreiten muss, ist aus dem vermeintlichen Schnäppchen schnell ein Riesen-Verlustgeschäft geworden. „Und es ist noch die Frage, ob der Hund das überhaupt überlebt“, sagt Kuchenbecker.

Fälle für das Tierheim

Häufig landeten Tiere mit dieser Vorgeschichte zum Schluss im Tierheim. Kuchenbeckers Tipp, um ein solches Schicksal zu verhindern: gleich zu einem seriösen Händler gehen, wenn man einen Hund kaufen will. Den erkenne man häufig schon daran, dass er eine Homepage mit vielfältigen Informationen habe.

Einen weiteren abstoßenden Aspekt des Welpenhandels aus dem Kofferraum hat auch Sabine Falk, die Vorsitzende des Amberger Tierschutzvereins, kennengelernt: Diejenigen kleinen Hunde, die von diesen Händlern nicht an den Mann gebracht würden, entsorgten sie oft auf der Heimfahrt im Wald, weil sie jetzt nur noch einen Kostenfaktor darstellten und als größere Tiere keinen Profit mehr einbrächten.

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