Einmal selbst inmitten eines Orchesters zu sitzen, ist den Wenigsten gegeben. Wie es aber wäre wenn, lässt sich jetzt vom 18. bis 23. April bei mehreren Vorstellungen im Stadttheater Amberg ausprobieren. Und das ganz ohne tägliches und stundenlanges Üben vorab, die Pflicht aller Musikerinnen und Musikern vor der Konzert-Kür. Also Platznehmen auf der Bühne, Virtual-Reality-Brille auf und erleben, wie unterschiedlich Modest Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“ in den einzelnen Instrumentengruppen der Augsburger Philharmoniker klingen. Oder sich direkt mit ans Pult stellen und hautnah miterleben, wie Generalmusikdirektor und Dirigent Domonkos Héja alles im Griff hält.
Die Idee, ein Virtual-Reality-Konzert zu produzieren, lag für das Staatstheater Augsburg nahe. Das Haus verfügt über eine Digitalsparte und damit über ein Medium, das auch übergreifend eingesetzt werden kann, schreibt Anna-Sophia Kraus, Musikvermittlerin des Staatstheaters Augsburg, auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien: „Gerade während der Corona-Zeit wollten wir lokale Barrieren überwinden und in Kontakt mit unserem Publikum bleiben. Das ermöglicht auch die kulturelle Teilhabe im ländlichen Raum.“
Aufgezeichnet in Gersthofen
Modest Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“ als Werk der Wahl begründet sich zum einen damit, dass in der Orchesterfassung von Maurice Ravel verschiedene Instrumenten im Fokus stehen: „Deshalb haben sich bei der Produktion auch die verschiedenen Kameraperspektiven angeboten“, erläutert Staatstheater-Konzertdramaturgin Dr. Christine Faist. Zum anderen handelt es sich um ein Standardwerk der Programmmusik, das im Schulunterricht behandelt wird, und das daher auch gut für den Education-Bereich und Workshops an Schulen geeignet ist.
Aufgezeichnet wurde in mehreren Sessions vom 19. und 20. März 2021 in der Stadthalle Gersthofen. Von den exakt platzierten, unbemannten Kameras mal abgesehen eigentlich ganz normale Aufnahmen für den Dirigenten und die Orchestermitglieder, so Kraus. Die Technik hatte es allerdings schon in sich: Unter anderem waren vier 360-Grad-Kameras an verschiedenen Positionen mitten im Orchester im Einsatz, um später mit der Virtual-Reality-Brille das Drehen in alle Richtungen und das Einnehmen verschiedener Perspektiven zu ermöglichen. Jede der Kameras war ausgerüstet mit insgesamt sechs rundum angeordneten Objektiven mit einem Öffnungswinkel von je 200 Grad. Eine spezielle Software setzte im Anschluss alle Bilder so zusammen, dass die Aneinanderreihung der Bilder ein stereoskopisches 360-Grad-Erlebnis erschafft.
Mittendrin statt nur im Zuschauerraum
Bei der Klangaufzeichnung arbeitete man mit einem immersiven Aufnahmeverfahren, dafür wurden spezielle Mikrofone an allen vier Kameras angebracht. Zusätzlich wurde jedes Instrument einzeln mikrofoniert: „Bei der binauralen Wiedergabe über den Kopfhörer (»Kopfhörer-Stereofonie«) entsteht dadurch ein authentischer, dreidimensionaler Klangeindruck von höchster Qualität“, erläutert Kraus.
Das Publikum reagiert begeistert auf dieses innovative Klang- und Raum-Erlebnis: „Am spannendsten wird die Perspektive des Dirigenten wahrgenommen, als Verbindung zwischen Dirigent und Orchester, mittels Blickkontakte und Körpersprache“, weiß Faist. Das immersive Musikerlebnis locke im Übrigen auch Menschen, die sonst nicht ins Konzert gehen.
Das wird in Amberg nicht anders sein. Die Veranstaltungen geben einen Konzert-Einblick, der sonst live nicht möglich ist, versprechen Kraus und Faist: „Die verschiedenen Instrumentengruppen können aus der Nähe betrachtet werden. Man befindet sich mitten im Orchester und wird Teil des Orchesters. Auch der Klang ändert sich je nachdem, wo man steht. Man hört die Instrumente neben sich und hinter sich.“ Eben mittendrin und nicht nur vom Zuschauerraum aus dabei. Nicht zu vergessen das Gemeinschaftserlebnis vor und nach dem Virtual-Reality-Konzert, das den Austausch fördere und die Möglichkeit gebe, sich in der Gruppe wie in einem Orchester zu fühlen – zumal an einem Theaterort, so Faist.
Zu den Aufführungen
- Bilder einer Ausstellung - Virtual Reality in 360 Grad, Konzertaufzeichnung mit den Augsburger Philharmonikern unter Domonkos Héja
- Termine: Donnerstag, 18. April um 17 Uhr, 19 Uhr und 20.30 Uhr jeweils im Bühnenraum des Stadttheaters Amberg
- Tickets: Tourist Information Amberg unter Tel. 09621/101233 oder unter www.stadttheater.amberg.de
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