Amberg
23.05.2023 - 16:20 Uhr

Pilotprojekt ermöglicht „Zeitintensive Betreuung im Pflegeheim“

Menschen am Lebensende brauchen meist mehr Betreuung. Dafür reicht aber der Stellenschlüssel im Pflegeheim nicht aus. Ein Pilotprojekt in der Region hilft jetzt.

Seit 1. Mai beteiligen sich drei Pflegeheime in der Region Amberg-Sulzbach gemeinsam mit dem Hospizverein an einem Pilotprojekt, das mehr Zeit für die Betreuung am Lebensende abdeckt. Beim Hospizverein Amberg wurde das Projekt „Zeitintensiven Betreuung im Pflegeheim (ZiB)“ jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die Idee der „Zeitintensiven Betreuung im Pflegeheim (ZiB)“ zieht Kreise. Das wurde bei der Auftaktveranstaltung beim Hospizverein Amberg deutlich. Dabei ging es auch um Paula Kubitschek-Vogel – eine reiche Dame, die mit ihrem Mann in München lebte. Als ihr Mann sehr krank war, hat sie leidvoll erfahren müssen, wie wichtig eine zeitintensive Betreuung und Pflege am Lebensende ist. Nach dem Tod ihres Mannes gründete sie deshalb die "Paula-Kubitschek-Vogel-Stiftung". Sterben in Würde "soll kein Privileg für wenige Reiche sein, war ihr ein großes Anliegen", erzählte Angela Rademacher, heute die Geschäftsführerin der Stiftung. Seit 17 Jahren gibt es diese jetzt schon. 12 Millionen Euro hat sie laut Rademacher bisher in die Betreuung am Lebensende investiert.

"Eine Herzensangelegenheit"

Dr. Frank Dodoo-Schittko, Referatsleiter am Bayerischen Gesundheitsministerium und gebürtiger Amberger, konnte davon berichten, dass dem Bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek das ZiB-Projekt „eine Herzensangelegenheit“ sei und flächendeckend ausgelegt werden sollte. Das Ministerium habe bereits eine Studie auf den Weg gebracht, die das Projekt wissenschaftlich quantifiziert.

Marcus Hecke ist der Regionalkoordinator der Stiftung in Nordbayern. Er begleitet die Hospizvereine als Träger des Projekts. In Bayern gibt es bereits 14 Hospizvereine, die in rund 50 stationären Pflegeeinrichtungen das ZiB-Modell umsetzen, finanziell unterstützt von der Paula-Kubitschek-Vogel-Stiftung. In Amberg-Sulzbach beteiligen sich als Kooperationspartner das Wallmenich-Haus vom BRK in Amberg, das Seniorenheim des Diakonievereins Amberg und das Caritas-Haus St. Barbara in Sulzbach-Rosenberg. „Ich habe bei allen drei Einrichtungen offene Türen eingerannt“, lobte Hecke die Bereitschaft der drei Häuser bereits bei der ersten Kontaktaufnahme.

20 Stunden mehr

Sechs Pflegekräfte mit der Zusatzausbildung Palliative Care werden nun seit 1. Mai in den drei Pflegeeinrichtungen eingesetzt. 20 Stunden stehen jeder dieser ZiB-Pflegekräfte zusätzlich pro Monat für die intensive Betreuung Schwerkranker am Lebensende zur Verfügung. Finanziert wird dies aus Mitteln der Paula-Kubitschek-Vogel-Stiftung. Auf ein Jahr ist diese Förderung begrenzt. Angela Rademacher wünscht sich, „dass ZiB regelfinanziert wird“. Dies dürfte allerdings angesichts der Tatsache, dass bereits über 30 Prozent der hochaltrigen Menschen in Pflegeeinrichtungen sterben, aus Kostengründen noch in weiter Ferne sein.

 
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