Wie wird ein Gesetz gemacht? Wie läuft die Arbeit in den Ausschüssen ab? Wie organisieren die Fraktionen Mehrheiten? Um das zu erfahren, schlüpften rund 50 Neunt- und Zehntklässler der städtischen Wirtschaftsschule am Montag in die Rollen von Landtagsabgeordneten - und probierten es einfach selber aus. Sie machten mit beim Planspiel "Der Landtag sind wir" und lernten dabei ganz praxisnah, wie Demokratie funktioniert.
Günter Simmerl, stellvertretender Schulleiter und Sozialkundelehrer, hatte das interaktive Lernprojekt - ein pädagogisches Angebot des bayerischen Landtags in Kooperation mit dem Centrum für angewandte Politikforschung (C.A.P.) der Ludwig-Maximilians-Universität - zum wiederholten Male an die Schule geholt.
Drei Moderatoren des C.A.P. waren dafür aus München nach Amberg gekommen. Sie stellten die Regeln für das Planspiel auf: So bekam jeder Schüler zufällig die Aufgaben eines Landtagsabgeordneten zugewiesen. Damit war auch die politische Ausrichtung vorgegeben - es gab die Konservativen, Sozialen, Freien und die Ökologen. Die eigene Meinung sollte nun nicht mehr zählen. "Sie haben alle gut in ihre Rollen gefunden", lobte Stefan Ebert vom C.A.P.-Team die Jugendlichen.
Unterricht hautnah
Wie echte Politiker bearbeiteten diese dann zum Thema Verbraucherschutz in verschiedenen Fraktionen und Ausschüssen einen Gesetzentwurf, diskutierten darüber im Plenum und stimmten ab. Beobachtet wurden sie dabei von der Planspiel-Presse, diesen Part übernahmen Michael Büschel und Laura Taller. "Das war sehr interessant", sagte die 16-Jährige. "Wir waren in allen Ausschüssen und konnten überall einen guten Einblick gewinnen." Die Teamer des C.A.P. standen ihnen mit Rat und Tat zu Seite. "Alle Schüler haben super mitgemacht", betonte Ebert. "Besonders interessant war die Konsensfindung." Für die nämlich brauchten die Jugendlichen zwei Runden. Und auch danach wurde es nochmal richtig spannend. Für das Schlussplenum waren fünf Landtagsabgeordnete in die Amberger Schule gekommen: Harald Schwartz (CSU), Margit Wild (SPD), Christoph Skutella (FDP), Anna Toman (B 90/Die Grünen) sowie Stefan Löw (AfD). Und die Jugendlichen hatten sich zuvor einige Fragen überlegt.
So wollten sie von den Politikern wissen, wie die ihre jeweilige Partei ausgewählt hatten. Wild sollte die typische Woche einer Landtagsabgeordneten beschreiben, Schwartz erklären, weshalb er sich politisch engagiert und wieviel ein Abgeordneter verdient. Skutella gab einen Einblick, wieviele Mitarbeiter er beschäftigt und mit welchen Aufgaben diese betraut sind. "Man braucht Interesse und Neugierde. Und natürlich den Rückhalt der eigenen Partei und der Wähler", beschrieb Toman den Weg eines Politikers. Wie wenig Freizeit einem Landtagsabgeordneten bleibt, schilderte Löw.
"Es ist nicht einfach, an das Planspiel ranzukommen, weil es so begehrt ist", erklärte Simmerl. Umso glücklicher ist der Konrektor, dass es nun sogar zwei Jahre in Folge geklappt hat. "Das ist wirklich eine lohnende Sache für die Schule. Die Schüler werden ganz anders an das Thema herangeführt und nehmen wirklich viel mit." Die Jugendlichen bekämen einen tieferen Einblick und Verständnis für komplexe Abläufe.
Rege Teilnahme
Dass das Planspiel das Interesse der jungen Leute geweckt hatte, zeigte sich auch, als die Diskussion mit den Abgeordneten politischer wurde. Bei deren Statements zum Thema Klimaschutz kamen viele Zwischenfragen von den Schülern. Ebenso nutzten die Abgeordneten die Gelegenheit, sich an die jungen Menschen zu richten. "Politisches Engagement - auch von den Mädchen", forderte Toman. Schwartz sprach sich für "Mut und Zuversicht" aus. Denn die Jugendlichen würden mit besten Voraussetzungen starten. "Es ist wichtig, sich eine Meinung zu bilden und diese auch zu vertreten", erklärte Wild. "Dafür muss man aber auch informiert sein und kritisch hinterfragen."
Selbst nach Ende der Veranstaltung nutzten noch einige Schüler den Moment, um Gespräche mit den politischen Vertretern zu führen. Günter Simmerls Fazit des Tages: "Wir werden uns auf jeden Fall nächstes Jahr wieder für das Planspiel bewerben."
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