„Wir lernten nicht nur einen außergewöhnlichen Berg kennen, sondern auch einen außergewöhnlichen Menschen!“ Thomas Rahn vom Veranstalter „hin und weg“ fasste in einem Satz zusammen, was die zahlreichen Zuhörer im Amberger Kongresszentrum am Montagabend zwei Stunden lang erleben durften. Mit beeindruckenden Bildern schilderte die inzwischen 78-jährige Bergsteiger-Legende Reinhold Messner, wie der Nanga Parbat nicht nur zu seinem „Schlüsselberg“, sondern auch zum Grab seines Bruders wurde.
Mit seiner Ankündigung („Sie werden heute von dem Berg jedes Detail kennenlernen“) hatte Messner nicht zu viel versprochen. Zwar ist der Nanga Parbat, der „nackte Berg“, wie er in der Sprache der Einheimischen heißt, mit seinen 8125 Metern nur der neunthöchste Berg der Welt, er gilt aber als der schwierigste. Lange Zeit war er auch der „Schicksalsberg der Deutschen“ gewesen, sagte Messner. Drei Versuche deutscher Expeditionen vor dem Zweiten Weltkrieg (1932, 1934 und 1937) scheiterten und forderten zahlreiche Tote. Es war Hermann Buhl, ein österreichischer Alpinist, dem es 1953 als ersten Menschen gelang, den Berg zu bezwingen.
In rund 8000 Metern Höhe
1970 bekamen auch Reinhold Messner und sein Bruder Günther die Einladung, an einer Expedition auf den Nanga Parbat teilzunehmen. „Mein Bruder und ich waren besessen, diesen Gipfel zu besteigen“, erzählte Messner. Der heute 78-jährige Alpinist beschreibt in bewegenden Worten, was sich damals abspielte in rund 8000 Metern Höhe. „Es waren die schlimmsten Stunden meines Lebens. Ich wusste, mein Bruder ist tot. Der Abstieg war eine 4000 Höhenmeter lange Verzweiflung“, schildert Messner die Ereignisse an diesem 29. Juni 1970, als er seinen Bruder bei der Überquerung des Gipfels verloren hatte und selbst allein den Abstieg wagte.
Eine Lawine hatte seinen Bruder erfasst und in den Tod gerissen, wie sich später herausstellte. Erst 35 Jahre später, im Jahr 2005, fanden Bergsteiger Überreste von ihm. Mit einer Feuerbestattung wurde er am Berg beigesetzt. Ein Grabstein mit dem Datum 29.06.1970 steht heute noch an dieser Stelle. Damit endete ein dunkles Kapitel in der Geschichte des Südtirolers. Lange Zeit hatten sogenannte „Verschwörungstheorien“, wie Reinhold Messner die Vorwürfe bezeichnete, die Familie sehr belastet.
Besteigung im Alleingang
1978, acht Jahre nach diesen tragischen Geschehnissen, kehrte Reinhold Messner noch einmal zu seinem „Schlüsselberg“ zurück. Als ersten Menschen gelang ihm die Besteigung im Alleingang. „Ich war jetzt auch psychisch in der Lage, lange Zeit allein am Berg zu sein“, erklärte er. Messner läutete damals mit dieser Leistung eine neue Form des Alpinismus, den sogenannten Verzicht-Alpinismus, ein. „1970 hatten wir neun Tonnen Ausrüstung auf den Berg genommen, jetzt hatte ich 60 Kilogramm dabei“, erzählt er.
Inzwischen hat Messner auch eine kulturelle Verantwortung für die Auseinandersetzung zwischen Mensch und Berg übernommen, wie er selbst sagt. Mit seiner Stiftung errichtete er zum Beispiel für die Kinder der Einheimischen in diesem Himalaya-Gebiet mehrere Schulen. In seiner Heimat Südtirol schuf er mehrere Museen, unter anderem „MMM“, das Messner Mountain Museum auf dem Gipfelplateau des Kronplatzes im Pustertal.
Respekt gegenüber den Bergen
Es ist die letzte Tour der großen Bergsteiger-Legende Reinhold Messner. Sie führt ihn aber nicht in die Berge, sondern in die Städte. Man gewinnt den Eindruck, Reinhold Messner braucht sie, um die Geschehnisse an seinem „Schlüsselberg“ zu verarbeiten. Vor allem will er aber sein Erbe an die nächsten Generationen weitergeben, nämlich den Respekt gegenüber den Bergen.



















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