Weite Teile der Stadt Amberg sind inzwischen an das Glasfasernetz angeschlossen oder verfügen zumindest über Internet mit Download-Raten zwischen 100 und 250 Mbit. Doch dazwischen und vor allem an den Rändern der Stadt kämpfen Privatpersonen und Firmen noch immer mit zum Teil erheblichen Problemen. Um diese weißen oder grauen Flecken zu beseitigen, haben der Bund und der Freistaat Bayern öffentliche Förderprogramme für die Kommunen aufgelegt. Wenn man denn hineinkommt – und auch drin bleibt.
Nun ist es der Stadt Amberg passiert, dass sie sich für das Graue-Flecken-Förderprogramm des Bundes beworben hatte. Weil hier der finanzielle Eigenanteil der Stadt sehr überschaubar geblieben wäre. Da aber viele Städte und Gemeinden auf die gleiche Idee gekommen sind, hat der Bund irgendwann im vergangenen Jahr die Reißleine gezogen und das laufende Programm gestoppt. "Uns wurde letztes Jahr kurz vor 12 Uhr der Stecker gezogen", so Bastian Schmiofski von der Planungsfirma IKT aus Regensburg, die für die Stadt Amberg hier beratend tätig ist. Schmiofski stellte in Folge am Donnerstag im Hauptausschuss die Möglichkeiten vor, die der Stadt jetzt bleiben, um doch noch eine Förderung zu bekommen.
Zwei Möglichkeiten vorhanden
Möglichkeit eins: Man versucht es erneut im inzwischen wieder aufgelegten Bundesprogramm. Der Vorteil dabei: Egal, wie hoch die Ausbaukosten pro "Adresse" am Ende sein werden – der Bund zahlt. Der Anteil der Stadt läge damit deutlich unter zehn Prozent. Was bei einer Gesamtsumme von rund 2000 förderfähigen Adressen und Ausbaukosten von bis zu 10.000 Euro pro Adresse ein hübsches Sümmchen wäre, das sich die Stadt Amberg da sparen könnte. Der Nachteil: Die Stadt müsste sich über ein Punktesystem für die sogenannte "fast lane" qualifizieren, auf der ein sofortiger Ausbau des schnellen Internets erfolgen würde. Allerdings, so rechnete Bastian Schmiofski am Donnerstag vor, steht Amberg hier aktuell bei nur 80 von 500 möglichen Punkten. Es kann also dauern und dauern. Oder wie es Schmiofski sagte: "Auch auf der langen Leine wird Amberg nicht gleich dabei sein."
Die schlechte Punktbewertung liegt unter anderem daran, dass eine allgemeine Markterkundung des Bundes ergeben hat, die Wahrscheinlichkeit, dass ein eigenwirtschaftlicher Ausbau des Internets durch einen großen Anbieter wie Telekom, Vodafone oder andere vorgenommen wird – und damit nicht öffentlich gefördert werden muss –, liege bei 98 Prozent. In der Realität aber hat sich laut Schmiofski gezeigt, dass trotz mehrerer Ausschreibungen dieser Baulose null Interesse bei irgendjemand vorhanden war, sich hier zu engagieren. "Unsere Arbeit spricht eine andere Sprache als die Potenzialanalyse."
Gigabit-Programm des Freistaats
Bleibt Möglichkeit zwei: Das Gigabit-Programm des Freistaats Bayern. Das würde in Amberg rund 1500 förderfähige Adressen umfassen, hat aber einen entscheidenden Nachteil: Bei acht Millionen Euro Förderung ist Schluss. Alles, was darüber liegt, muss die Stadt selbst aufbringen. Was der Grund war, warum man nicht schon früher auf diesen Zug aufgesprungen ist. Legt man nämlich die maximalen Ausbaukosten von 10.000 Euro pro Adresse zugrunde, müsste sich die Stadt mit fast sieben Millionen Euro beteiligen. Geld, das Kämmerer Jens Wein nicht dafür ausgeben will und auch nicht in seinem Haushalt hat. Nun sind aber in der Zwischenzeit die Tiefbaukosten in diesem Sektor stark gesunken. Teilweise auf deutlich unter 6000 Euro pro Adresse, wie Bastian Schmiofski wusste. Hier wird dann das bayerische Programm wieder interessant. Denn dann bleibt der städtische Part bei zum Teil deutlich unter einer Million Euro – weil es ja die festen acht Millionen Euro an Förderung gibt.
Und man könnte im Prinzip sofort loslegen. "Das Geld haben wir im Haushalt und wir müssten keine erneute Markterkundung machen", nannte Kämmerer Jens Wein die entscheidenden Vorteile. Wobei er vorschlug, den für die Stadt dann finanziell nicht ganz risikolosen Ausbau zur Sicherheit in zwei unterschiedliche Lose aufzuteilen. Um bei plötzlich wieder ansteigenden Baupreisen zu vermeiden, trotzdem mehrere Millionen Euro zuzahlen zu müssen. Diesen – bayerischen – Weg wird die Stadt Amberg nun einschlagen. In der Hoffnung, mit einem schnellen Beginn in den Genuss der noch günstigeren Tiefbaukosten zu kommen. Aber auch mit dem Wissen, dass damit das Ziel noch nicht erreicht werden kann, Glasfaser für ganz Amberg zu bekommen. "Für die Bereiche zwischen 100 und 250 Mbit gibt es derzeit keine Lösung", so Oberbürgermeister Michael Cerny mit Blick in die Zukunft, in der wohl diese heute noch hervorragenden Übertragungsraten nicht mehr ausreichen werden.
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