Starkbierzeit beginnt: 50 Bockbierfeste in den Wirtshäusern Ambergs

Amberg
24.02.2023 - 14:20 Uhr
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Zum Abc des Bierbrauens gehört die Deklination des Bockbiers: Biere, deren Namen auf -atus enden sind einfache Böcke. In Amberg steht aber meistens -ator am Ende. Was das bedeutet, erklärt ein Brauer.

Es schäumt und dampft im Sudkessel der Brauerei Winkler. Hier, in der Altstadt, neben dem ehemaligen Kaufhof, befindet sich eine der sechs verbliebenen Braustätten Ambergs. Brauereichef Max Winkler hat hier seinen Arbeitsplatz, in den kommenden Tagen und Wochen macht ihm seine Arbeit besonders Spaß. "Die Bockbierzeit ist immer etwas Besonderes in unserer Stadt", sagt er. So, wie der Ausschank des Starkbieres mit der Bernstein-Farbe in Amberg zelebriert wird, sei das kaum anderswo der Fall. "Das liegt an der Vielfalt, die unsere Stadt bieten kann." Bier-Liebhaber haben zwischen Aschermittwoch und Palmsonntag reichlich Gelegenheit, in den Gaststätten der Stadt verschiedene Starkbiere aus heimischer Produktion zu verkosten - deftiges Essen, Derblecken und Musik inklusive.

Barnabas lernte in Amberg

Amberg ist Bierstadt und zeigt das in der Fastenzeit - auch wenn das religiös motivierte Fasten in den 40 Tagen vor Ostern längst aus der Mode gekommen ist. Ohne das Fasten allerdings lässt sich die Geschichte des Bockbiers nicht erzählen. "Mit dem Starkbier haben sich die Mönche die strenge Fastenzeit etwas erträglicher gemacht", erzählt Winkler. "Wenn sie schon auf Essen verzichten mussten, durften sie wenigstens etwas Gehaltvolles trinken." Der berühmteste dieser Mönche, Bruder Barnabas (1750 bis 1795), hat das Bierbrauen im Paulanerkloster in Amberg erlernt. Barnabas ist längst eine Ikone der Bierliebhaber, beim Politiker-Derblecken auf dem Nockherberg in München wird der Klostermann wieder in Erinnerung gerufen.

Wenn es um Bock geht, dann mögen es die Amberger gerne doppelt. Doppelbock ist die Standard-Kategorie in der Amberger Bockbierzeit. "Bei der Klassifikation ist die Stammwürze ausschlaggebend", erklärt Winkler. Normales, helles Vollbier hat ungefähr 11 ode 12 Prozent Stammwürze, beim Bock sind es 16 und beim Doppelbock 18 Prozent. Alle, die sich nicht mit den Zahlen beschäftigen wollen, können sich mit dem Namen behelfen: Beim Doppelbock endet der Name immer auf "-ator", beim einfachen Bock auf "-atus".

Im Spätsommer eingebraut

Der Bock muss reifen. Das dunkle Bier, das jetzt mit dem beginnenden Frühling aus den Zapfhähnen der Amberger Brauereien spritzt, ist ein Kind des vergangenen Sommers. Ende August 2022 ist es eingebraut worden. "Es braucht ungefähr fünf Monate, bis es fertig ist", sagt der Brauermeister. Eine Zeit, in der ein hohes Maß an Sorgfalt und Pflege nötig ist. Der Reifeprozess erfordert zum Beispiel eine konstante Temperatur von 0 bis 2 Grad Celsius im Tank. "Da muss man in einem warmen September ordentlich runterkühlen." Der Produktionsprozess muss laufend kontrolliert werden, Ausrutscher können sich die Brauer nicht leisten. "Beim Bock handelt es sich um einen Sondersud. Den macht man einmal im Jahr. Da muss alles passen, da hat man nur einen Versuch", sagt Winkler. Er schmunzelt dabei wie einer, der haargenau weiß, was zu tun ist, damit dieses Unterfangen gelingt.

Bockbier trifft nicht jedermanns Geschmack. Das dunkle Gebräu ist etwas für Genießer. Winkler gibt Tipps, auch für die, denen eigentlich eher die hellen Sorten schmecken. "Einfach mal bewusst riechen und schmecken", rät er. Und auf die Farben achten, denn das Auge trinkt mit. Beigefarbener Schaum, dunkelrote bis schwarzbraune Farbnoten sind charakteristisch. Bock und Doppelbock sollten etwas wärmer getrunken werden als helle Biere. "Es schmeckt zu allem, was deftig ist." Wer zwei oder drei Halbe genießen will, sollte ein Zwischen-Wasser nicht vergessen, "dann geht nichts schief". Selbstverständlich ist die Teilnahme am Straßenverkehr danach tabu.

Ganze Stadt im Bockbier-Taumel

Winkler freut sich, dass er die Corona-Pandemie abhaken kann. Die vergangenen beiden Jahre hat er zwar auch einen Doppelbock gebraut, konnte dabei aber die Nachfrage nicht abschätzen. "Während der Pandemie haben wir immer nur einen Sud gemacht. Weil der Betrieb in den Gaststätten eingeschränkt war, haben wir weniger in Fässer abgefüllt, dafür mehr in Flaschen." Heuer geht es wieder zu wie früher.

Das zeigt auch ein Blick in die Terminkalender der Gastwirtschaften. Seit Tagen werben die Wirte für die bevorstehenden Bockbierfeste. Als Faustregel gilt: Wer an den kommenden Wochenenden bis Ostern Freitag- oder Samstagabend in die Altstadt bzw. bis zur Raigeringer Straße geht, hat die Qual der Wahl. Insgesamt finden allein in den Amberger Wirtshäusern 50 verschiedene Bockbierfeste mit Live-Musik statt. Dazu kommen noch zahlreiche Vereinsfeste und das zusätzliche Angebot in den Landkreis-Gemeinden.

Hintergrund:

Amberg und das Bockbier

  • In Amberg gibt es aktuell noch sechs aktive, privat geführte Brauereien: Bruckmüller, Kummert, Winkler, Schloderer, Sudhang, Sterk.
  • In der Fastenzeit finden in vielen Gaststätten der Stadt Bockbierfeste statt, besonders in den Brauereigaststätten.
  • Typisch für die Amberger Brauereien ist der Doppelbock mit 18 Prozent Stammwürze. Doppelbock-Biere enden auf "-ator", Bockbiere auf "-atus".
  • Bockbier muss etwa fünf Monate lang unter ständiger Qualitätskontrolle reifen. Eingebraut wird es bereits im Spätsommer.
  • Eine Ikone der Starkbiertradition ist der Paulanermönch Barnabas (1750 bis 1795), geboren als Valentin Still in Fischbach bei Nittenau. Barnabas erlernte das Brauerhandwerk im Paulanerkloster in Amberg.
 
 

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