Nach Taifun auf Philippinen effektive Hilfe aus Amberg

Amberg
09.01.2022 - 09:36 Uhr

Nach dem Zorn des Himmels ein Geschenk des Himmels: So wirkte in den vergangenen Tagen die Hilfsaktion von Marilou Amann auf den Philippinen nach Super-Taifun Rai. Die Ambergerin konnte einen Teil ihrer Spenden ins Notstandsgebiet umleiten.

Der Taifun drückt die Hauswände ein, das Dach stürzt zu Boden: Wie so vielen Menschen in der Region Visayas hat der Tropensturm Rai mit Geschwindigkeiten von über 200 km/h auch diesen beiden Kindern und ihrer Familie ihr eh schon bescheidenes Heim geraubt.

Nachrichten von den Philippinen erreichen Deutschland eher selten. Wenn, dann sind es meist Berichte von Naturkatastrophen, die nach kurzer Zeit aus den Medien wieder verschwunden sind. Das findet die Amberger Filipina Marilou Amann traurig. Denn die Konsequenzen solcher Ereignisse wirkten für die Betroffenen ja noch lange nach, ihre Not beginne erst, wenn sich die Blicke der Weltöffentlichkeit schon wieder abwenden.

Weihnachtshilfe rasch umgelenkt

Die 58-Jährige blieb insofern dran, als dass sie nicht nur die philippinischen Nachrichten im Internet vom ersten Tag der Katastrophe bis heute verfolgt, sondern kurz vor Weihnachten auch den Entschluss fasste, einen Teil ihrer alljährlichen Hilfsaktion zum Jahreswechsel auf eine der am schlimmsten getroffenen Inseln umzulenken. Dass es nurmehr ein Teil sein konnte, lag daran, dass der Super-Taifun Rai, der im Land Odette hieß, erst eine Woche vor Heiligabend auftrat.

Zu dieser Zeit war die regelmäßige Hilfsaktion der Ambergerin im Grunde schon geplant und durchstrukturiert wie immer - in ihr bekannten Gebieten, wo sie einst selbst gelebt hat und die Menschen, die wirklich arm sind, genau kennt. Dort kann sie auch auf die Mithilfe vieler Verwandter und Bekannter bauen, die sich ehrenamtlich in den Dienst der guten Sache stellen, so dass keine Kosten anfallen, sondern alle Spenden 1:1 ohne Abzug ankommen. Der familiäre Helferkreis kauft Lebensmittel vor Ort ein, packt sie gerecht verteilt in hunderte von identischen Säckchen, die ab Weihnachten bis über den Jahreswechsel hinaus an wirklich bedürftige Familien verschenkt werden.

Staat reagiert träge bis gar nicht

Diese Unterstützung ist natürlich auch im Taifungebiet, wo Tausende ihr Hab und Gut verloren haben, sehr willkommen, selbst wenn sie angesichts des Ausmaßes der Katastrophe nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, weiß Marilou Amann. "Aber Nahrungsmittel können wenigstens über die ersten Tage retten, bis die oft träge reagierende staatliche Hilfe anläuft, falls sie überhaupt kommt und entlegene Provinzen meist spät oder nicht wirklich erreicht", sagt die Ambergerin aus früheren Erfahrungen. Auch Ende 2013, Anfang 2014 hatte sie nach dem Jahrhundert-Taifun Haiyan zu helfen versucht.

Ordenshaus als Partner vor Ort

Diesmal entschied sie sich für die von Rai ebenfalls schwer getroffene Insel Bohol. Dorthin konnte die 58-Jährige am schnellsten Kontakt aufbauen und vorhandene Strukturen rasch nutzen. Denn der Orden ihrer Cousine, der Nonne Maria Lani Saligumba, ist auch auf Bohol in der Gemeinde Catigbian mit einem eigenen Haus vertreten. Die nahe Verwandte und seit Jahren für Amann tätige Partnerin vor Ort - als solche ist Schwester Lani mit ihrer Kongregation auch für die Projekthilfe Dr. Luppa unterwegs - bat ihre Mitschwestern in Catigbian, die Nahrungshilfe zu organisieren. Diese taten das gerne - aus ebenso sozialem Antrieb, mit dem sie eh für "ihre" Armen arbeiten und so speziell schlimm getroffene Taifunopfer versorgen konnten.

So wurde ein Teil der Spenden aus Amberg und Umgebung in direkte Hilfe und einen Hoffnungsschimmer im Notstandsgebiet umgemünzt, schildert Marilou Amann. Dafür ist sie vor allem ihren Spendern aus Stadt und Landkreis dankbar. Und sie bezeichnet diese Unterstützung, die mittlerweile seit vielen Jahren auf ihre Bittbriefaktion immer zum Jahresende eingeht, ebenfalls als "Geschenk des Himmels". Heuer ganz besonders, denn es kamen insgesamt über 10 000 Euro von vielen Einzelspendern zusammen - ein Betrag, der Marilou Amann auch das Vertrauen zeigt, das ihr und ihren direkten Hilfsaktionen ohne jegliche Verwaltungskosten mittlerweile entgegengebracht wird. "Dafür bin ich unendlich dankbar", sagt die Ambergerin auch im Namen ihrer Landsleute im alten Heimatland ergriffen.

Falls sie neue Spenden erhält, möchte sie weiter helfen auf Bohol, vor allem Familien, die alles verloren haben und von vorne anfangen müssen. Selbst kleine Startkapitale für den (Wieder-)Aufbau von verlorengegangenen Kleinstgeschäften wären denkbar, weil diese Einkommensform laut Amann angesichts latent hoher Erwerbslosigkeit und fehlender Arbeitsplätze auf den Philippinen oft die einzige Überlebenschance ist. Dadurch könnten Betroffene obendrein rasch wieder auf eigenen Füßen stehen und für sich selbst sorgen, umreißt die Filipina einen weiteren Aspekt zur reinen Nahrungshilfe.

Spendenkonto bleibt geöffnet

Für Spenden zu ihrer Aktion kann sie das Sparkassen-Konto der Projekthilfe Dr. Luppa nutzen, die auf Wunsch auch Spendenquittungen ausstellt (dazu Adresse angeben sowie Stichwort "Taifunhilfe Marilou Amann"; Iban: DE05 7525 0000 0190 0200 08, Bic: BYLADEM1ABG).

Die ACI-Schwestern sind in Catigbian auf Bohol mit einem eigenen Ordenshaus vertreten und konnten so für die gerechte Verteilung der Hilfspakete an Taifunopfer sorgen, wofür sie der Aktion aus Amberg und ihren Spendern mit diesen Plakaten dankten.
Amberg15.11.2020
 
 

Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.