Manchmal hat man richtig Glück. Denn an sich hören sich die beiden Begriffe "Verleihung des Kulturpreises und der Kulturförderpreise der Stadt Amberg" erst einmal ziemlich zäh und ein bisschen auch langweilig an. Nimmt man aber die Veranstaltung dazu am Dienstagabend in die Wertung, dann ging im alterwürdigen Amberger Stadttheater so richtig schön die Post ab. Nun ist der diesjährige Träger des Kulturpreises, der ehemalige Stadtarchivar Johannes Laschinger, zwar für seinen hintersinnigen und verschmitzten Humor bekannt, die Bühne haben er und sein Laudator, der ehemalige Landeskonservator Michael Henker, aber am Dienstag nicht gerockt. Dies blieb den beiden neuen Trägerinnen des Kulturförderpreises, Amelie Klug und Rose Reinprecht, vorbehalten. Was vor allem Letztere, eine 15-jährige Schülerin des Dr.-Johanna-Decker-Gymnasiums, mit einer nicht zu widerstehenden Naturgewalt erledigte.
Springen wir aber ganz an den Anfang. Mit der Verleihung des mit insgesamt 6000 Euro dotierten Kulturförderpreis fördert – wie der Name schon sagt – die Stadt Amberg junge, hoffnungsvolle Nachwuchskünstler ein jeder Kunstrichtung. Jung und hoffnungsvoll sind sie beide. Amelie Klug ist gerade einmal 24 Jahre alt und hat trotzdem bereits eine umfassende musikalische Karriere hinter sich: Max-Reger-Gymnasium, Musikhochschule Würzburg, Gesangsunterricht, Cello, Gitarre, E-Gitarre, Ukulele, Klavier und Gesang – um nur ein paar Stichwörter zu nennen. Sie spielt im Würzburger Pop-Trio Cellotta und hat auch schon eine erste Single als Solistin veröffentlicht. In letzter Zeit geht die angehende Sonderpädagogin auch in Richtung Comedy. Ihr Eröffnungstitel "Ach Du liebes", eine Ode an ihr Handy, war da eine schöne Hinführung. Und auch im Gespräch mit dem schon etablierten Musiker Michael Dandorfer ließ sie immer wieder ihren Humor aufblitzen. Und wie sagt sie so schön: "Viele meiner Texte entstehen beim Fahrradfahren." Da kann eigentlich nix mehr schief gehen.
Eine kulturelle Naturgewalt mit 15 Jahren
Auftritt Naturgewalt: Rose Reinprecht, 15-jährige Sulzbach-Rosenbergerin und Schülerin der Dr.-Johanna-Decker-Schulen, eröffnet gleich einmal mit dem "Hausmeister Klaus"-Rap von Bummelkasten. Extrem schüchtern sei sie im Vorgespräch gewesen, erzählen später die beiden Laudatoren Stefan Reindl (Siemens) und Reiner Volkert (Kulturamt). Doch als es dann so weit ist, als es zum Preisträger-Interview kommt, haben die beiden Herren einfach nur verloren. Rose Reinprecht redet und redet, haut einen Witz nach dem anderen raus und lässt ihre Laudatoren dazwischen einfach nur verzweifeln – positiv gesehen natürlich. Und die soll wirklich erst 15 sein? Ist sie. Von Rose Reinprecht werden wir noch viel hören. Versprochen. Auch wenn sie heute schon ganz schön vorweisen kann: Die Sängerin und Pianistin ist Preisträgerin bei Jugend musiziert und dem sich anschließenden Wochenende der Sonderpreise (WESPE), sie arbeitet gerade an ihren Leistungsprüfungen in Gesang (D3) und Klavier (D2).
Woher Rose Reinprecht ihr Talent hat? Nun, Papa und Mama sind Vollblutmusiker. Musik war und ist schon immer ein elementarer Bestandteil ihres Lebens. Angeblich, so erzählt sie, hat sie die Mama schon im Mutterleib via Kopfhörer auf dem Bauch mit Mozart versorgt. Kann man sich gut vorstellen nach diesem Abend, die Mutter, die im Publikum sitzt, widerspricht da auch nicht. Stattdessen eilt sie hinter den Flügel, der auf der Bühne steht und stimmt mit der Band des Abends "Miracle" an. Bei dem Song beweisen dann Amelie Klug und Rose Reinprecht, welche Stimmgewalt hinter diesen beiden zarten Personen steckt. Dafür gibt es einen dicken Sonderapplaus samt stehenden Ovationen vom Publikum.
Ein Laudator hat es schwer
Die Stimmung hat zu diesem Zeitpunkt eine etwas höhere Euphorie-Stufe erreicht, ein bisschen tut einem der ehemalige Landeskonservator Michael Henker schon leid, der an dieser Stelle zur Laudatio für Johannes Laschinger, den neuen Kulturpreisträger der Stadt, schreiten soll. "Nach dem bisherigen Verlauf des Abends ist es schwer für mich", bekennt Henker. Aber er ist Profi und schafft es dann doch, sein Publikum wieder auf "normale" Preisverleihungstemperatur zu bringen. "Stadtarchivar, das könnt ja ein langweiliger Job sein", bekennt der ehemalige Landeskonservator. Doch nicht mit Johannes Laschinger.
Der gebürtige Straubinger hat in seiner Dienstzeit bei der Stadt Amberg seit 1987 unermüdlich publiziert – 150 Veröffentlichungen stehen zu Buche, er hat Vorträge gehalten, geforscht und gefunden. "Er hat über die hellen und dunklen Seiten der bayerischen und Amberger Geschichte geschrieben", so Henker. Und selbst im Amberger Schafkopfset sind seine Spuren deutlich zu erkennen. Weil eben Johannes Laschinger viel, viel mehr war und ist als ein langweiliger Aktenverwalter. Er habe eben viel für die Amberger Stadtkultur getan, so Michael Henker, der Kulturpreis sei daher mehr als verdient.
Amberg-Forschung verändert
Was übrigens auch die Auswahl-Jury so gesehen hat. Laschinger selbst ist an diesem Abend durchaus gerührt. In seiner kurzen Ansprache erzählt er, wie er 1987 angefangen hat, zur und über die Stadt Amberg mehr herauszufinden, als ohnehin schon bekannt war. Sehr schnell habe er die bereits bekannten historischen Stollen der Bergbaustadt verlassen und sei vorgedrungen in neue Flöze des Wissens. Und tatsächlich: Wer heute auf die Ergebnisse der Archiv-Forschung der vergangenen Jahrzehnte schaut, wird ein ganz anderes Amberg entdecken, als man es vor Johannes Laschinger gekannt hat. Der übrigens keineswegs gewillt ist, nach seiner Pensionierung auch seine heimische Schreibstube zu verlassen und das süße Nichtstun zu genießen. Das wäre dann nicht Johannes Laschinger. Nicht nur für ihn gab es zum Abschluss von den beiden Förderpreisträgerinnen Rose Reinprecht und Amelie Klug ein hoffnungsfrohes "Over the rainbow". Das hat es dann schon noch gebraucht, bevor es zum anschließenden Empfang ging.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.