In Aschach (Freudenberg/Landkreis Amberg-Sulzbach) lebt und arbeitet das Künstler-Paar Hanna Regina Uber und Robert Diem, das derzeit die südkoreanische Künstlerin Youn Ah-Suk zu Gast hat. Diese verbringt einen einjährigen Studienaufenthalt in Düsseldorf, wohnt dort mit Mann und Tochter, und nutzt die Gelegenheit, sich und ihre Arbeiten als Gast-Ausstellerin bei ihren Freunden in Aschach zu präsentieren. Uber und Diem zeigen hier aber auch eigene Werke, darunter zwei, die gerade erst entstanden sind. Zur Vernissage am Freitag, 24. Juni, um 19 Uhr sind alle Kunst-Interessierten ins Kunstprojekt im alten Pfarrhof in Aschach (Freudenberg/Landkreis Amberg-Sulzbach) eingeladen.
Über die Akademie der bildenden Künste Nürnberg und den Amberger Kunstverein A.K.T. waren Hanna Regina Uber und weitere Künstler aus dem Amberger Raum vor acht Jahren Gäste einer Ausstellung des südkoreanischen Kulturvereins in der Stadt Daegu. Uber präsentiert dort ihre Installation "My Beloved Overhead Power Line" ("Meine geliebte Überlandleitung") und beschäftigt sich mit der Historie der geteilten Länder Deutschland und Korea. Im "SmilingArts Centre" in Daegu lernte Uber ihre südkoreanische Künstler-Kollegin Youn Ah-Suk kennen und blieb seither mit ihr in Kontakt. Weitere Treffen in Berlin und auch schon einmal in Aschach folgten, Youn Ah-Suk hat 2015 auch bereits beim A.K.T. ausgestellt.
Poppig und surrealistisch
Zur aktuellen Ausstellung in Aschach hat Youn Ah-Suk hyperrealistische Zeichnungen mitgebracht, die laut Uber "ins Fantastische gehen – poppig und surrealistisch". Uber erkennt darin "eine Sehnsucht nach Schönheit, die so überzeichnet ist, dass sie fast beängstigend wird" und spricht deshalb von "einer verzweifelten Suche nach Schönheit": "Für mich ist das fast eine Kritik." Suks Motive beschäftigen sich auch mit dem eingesperrt- und dem frei Sein, und scheinen dabei "in ihrer Beengung zur Schönheit verdammt", so beschreibt es Uber.
Mitgebracht hat die Koreanerin hochwertige, großformatige und sehr farbstarke Drucke, aber auch zwei Ölbilder im original – "immer im Quadrat", wie die Künstlerin betont. Sie mag Deutschland, wie sie beim Aufbau der Ausstellung in Aschach sagt – "denn die Deutschen sind freundlich und kulturell vielfältig". Suk zeichnet mit Ölfarben, malt gern realistisch. "Das Thema meiner Bilder ist der Fisch. Fisch und Weinglas sind immer zusammen – der Fisch symbolisiert den Menschen, das Weinglas Zeit und Raum".
Die Lage ist gespannt
Hanna Regina Uber und Robert Diem haben aus ihrem Oeuvre eine Mischung aus älteren Skulpturen, Bronzeguss, und einigen ganz neuen Arbeiten ausgesucht. Zu Letzteren gehören zwei große Installationen, die starken Bezug zur aktuellen Welt-Lage erspüren lassen. "Tense", der an einer gebogenen Metallstrebe baumelnde organische Körper aus Wachs und Gips, zeigt: Die Lage ist gespannt. "Es geht stark um Balance, um Empfindlichkeit", sagt Uber, aber auch darum, dass die Welt früher nicht so leicht aus der Bahn zu bringen war, wie es gerade der Fall ist. "Ein Gefühl, dass man vorsichtig sein muss", weil die vermeintliche Balance doch nicht so stabil ist, wie es auf den ersten Blick scheint.
Die zweite aktuelle Installation richtet einen ganzen Schwarm von zarten Fähnchen in den Wind – aber, wenn man genau hinsieht, merkt man, dass einige auch in die Gegenrichtung flattern. Ubers Art auszudrücken, dass manche Menschen naturwissenschaftliche Gesetze nicht mehr akzeptieren, und manche Regierungschefs etwas behaupten, was nicht stimmt. "Und damit durchkommen." Eine Bekannte aus der Ukraine habe ihre Letzteres mit einem Blick nach Russland erklärt – und damit, dass es um Macht geht: "Der Präsident darf lügen, er hat die Macht." Für sie selbst sei es auch eine neue Erfahrung, "dass sich viele nicht mehr gebunden fühlen an die allgemein gültigen Wahrheiten", sagt Uber und fügt hinzu: "Ich bin kein Moralapostel", sie wolle hier nicht urteilen, wohl aber den Fokus auf etwas richten.
Bis 3. Juli geöffnet
Interessant ist sicher auch, dass man in Aschach momentan die drei Figuren sehen kann, die bald in Ursensollen zu einem Kunstwerk vereint werden, das dort an die "Wandlung" des Ortes erinnern soll. Dort werden sie durch Tuch-Elemente miteinander verbunden und auch teilweise verdeckt sein, in der Ausstellung kann man sie jetzt noch einzeln sehen. Möglich ist dies noch bis 3. Juli, täglich von 14 bis 19 Uhr oder nach Vereinbarung (09621/470375). Die Vernissage am Freitag um 19 Uhr begleitet das Duo "Zwei mit Swing", das man im Raum Amberg auch als Teil der Band Lawaschkiri kennt, zuletzt live zu hören beim Oberpfalztag in Amberg. Bei passendem Wetter plant Robert Diem zudem gegen 22.20 Uhr eine Pyroperformance, die unter dem Titel "Fliegende Fische" Bezug zu den Werken von Youn Ah-Suk nimmt.



















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