"Habt´s es?" Diese eher rhetorische Frage eröffnete den Auftritt von Hans Well & Wellbappn in Auerbach in der Helmut-Ott-Halle. Es war die erste öffentliche Veranstaltung nach dem Lockdown, und Bürgermeister Joachim Neuß ließ es sich nicht nehmen, Hans Well und seine Kinder persönlich anzukündigen.
Hans Well & Wellbappn, das ist die Fortführung des bissig-bayerischem Musikkabaretts, wie es seit 1976 bis zur Auflösung im Jahre 2012 von der legendären Biermösl Blosn bekannt war. Und die Kontinuität satirischer Texte bewahrend, bekannte sich das Quartett gleich am Anfang zu Auerbach und der Oberpfalz: "Wir sind im Paradies, wo's Internet in manche Dörfer no langsamer is als d` Sprach!"
Mädchenname Harvesta
Jonas Well verriet, das er zwei Berufswünsche habe, Biertester oder Matratzensommelier. Eine Tochter würde bei ihm Harvesta heißen. Der Seitenhieb auf die Landwirtschaft setzte sich im Lied "Wachsen oder weichen" fort. Hier prangerten die Wells mit klaren Worten die Landwirtschaftspolitik an. Milchbetriebe müssten immer größer werden, um rentabel arbeiten zu können. Oder ist dann doch die Laktose-Intoleranz mancher Zeitgenossen schuld, weil sie zu wenig Milch trinken?
"Ahoi auf der Aida, der Virus heißt Pegida". Oder: "Aloha he, Botox-Visagen am Tegernsee". Freche Texte sorgten für Lacher, regten aber auch zum Nachdenken an. Die Wells legten den Finger in gesellschaftliche und politische Wunden und drehten ihn hin und her, so dass es richtig weh tat: "Aloha-he, da Söder sogt, ohne Deutschland is Bayern zehnmoi so schee!"
Vom Hellsehen und Weissagen
Aktuell, aber hämisch war der Abgesang auf die Internationale Automobil-Ausstellung und die neuesten E-Autos: "Doch wenn fünfe gleichzeitig am Ladenetz san, bricht in Auerbach das Stromnetz zam." Auch der Trend zum selbstfahrenden Auto erhielt eine Beurteilung: "Der selbstfahrende Gugl ist so künstlich intelligent, dass er die Dummheit seines Fahrers sofort erkennt."
An diesem Abend gaben die Wells zu, einen Hellseher und Weissager zu kennen: "Nach fünf Hellen konnst hellsehen, und nach fünf Weißbier konnst weissagen." Und so lautete die Weissagung für nach der Wahl: Bayern trete aus Deutschland aus und Uli Hoeneß werde Präsident vom Steuerzahlerbund!
Fußball in der Uhu-Klasse
Die Wells machten vor keinem Thema halt. Sie kritisierten den Missbrauch in der Kirche, sinnierten über die Digitalisierung im Kindergarten und schossen auch ein Stück über den Lieblingssport der Deutschen in die Zuschauermenge, den Fußball. Der Papa spiele in der Uhu-Klasse, wusste Sohn Jonas und erklärte auch gleich, dass diese Abkürzung für die Altersgruppe „unter 100“ stehe. Sein Papa könne als einziger der Mannschaft noch ohne Rollator laufen.
Frenetischer Beifall forderten die vier Wells zu einer Zugabe. Das Thema Impfen wurde besungen. Dem Geimpften ging es nicht gut, und er sah alles unscharf. Die Impfung war verkehrt, weils nach fünf Hoibe und sechs Schnaps net besser werd. Die Auflösung zum Schluss der Darbietung war einfach: Brille vergessen. Eine weitere Zugabe wurde a cappella wieder gegeben. Zur Melodie "Freude schöner Götterfunke" warnten die Wells eindringlich vor Unruhestiftern und Populisten.
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