Trinkst du eigentlich jeden Tag Bier? Diese Frage stellen Besucher der Schlossbrauerei Friedenfels immer, wenn sie zusammen mit Braumeister Lukas Richtmann die Brauerei erkunden. Über die Frage kann der 25-Jährige nur schmunzeln. "Nein. Wir müssen unser Bier nicht jeden Tag probieren."
Seit Februar ist Lukas Richtmann als Braumeister und Betriebsleiter in der Schlossbrauerei tätig, wurde vor wenigen Wochen von der Handwerkskammer Oberfranken als jahrgangsbester Braumeister ausgezeichnet.
"Es ist ein sehr vielfältiger und spannender Beruf. Kein Tag ist wie der andere", sagt Lukas Richtmann, der aus Mitterteich stammt. 2016 begann er bei Friedenfelser die Ausbildung zum Brauer und Mälzer. Erste Einblicke sammelte er im Praktikum. "Ein Studium wäre nichts für mich gewesen", sagt Lukas Richtmann, der sein Abitur am Stiftland-Gymnasium in Tirschenreuth gemacht hat.
Meisterschule in Kulmbach
Weil er nach der Ausbildung noch mehr über sein Handwerk erfahren wollte, meldete er sich für den Teilzeitlehrgang der Meisterschule für das Brauer- und Mälzerhandwerk an. Zwei Jahre fuhr er immer freitags und samstags nach Kulmbach oder Bayreuth. Aus ganz Deutschland kamen die Kursteilnehmer, beschäftigt in kleinen Brauereien oder Weltkonzernen. "Der Aufwand hat sich gelohnt. Zum Fach- kam betriebswirtschaftliches Wissen dazu", sagt der 25-Jährige. Mit der bestandenen Meisterprüfung wurde in der Schlossbrauerei eine Art Generationenwechsel eingeläutet.
Seinem Vorgänger ist Lukas Richtmann sehr dankbar. "Christian Mitterbauer hat mir alles gezeigt und mich auf meine Aufgaben vorbereitet." Als Betriebsleiter ist Lukas Richtmann für den Einkauf der Rohstoffe wie Hopfen und Malz, aber auch die Kronkorken verantwortlich. Geplant werden muss auch die Produktion. Welcher Sud wird wann angesetzt? Welches Bier an welchem Tag abgefüllt?
Analyse- und Laborarbeit
Wichtig ist auch die Qualitätsprüfung. Neben seinem Büro befindet sich das Labor der Brauerei. Unter dem Mikroskop untersucht Lukas Richtmann Bierproben auf verschiedene Mikroorganismen, mit einem Analysegerät kann der Alkoholgehalt bestimmt werden. Überprüft werden müssen in regelmäßigen Abständen auch der Geruch, die Farbe, die Stabilität des Bierschaums und natürlich der Geschmack. Dafür geht es in den Lagerkeller der Brauerei.
Beim Besuch von Oberpfalz-Medien befindet sich noch naturtrübes, also ungefiltertes Pils in den großen Lagertanks. Mit einer Zwickelspirale kann Lukas Richtmann das Bier aus den Tanks zapfen. "Der Schaum ist stabil, die Farbe passt, Geruch und Geschmack sind so, wie es sein soll", sagt er. Ob er auch im privaten Leben Bier trinkt? Eine weitere Frage, die dem jungen Braumeister oft gestellt wird. "Ja, ich trinke außerhalb der Arbeit Bier", sagt er und muss lachen. Nur eben mit einem anderen Blickwinkel auf Geschmack und Qualität.
Kaufverhalten ändert sich
Seine Lieblingsbiersorten: Weizen und – als Mitterteicher natürlich – Zoigl. "Mit der Zoiglkultur bin ich ja praktisch aufgewachsen. Es ist ein süffiges und bekömmliches Bier", sagt er. Dennoch würde er gerne auch mal ein helles Bockbier brauen. Hergestellt wurde diese Biersorte bereits bei der Schlossbrauerei, allerdings nur für den Export. "Vielleicht passt es ja in der Zukunft als Saisonbier in unser Konzept", sagt er.
Apropos Konzept: Der Bierkonsum hat sich in den vergangenen Jahren verändert. "Die Menschen achten mehr auf ihre Gesundheit", sagt Lukas Richtmann. Leichte oder alkoholfreie Biere werden immer beliebter. Wurde noch zu Beginn seiner Ausbildung zweimal pro Jahr alkoholfreies Bier gebraut, sind es inzwischen sechs Brauvorgänge. Einen besonderen Aufschwung würden derzeit auch Biermischgetränke wie Radler erleben.
Wohnung auf Brauereigelände
Seit kurzem wohnt der 25-Jährige nun in der Braumeisterwohnung auf dem Gelände der Schlossbrauerei. "Das ist schon praktisch", gibt er zu. Sein Arbeitstag beginnt meist gegen 5 Uhr mit einem Rundgang über das Gelände. "Erstmal schauen, ob alles läuft." Denn die Schlossbrauerei produziert nicht nur Bier, sondern auch jede Menge Abwärme. Diese versorgt über das örtliche Fernwärmenetz 13 Gebäude. Die Energie zum Brauen komme zu 70 Prozent von einer Hackschnitzelanlage, der Rest liefere eine Ölheizung, so der Braumeister.
In der Produktion selbst arbeiten vier gelernte Brauer und drei Auszubildende mit dem Braumeister zusammen. Eine Brauerin gibt es derzeit in Friedenfels nicht. Dabei sei Bierbrauen die längste Zeit Frauensache gewesen. Bereits bei den Sumerern und im alten Ägypten waren die Götter des Bieres weiblich. Ein Braukessel war lange Zeit ein fester Bestandteil der Mitgift.
Der Wandel begann in Europa erst, als die Mönche begannen, Bier zu brauen, und sich eine eigene Zunft daraus entwickelte. Die Schlossbrauerei Friedenfels gibt es seit 1886. Unternehmer Karlheinz Mohr aus Neckarsulm hat sie kürzlich übernommen. Alle seien optimistisch und würden voller Tatendrang in die Zukunft blicken. "Wir sind ein tolles Team in einem wunderbaren Handwerk", sagt Lukas Richtmann.
Ausbildung zum Brauer und Mälzer
- Dauer: 3 Jahre mit Zwischenprüfung und Gesellenprüfung
- Lernorte: Ausbildungsbetrieb und Berufsschule
- Inhalte: Planung von Arbeitsabläufen, Qualitätssicherung, Herstellen von Malz, Würze, alkoholfreien und Biermischgetränken, Abfüllung und Verpackung, Gären, Reifen, Lagern und Filtrieren von Bier mit handwerklichem Können und moderner Technik
- Voraussetzungen: Welcher Schulabschluss gefordert ist, variiert von Betrieb zu Betrieb
- Weiterbildung: Meister im Brauer- und Mälzerhandwerk, Betriebswirt
Quelle: Handwerkskammer

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