Die Schießzeiten auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr sind je nach Jahreszeit und Wochentag genau festgelegt. Ausnahmen gibt es nur aus besonderen Gründen. Das war vor einem Jahr der Fall. Damals durften die eilig wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine nach Europa verlegten US-Truppen in Grafenwöhr rund um die Uhr schießen, um sich auf einen möglichen Einsatz zum Schutz der Ostflanke der Nato vorzubereiten. Dieser wurde glücklicherweise nicht nötig. Die Schießzeitenverlängerung wurde im Sommer vom Bundesverteidigungsministerium wieder zurückgenommen.
Auch jetzt darf wegen der angespannten Sicherheitslage wieder rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr geschossen werden. Wie die US-Garnison Bavaria in Grafenwöhr am Donnerstag mitteilte, hat das Bundesverteidigungsministerium in Berlin eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Demnach dürfen US-Armee, Truppen der Nato und Verbände von Partnernationen bis zum 1. April rund um die Uhr auch mit großkalibrigen Waffensystemen üben. Damit ist die bestehende Schießzeitbegrenzung außer Kraft gesetzt, wonach Schießübungen mit einem Kaliber größer als 20 Millimeter spätestens um Mitternacht enden müssen.
Ausbildung für Ukrainer an Panzerhaubitzen
Hintergrund der Schießzeitverlängerung ist nach Informationen, die Oberpfalz-Medien vorliegen, auch die Ausbildung ukrainischer Verbände auf dem Truppenübungsplatz. Seit bald drei Wochen wird ein zweites mechanisiertes Bataillon am Schützenpanzer "Bradley" ausgebildet. Zudem erhält ein ukrainisches Artilleriebataillon in Grafenwöhr die Einweisung an der Panzerhaubitze vom Typ M109 "Paladin". Insgesamt werden in diesem Durchgang von der US-Armee rund 700 ukrainische Soldaten geschult. In einem ersten Durchgang waren zu Beginn des Jahres bereits rund 600 ukrainische Soldaten am Schützenpanzer "Bradley" trainiert worden.
Auf dem Ausbildungsprogramm stehen in Grafenwöhr noch die Schulung von weiteren 900 ukrainischen Soldaten. Zum einen wird ein weiteres Panzerartilleriebataillon an der M109 geschult. Zum anderen wird das erste ukrainische Bataillon am Radpanzer vom Typ "Stryker" ausgebildet. Dieses Fahrzeug mit seinen vier Achsen fährt seit Jahren bei Übungen des 2. US-Kavallerieregiments aus Vilseck (Landkreis Amberg-Sulzbach) über Oberpfälzer Straßen. Nun rüstet die US-Armee erstmals auch die Ukrainer mit dem Stryker aus.
Beschränkungen bei Auerbach und Kürmreuth
Anders als vor einem Jahr gibt es diesmal Beschränkungen für die Übenden in Grafenwöhr. Ausgenommen von der Ausweitung der Schießzeiten sind nach Angaben der US-Armee die Schießbahnen 211 und 213 sowie die Artilleriefeuerstellungen 268 und 269 in der Nähe der Ortschaften Kürmreuth und Auerbach (beide Landkreis Amberg-Sulzbach). Auf diesen darf nachts in der Zeit von 1 bis 8 Uhr nur mit Waffen mit einem Kaliber kleiner als 20 Millimeter geübt werden.
Die US-Armee bittet um Verständnis, dass es "während der militärischen Übungen ... zu vermehrter Geräuschentwicklung auf und rund um den US-Truppenübungsplatz Grafenwöhr" kommen kann. Zeitraum und Übungsort auf dem Gelände könnten sich je nach Wetter und den daraus resultierenden Anweisungen der Schießbahnkoordinierungsabteilung ändern. Das 7th Army Training Command sei sich der Auswirkungen der Übungen auf die Bevölkerung bewusst und stets bestrebt, die Anwohner über die Übungstätigkeiten zu informieren, heißt es. "Wann immer möglich, werden militärische Übungen tagsüber und an Wochentagen durchgeführt."
Ausbildung für Ukrainer in Grafenwöhr
- Waffenausbildung: Raketenartillerie HIMARS, gezogene Feldhaubitze M777, Panzerhaubitze M109,
Gepanzerter Mannschaftstransporter M113 - Ausbildung von Bataillonen: Schützenpanzer Bradley und Artilleriebataillone an der Panzerhaubitze M109
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