Grafenwöhr
08.09.2019 - 19:18 Uhr

Warten auf den Wolfsnachwuchs

Es ist ruhig geworden um die Wölfe in der Oberpfalz. Trotzdem sind sie weiter in Grafenwöhr und im Veldensteiner Forst unterwegs. Und haben möglicherweise sogar Nachwuchs.

Ein Wolf steht in einem Wildpark in seinem Gehege. Symbolbild: Alexander Heinl/dpa
Ein Wolf steht in einem Wildpark in seinem Gehege.

Während es im Winter/Frühjahr schon fast wöchentlich Hinweise und Sichtungen zu Wölfen gab, ist aktuell weniger zu hören. Das heißt aber nichts, denn wie Hubert Anton, Wolfsbeauftragter des Bundesforstbetriebs Grafenwöhr, erzählt, haben er und sein Team seit Beginn des neuen Wolfsjahres am 1. Mai bereits 60 Hinweise auf die Anwesenheit der Tiere auf dem Truppenübungsplatz gesammelt. Auch ist das Grafenwöhrer Wolfspaar regelmäßig in Fotofallen getappt. "Wir gehen also von seiner andauernden Anwesenheit aus", sagt Anton.

Und nicht nur das. Es scheint sogar, als hätten die Tiere Besuch gehabt: "Wir haben Fotofallenbilder beziehungsweise Bildsequenzen aus dem Westen des Truppenübungsplatzes, die bis zu vier Wölfe zeigen", berichtet Anton. "Wir gehen von Besuchen des Veldensteiner Rudels aus. Sebastian Bäumler, Revierleiter des Forstbetriebs Pegnitz, bestätigt diese Annahme: "Aufgrund diverser Fotofallenaufnahmen aus dem Veldensteiner Forst und der Westseite des Truppenübungsplatz, welche wir miteinander vergleichen, gehen wir davon aus, dass das Veldensteiner Rudel auch in Bereichen des Übungsplatzes regelmäßig unterwegs ist." Die Aufnahmen zeigen drei bis vier Tiere. Bäumler geht davon aus, dass es sich um die Veldensteiner Elterntiere sowie zwei Jährlinge aus dem Wurf 2018 handelt.

Auerbach11.12.2018

Keine Abwanderung

Von einer möglichen "Abwanderung" der Tiere zu sprechen, sei aber falsch. Zum einen gehe man in Deutschland davon aus, dass ein Wolfsrevier rund 150 bis 300 Quadratkilometer umfasst. Da der Veldensteiner Forst aber nur eine Größe von rund 70 Quadratkilometern hat, seien die Wölfe zwangsläufig auch außerhalb dieses Gebiets unterwegs. Außerdem würden die Tiere immer wieder auch andere Schwerpunkte setzen, in welchen Teil ihres Reviers sie sich vermehrt aufhalten. Zum anderen bleibe ein Wolfsterritorium grundsätzlich sehr stabil, wenn es einmal etabliert ist. "Zumindest, so lange es nicht zu einem Wechsel der beiden Elterntiere zum Beispiel durch Tod kommt." Die Veldensteiner Wölfe sind aber nicht die einzigen Besucher auf den Grafenwöhrer Truppenübungsplatz. Es gibt weitere Aufnahmen, die einzelne Wölfe zeigen. Zwar lassen sich Wölfe an Hand von Fotos nicht individuell bestimmen. "Trotzdem gibt es einzelne Merkmale, die nicht bei allen Wölfen exakt gleich ausgeprägt sind", erklärt Anton. Zwar versuchen er und sein Team über gute Tageslichtaufnahmen solche Unterschiede zu erkennen, belastbare Ergebnisse gebe es aber nicht. "Trotzdem vermuten wir, dass weitere einzelne Wölfe anwesend sind beziehungsweise anwesend waren."

Wandernde Einzelwölfe seien gerade im Frühsommer zur und nach der Geburt des nächsten Welpenjahrgangs in ganz Deutschland unterwegs. "Wir haben aber keine Hinweise darauf, dass sich ein solcher einzelner Wanderwolf hier niedergelassen hätte."

Keine Zitzen zu erkennen

Apropos Nachwuchs. Bisher gebe es keine Hinweise darauf, dass es in Grafenwöhr heuer kleine Wölfe gibt. "Auf den regelmäßig aufgenommenen Fotos können wir keine Anzeichen für Nachwuchs, zum Beispiel Zitzen, an denen Welpen saugen, erkennen", sagt Anton. Dies sei zwar ungewöhnlich, könne aber vorkommen.

Für den Fall, dass es Nachwuchs gibt, ist es aber ebenfalls nicht ungewöhnlich, dass sich dieser bisher nicht gezeigt hat. Wie Anton erklärt, leben Wolfs-Welpen bis Ende Juli/Anfang August in und an der Wurfhöhle. "Ihr Aktionsradius ist gering. Sie zu entdecken, wäre großer Zufall. Ein direkter Nachweis fast unmöglich." In den kommenden Tagen und Wochen könnten die Welpen dann aber erstmals mit ihren Eltern mitlaufen. Aber: "Kollegen haben bei anderen Rudeln die Erfahrung gemacht, dass es bis September/Oktober dauern kann, bis es gelingt, die Welpen zu entdecken." Es wäre sogar möglich, dass ein Welpennachweis erst bei Abwanderung der Tiere aus dem Elternrudel im Folgejahr gelingt. Das erfolge über eine genetische Analyse. Da die Grafenwöhrer Wölfe genetisch erfasst sind, wäre das möglich.

Ungewöhnliches Warten

Hubert Anton betont auch, dass es ungewöhnlich wäre, wenn es im dritten Jahr in Folge in Grafenwöhr keinen Wolfsnachwuchs geben würde. Aber auch solche Fälle seien bekannt. Im Grenzbereich zwischen Sachsen und Brandenburg hat ein Wolfspaar über acht Jahre zusammen im selben Gebiet gelebt, ohne Nachwuchs zu bekommen.

Anders sieht es im Veldensteiner Forst aus, dort hatte es bereits im vergangenen Jahr Wolfsnachwuchs gegeben. Zuerst waren die Experten von zwei Welpen ausgegangen. Diese waren am 2. August in eine Fotofalle getappt. Später zeigte ein Video, dass es wohl vier kleine Wölfe sind. Und auch heuer habe es im April und Mai Hinweise auf Welpen gegeben. "Auf einigen Aufnahmen konnte man deutlich das Gesäuge erkennen", berichtet Bäumler. Jedoch gibt es bisher keine Hinweise auf Jungwölfe. Warum das so ist, sei jedoch bisher reine Spekulation. Es könne sein, dass der Wurf nicht überlebt hat. "Die Mortalitätsrate bei jungen Wölfen ist relativ hoch", erläutert Bäumler. Als Gründe nennt er Infektionen oder einen zu schwachen Zustand der Welpen. Genauso gut könne es aber auch sein, dass sich die kleinen Wölfe bisher einfach nur gut versteckt haben.

Wolfsgebiete:

Das bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU) hat in diesem Jahr erstmals vier Wolfsgebiete definiert. Zwei davon befinden sich - zumindest teilweise - in der Oberpfalz. So reicht das Gebiet der Veldensteiner Wölfe laut einer im Juli veröffentlichen Karte des LfU bis in die Kreise Amberg-Sulzbach und Neustadt/WN, das Gebiet der Grafenwöhrer Wölfe hingegen bis nach Tirschenreuth und Amberg-Sulzbach. Weitere Wolfsgebiete weist das LfU in der Rhön sowie im Bayerischen Wald aus. "Jedes Wolfsgebiet stellt die Orte, an denen standorttreue Wölfe nachgewiesen wurden, mit einer Pufferzone (30 Kilometer Radius) dar", heißt es dazu. "Somit umfassen die Wolfsgebiete einen weitaus größeren Bereich als das eigentliche Wolfsterritorium."

 
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