Erst vor drei Wochen hatte Christoph Ulrich Kontakt mit seinen Spargelstechern, die alljährlich zur Saison aus Polen anreisen und auf dem Laubhof längst zur Familie gehören. "Da haben sie mir zugesagt, zu kommen." Doch das Coronavirus und die geschlossenen Grenzen zwischen Deutschland und Polen machten diese Pläne zunichte. "Ich weiß auch nicht, wie es weitergeht", gesteht Ulrich. Gehört hat er, dass sie angeblich anreisen dürften, wenn sie Arbeitsverträge hätten. "Das wäre kein Problem, die könnte ich schnell schicken." Aber ob das stimmt? Wer weiß das schon, in Zeiten wie diesen ...
Eventuell nur die halbe Fläche
Christoph Ulrich überlegt, ob er heuer nur die Hälfte der sonst für den Spargel vorgesehenen Fläche kultivieren wird. Angebaut sind die Spargelpflanzen ja schon, sie müssen nur eben gepflegt werden - und natürlich auch geerntet. Jetzt steht der Familienvater vor der Frage, wie viel er aufdämmen soll. "Was ist richtig, was ist falsch?" Ulrich weiß es momentan nicht. Auch wenn es ab dem Wochenende wieder kühler werden soll, in zwei oder drei Wochen wäre der Spargel soweit, dass er gestochen werden könnte. "Unser Spargel ist sowieso generell später dran als beispielsweise im Knoblauchsland oder in der Schrobenhausener Gegend."
Generell später als in Franken
Das hängt damit zusammen, dass die Ulrichs ihre Spargelfelder nicht beheizen. "Ich denke mal, in acht Tagen wären die in Franken soweit, dass sie stechen könnten." Er und seine Frau hatten erst gedacht, für ihren Betrieb würde die Spargelsaison erst nach Ostern beginnen. "Aber so wie es ausschaut, ist es doch schon in zwei Wochen so weit", schätzt er. "Ernten werden wir auf jeden Fall." Eventuell hauptsächlich grünen Spargel.
Andernorts wird überlegt, ob angesichts der fehlenden Erntehelfer aus Polen oder Rumänien Freiwillige wie Studenten den Landwirten für die Saisonarbeit helfen könnten. Auch wenn die Idee gut ist, Christoph Ulrich gibt zu bedenken: "Spargelstechen, das muss man auch können." Die Arbeit mit den zerbrechlichen Stangen, die als Delikatesse gelten, erfordert viel Gespür und Fingerfertigkeit. "Wenn man mit dem Messer zu tief in die Erde sticht, verletzt man die ganze Pflanze oder die Wurzeln." Im Prinzip könnten er und seine Frau den Spargel stechen, "die Verwandtschaft auch noch". Der Laubhof-Bauer freut sich aber, dass schon Nachbarn ihre Hilfe angeboten haben. Unklar sei momentan auch, wie es mit den Maßnahmen in der Coronakrise noch weitergehen wird.
Selbst wenn die Ulrichs ihren Spargel stechen und im Hofladen anbieten, dürften überhaupt Menschen aus der Stadt zum Laubhof kommen, wenn beispielsweise eine Ausgangssperre kommen sollte? Oder wenn die Erntehelfer einen Passierschein bekommen sollten, kämen sie überhaupt ins Land? "Momentan ist es ja so, dass Leute seit drei Tagen an der Grenze festsitzen."
"Lassen uns nicht unterkriegen"
Ulrich denkt nicht nur an seinen Betrieb, sondern auch an seine treuen Erntehelfer, die schon viele Jahre kommen. Denen fehlt ohne diese Arbeit eine wichtige Einnahmequelle. Optimistisch bleibt Christoph Ulrich angesichts all der ungeklärten Fragen und der Unsicherheit trotzdem. "Wir lassen uns nicht unterkriegen", sagt er kämpferisch.
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