Illschwang
16.09.2022 - 11:39 Uhr

Elektrifizierung der Bahnstrecke Nürnberg-Schwandorf: Gutachten zum Vorschlag der IG

Die Strecke Nürnberg-Schwandorf soll elektrifiziert werden. Die IG "Bahnstrom – so nicht!" machte einen Alternativvorschlag zu den Plänen der Bahn. Laut einem Gutachten könnte man damit die Natureingriffe reduzieren und Kosten sparen.

Die IG "Bahnstrom – so nicht!" wehrt sich gegen die Pläne der DB-Netz AG hinsichtlich der Elektrifizierung der Strecke Nürnberg-Schwandorf. Beistand bekommt die Interessengemeinschaft nun vom bayerischen Verkehrsminister Christian Bernreiter. Er ist zu einer Fachgesprächsrunde in das Illschwanger Rathaus gekommen.

Schwerpunkt des Gesprächs war die von der Deutschen Bahn geplante Bahnstromtrasse zwischen Nürnberg und Schwandorf, speziell den Bereich zwischen Ottensoos und Irrenlohe. Bereits elektrifiziert ist die Strecke bis nach Hartmannshof. Unmittelbar von der Maßnahme betroffen sind in der Region die Städte Amberg und Sulzbach-Rosenberg, im Landkreis Amberg-Sulzbach die Gemeinden Illschwang, Neukirchen, Etzelwang Weigendorf, Ammerthal und Kümmersbruck sowie Pommelsbrunn im Landkreis Nürnberger Land. Die Interessengemeinschaft wendet sich vor allem gegen die geplanten Freistromleitungen, die von der Bahn geplant sind.

Gemeinsam erläuterten Gerhard Pirner, der einen eigenen Planungsentwurf erarbeitet hatte, und Hermann Gradl, stellvertretender Sprecher der IG, die Situation. Beide betonten, dass man grundsätzlich die Elektrifizierung nicht verhindern wolle, sondern dass gemeinsam mit der Bahn eine alternative Lösung zur Elektrifizierung der Bahnstrecke gefunden wird. Die Maßnahme sollte zügig und im Einklang mit der Natur umgesetzt werden. Bereits die ersten Planungsvorschläge, zu den in Nordostbayern geplanten Bahnstromtrassen durch die Deutsche Bahn sind bei der Bevölkerung auf vehementen und breiten Widerstand gestoßen.

Von Pirner wurde für die IG ein eigener Planungsentwurf erstellt, was bei derartigen Großprojekten eigentlich unüblich ist. Der Schwerpunkt lag dabei auf technischen Alternativlösungen. Beim Lösungsansatz Pirners wurde bewusst auf neue Freileitungstrassen verzichtet. Der Schwerpunkt bei der Alternative lag auf der Einspeisung aus dem öffentlichen Stromnetz. Von der Bayernwerk AG wurde bestätigt, dass für alle vorgeschlagenen Lösungen an allen in Betracht gezogenen Standorten ausreichend Kapazität für eine sichere Versorgung mit dem öffentlichen Netz zur Verfügung steht.

Schließlich verständigten sich IG und Bahn darauf, bei der Technischen Universität Dresden ein Gutachten in Auftrag gegeben. Darin wird herausgestellt, dass bei neuen Freileitungslösungen erhebliche Eingriffe in die Natur zu erwarten sind. Unter anderem: Neubau von 225 Kilometern Freileitung, Durchquerung eines 132 Kilometer großen Naturparks, Durchquerung von Landschaftsschutzgebieten mit 86 Kilometern, Rodung von 324 Hektar Wald sowie Zerstörung von Brutplätzen für streng geschützte Tierarten, zum Beispiel Uhus und Roter Milan.

Bei der von der IG vorgeschlagenen Alternativlösung reduzieren sich die Natureingriffe um die Hälfte. Die Durchquerung der Naturparks zerstöre das Landschaftsbild und habe massive Auswirkungen auf den Tourismus, der in der Region ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist. Laut Gutachten der TU Dresden liegen die Errichtungskosten für dezentrale Lösungen im Vergleich zu Freileitungen außerdem um etwa 50 Prozent niedriger. Damit könnten mit dem vorhandenen Budget mehr Bahnstrecken gleichzeitig elektrifiziert werden.

Bisher ist keine endgültige Entscheidung darüber gefallen, ob die Planungen der Bahn oder der Interessengemeinschaft letztendlich in die Tat umgesetzt werden. Hermann Gradl von der IG betonte: "Wir stehen an einem Punkt, wo wird Politiker aller Parteien mit ins Boot holen wollen. Die Politik steht in der Verantwortung." Darauf angesprochen, nahm Verkehrsminister Bernreiter Stellung. Er betonte, es sei wichtig, dass IG und Bahn eine gemeinsame konstruktive Lösung finden. Er machte auch klar, dass die Handlungskompetenz nicht beim Freistaat Bayern, sondern beim Bund liegt. In Berlin werde letztendlich entschieden. Es sollten die Bundestagsabgeordneten vor Ort eingeschaltet werden.

 
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