Der Pilzsachverständige Norbert Griesbacher hat am Wochenende eine Nachricht von dem Kemnather Egon Rabenstein erhalten. Der 75-Jährige hat im Herrenholz bei Kemnath bei einem Waldspaziergang am Fuß einer Kiefer eine Krause Glucke entdeckt. „Normalerweise ist die Krause Glucke in der Zeit von August bis Oktober zu finden“, ist der Pilzsachverständige erstaunt.
Klimawandel ist schuld
Der Rentner geht oft im Wald spazieren, erzählt er. Und auch Schwammerl im heimischen Wald sammle er leidenschaftlich gerne. Am Samstag ist er im Gebiet beim Waldkindergarten unterwegs, als er am Wegesrand auf einmal den Pilz erspäht. Er informiert gleich den Pilz-Experten Norbert Griesbacher über das Gewächs. Der ist ganz verblüfft über seinen "ungewöhnlichen Fund". Normalerweise, so Griesbacher, sei die Krause Glucke in der Zeit von August bis Oktober zu finden. "Die Klimaverschiebung und dazu noch der milde Winter lassen grüßen", meint der Pilzberater. Und auch Egon Rabenstein ist sich sicher: "Das hängt mit dem Klimawandel zusammen."
"Es ist ein großes Exemplar", beurteilt Rabenstein den rund 25 Zentimeter langen Pilz. "Die Krause Glucke ist zu Hundert Prozent frisch gewachsen", ist sich der Kemnather sicher. "Das erkennt man am Gesamtbild." Etwa an der Farbe des Pilzes. Und auch an der Beschaffenheit des Gewächses könne man herausfinden, ob es noch genießbar ist. Als der Kemnather am Dienstagvormittag mit Oberpfalz-Medien im Wald das Gewächs aufsucht, tastet er an der Krausen Glucke: "Ja, die ist noch frisch."
Nicht frostbeständig
"Der Pilz würde den Frost nicht aushalten", erklärt Rabenstein. Deshalb, sagt er, könne die Krause Glucke "nicht aus dem letzten Jahr sein". Er erinnert sich an so manch frostige Nacht in diesem Winter, die der Pilz nicht hätte überleben können. Die Krause Glucke wachse meist bei Kiefern und komme nicht besonders häufig vor, weiß Rabenstein. Pro Saison findet er ein bis zwei Exemplare des Pilzes.
"Wenn ein Wildschwein vorbeikommt, würde es die Krause Glucke auffressen", lacht der Kemnather. Auf Pilzsuche geht er sonst immer im Sommer, sagt er. Dann sucht er am liebsten nach Steinpilzen. Denn essen, so der 75-Jährige, möchte er die Krause Glucke nicht.
Krause Glucke ist kein Winterpilz
Norbert Griesbacher erklärt, die Krause Glucke sei "überhaupt kein Winterpilz". Er ist seit 40 Jahren Pilzsachverständiger und ehrenamtlicher Pilzberater der Stadt Weiden. Griesbacher ist aber nicht nur für die Hochschulstadt zuständig. "Es kann jeder bei mir anrufen, der etwas zu einem Pilz wissen möchte." Der Fund von Egon Rabenstein, sagt er, ist "etwas Besonderes". In seiner langjährigen Tätigkeit als Pilzsachverständiger sei für ihn das Auffinden einer Krausen Glucke im Februar der erste Fall. Er erklärt sich den Wuchs des Pilzes aufgrund des "milden Jahresbeginns und des vielen Regens".
Ein Winterpilz, so der Pilzberater, ist etwa die Naturform des Austern-Seitlings. Dieser "braucht den Kälteschock", also "unter Null Grad", um zu wachsen. Bei uns wachse er etwa auf Laubbäumen. Er rechnet auch damit, dass sich durch den Klimawandel "einiges tun wird". So könne es etwa sein, dass Pilze, die bisher nur in mediterranen Gegenden wachsen, "langsam nordwärts wandern", meint Griesbacher. (sfo)



















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