Nabburg
05.06.2025 - 14:58 Uhr

Naturnahe Gärten liefern erfrischende Limonade und jahrelange Blütenpracht

Dem Buchs am Eingang zum Freilandmuseum Oberpfalz hat der Zünsler den Garaus gemacht. Jetzt blühen dort Blumen für Nachtfalter. Bettina Kraus zeigt Oberpfalz-Medien, ein naturnaher Garten fördert die Artenvielfalt, spart Arbeit und Geld.

Beim Besuch von Oberpfalz-Medien serviert Bettina Kraus, Umwelt- und Museumspädagogin am Freilandmuseum in Neusath, neben Kaffee auch Kräuterlimonade. Letztere hat sie morgens aus heimischen Kräutern, wie Melisse, Schafgarbe oder Minze, gemacht (das Rezept dazu wird demnächst auf der wöchentlichen Rezeptseite veröffentlicht). Sie schmeckt erfrischend, mild und leicht süßlich. Wildpflanzen und -kräuter, wie etwa auch der Dost (Oregano), weiß Bettina Kraus, spielten früher in der Küche eine bedeutende Rolle. Ebenso weiß sie, dass heutige Gartenbesitzer ein anderes Ordnungsideal haben. "Ein Gänseblümchen schafft es gerade noch im Rasen zu blühen. Je mehr Ordnung, desto weniger Lebensraum für wilde Flora und Fauna." Ihre Tipps für mehr Gräser im Rasen: nicht regelmäßig düngen, weniger mähen. "Hecken zulassen statt Stein-Gabionen bauen", rät sie. Nicht nur, aber allein schon wegen des Aufheizens im Sommer empfiehlt sie, auf Schottergärten zu verzichten.

Pfingstrose ist standorttreu

Von beerentragenden Sträuchern profitieren nach Ansicht der Umweltpädagogin Mensch und Tier. Mehrjährig und pflegeleicht sind Johannis- oder Brombeeren auch. Beim Rundgang durch die Gärten des Museums, die als Nutzgärten angelegt sind, bleibt Bettina Kraus vor einer Rose stehen, einer wurzelechten. Sie blüht, anders als die Edelrose, nur einmal im Jahr, liefert dafür Hagebutten. Sie ist robuster und langlebiger als ihre edle Verwandte. Mit der üppig blühenden Pfingstrose kann die wurzelechte Rose im Moment nicht konkurrieren. Die Pfingstrose zieht die Blicke auf sich. Sie sollte möglichst lange an einem Standort stehen, da der Blütenansatz von Jahr zu Jahr zunimmt. Eine Pfingstrose mag nicht umziehen und gedeiht über Jahrzehnte am selben Ort.

Langer Atem und Mut

Alle Jahre wieder viel Geld für Geranien, Fuchsien, Petunien oder Begonien auszugeben, um sie im Herbst als Grüngut zu entsorgen, muss nicht sein. Wie wär's mit der Akelei oder der Nachtviole zum Beispiel? Sie samen sich selber aus, genauso wie der Borretsch. Dort, wo sie stören, kann sie der Gartenbesitzer entfernen. Bettina Kraus macht sich nichts vor. Sie muss dicke Bretter bohren, um Gewohnheiten zu ändern. "Unsere Aufgabe als Umweltstation ist es, zur Bewusstseinsänderung beizutragen." In "einer naturfernen Gesellschaft" lautet ihr Auftrag "Naturnähe wieder herzustellen. Das braucht einen langen Atem und Mut". Den langen Atem hat sie, den Mut brauchen Gartenbesitzer, die sagen: "Jetzt machen wir es nicht so wie die Nachbarn."

Schnittlauch-Blüte

"Und lassen den Schnittlauch ausblühen." Diesen "Super-Tipp" gibt sie allen naturnahen Gärtnern als der Rundgang mit Oberpfalz-Medien am gerade dekorativ lila blühenden Schnittlauch vorbeiführt. Er dient so als Nahrungsquelle für Insekten und der Selbstvermehrung durch Samenbildung. Am Holzzaun blüht es eher gelb. Hier fühlen sich Frauenmantel und Gilbweiderich wohl. Sie gehen eine Symbiose ein. "Der Gilbweiderich stammt ursprünglich aus den USA", erklärt Bettina Kraus. Er kann sehr einnehmend werden und muss, so die Museumspädagogin, bei zu starker Ausbreitung eingedämmt werden. Ihre Aufmerksamkeit gilt jedoch zwei "Geschwistern", die einträchtig nebeneinander wachsen, der Heil- und der Woll-Ziest. Ersterer ist anspruchslos und wird als Tee geschätzt, Zweiterer eignet sich als Bodendecker und hat silbrig-graue, behaarte feste Blätter. Bettina Kraus zupft ein paar Blätter vom Heil-Ziest zum Probieren. Sie zeichnen sich durch einen würzig-herben Geschmack mit einer feinen, leicht bitteren Note aus. Wäre das auch ein Kraut für die Limonade? Bettins Kraus will es ausprobieren.

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Hintergrund:

Umweltstation Freilandmuseum

  • Verleihung des Prädikats Umweltstation 2018
  • 65 staatlich anerkannte Umweltstationen gibt es in Bayern
  • Die Umweltstationen erhalten jährlich vom Staatsministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz finanzielle Unterstützung für ihr Bildungsprogramm.
  • Die Vermittlung von nachhaltigem Denken und Handeln steht im Mittelpunkt
  • Jährlich wird überprüft, ob die Voraussetzungen für das Prädikat hinsichtlich pädagogischem Konzept oder qualifiziertem Personal zum Beispiel noch erfüllt sind
  • Bettina Kraus ist pädagogische Leiterin der Umweltstation Freilandmuseum Oberpfalz, die sie zusammen mit Museumsleiter Tobias Hammerl gesamtverantwortlich führt.
  • Das Programm*+ der Umweltstation ist unter https://www.freilandmuseum-oberpfalz.de/veranstaltungen-umweltstation zu finden
  • Buchungen sind auch über https://www.freilandmuseum-oberpfalz.de/unser-angebot/ möglich
  • Weitere Umweltstationen in der Oberpfalz: Kloster Ensdorf, Stiftung Kultur- und Begegnungszentrum Abtei Waldsassen, Haus am Habsberg, Vogel- und Umweltstation Regenstauf, Jugendbildungsstätte Waldmünchen, Geo-Zentrum an der KTB Windischeschenbach, das LBV-Zentrum Mensch und Natur in Arnschwang
 
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