Statt auf chemische Pflanzenschutzmittel setzt der Betrieb bei der Bekämpfung von Schädlingen und Krankheiten seit Jahresanfang zu 100 Prozent auf natürliche Mittel. „Wir sind der einzige uns bekannte Betrieb in Bayern, der im Bereich Zierpflanzen 100 Prozent pestizidfrei ist“, erzählt Christa Steinhilber. Ihre Gärtnerei könne deshalb nicht von Erfahrungen von anderen Betrieben profitieren, sondern müsse selbst Erfahrungen sammeln.
Rut Alker vom Bayerischen Gärtnerei-Verband bestätigt der Neustädter Gärtnerei eine Vorreiterrolle. Es gebe zwar noch eine Handvoll anderer kleinerer Betriebe in Bayern, die bei der Produktion von Zierpflanzen auf synthetische Pflanzenschutzmittel verzichten, aber keine biete in diesem Bereich ein so umfassendes Sortiment, wie die Gärtnerei Steinhilber.
„Wir sind heuer im Lernjahr“, sagt Reiner Steinhilber. Bei Obst, Gemüse und Kräutern sei das Gärtnern ohne Gift nicht unüblich, doch bei den Zierpflanzen leisten die Steinhilbers und ihre Mitarbeiter Pionierarbeit. „Unser Personal geht diesen Pionierweg mit, und da sind wir stolz drauf“, so Christa Steinhilber.
"Man muss hinter Idee stehen"
In der Neustädter Gärtnerei sei die Arbeit ohne Chemie mit den Jahren zur Grundeinstellung geworden. Vor rund zwölf Jahren war das Ehepaar mit der damals noch kleinen Tochter in Südtirol und beobachtete die Bauern beim Spritzen der Obstbäume mit Chemikalien – ein Schlüsselmoment, wie das Ehepaar sagt. „Wir wissen, was in diesen Mitteln drin ist und haben gedacht, das kann nicht der Weg für die Zukunft sein“, erinnert sich der Gärtnermeister. Seitdem habe es Schritt für Schritt geheißen: „Weg von dem ganzen Chemiezeug, zurück zur Natur.“ Das sei nicht so einfach. Der gesamte Umstellungsprozess habe rund 15 Jahre gedauert, schätzt seine Frau. Die pestizidfreie Produktion bedeute mehr Aufwand und Kosten. „Chemie ist halt leichter zu handhaben. Man muss hinter der Idee stehen.“
Alle zwei bis drei Wochen kultiviert die Gärtnerei in ihren Produktionsstätten wechselnde Pflanzenarten, um den Jahreszeiten und Kundenwünschen gerecht zu werden. Übers Jahr kommen rund 500 Pflanzensorten zusammen, erklärt die Betriebswirtin. Bei jeder Sorte mussten die Gärtner neu herausfinden und dokumentieren, welche natürlichen Mittel funktionieren, wie sie wirken, was nicht geht. Heute setzen die Steinhilbers auf die Produkte eines Herstellers aus Österreich. „Das sind Mittel, die jeder trinken kann“, erklärt Christa Steinhilber. Gegen Schädlingsbefall helfen den Gärtnern zudem Nützlinge: Schlupfwespen, Florfliegen und Marienkäfer, die Blatt- und Schildläuse sowie Tripse vertilgen. Zahlreiche Hummeln und Bienen leben auf dem Gelände, um die Pflanzen zu bestäuben.
Langer Atem
Laut dem Ehepaar berichten die 18 Mitarbeiter, dass ihnen die Arbeit ohne Gift wohltue. „Wir schützen mit dem natürlichen Pflanzenschutz auch unsere Mitarbeiter“, fasst Reiner Steinhilber zusammen. Auch die meisten Kunden zeigen sich dem Paar zufolge verständnisvoll, falls doch einmal eine Laus auf einer Blume sitzt oder Pflanzen optisch nicht perfekt aussehen. Die Regel sei dies ohnehin nicht. „Das Wichtigste ist, kontinuierlich bei der Sache zu bleiben“, so der Gärtnermeister. Einen langen Atem haben er und seine Ehefrau längst bewiesen.
Vortrag "Ökologisches Gärtnern in Haus und Garten"
Am Dienstag, 2. Juli, findet in der Gärtnerei Steinhilber ab 19 Uhr ein Vortrag mit dem Titel „Ökologisches Gärtnern in Haus und Garten“ statt. Als Referent wird ein Vertreter der Firma Multikraft vor Ort in der Inneren Floßer Straße 12 sein. Eintritt: 10 Euro. Inhaber der Kundenkarte „Mein Blütenpass“ können kostenlos teilnehmen.
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