Die ganze Welt hat am Montag nach Paris und auf die brennende Kathedrale Notre-Dame geblickt. Ein paar Tage zuvor beachtete kaum einer das Schiff der Regensburger Sea-Eye mit 64 geretteten Flüchtlingen, das kein europäisches Land am Mittelmeer anlegen ließ. Leid kann man nicht vergleichen, aber über Prioritäten darf man nachdenken. Gerade zu Ostern, dem höchsten Fest der Christen.
Notre-Dame ist das Wahrzeichen von Paris, ja von ganz Frankreich. Aber trotz aller Bedeutung für die Grande Nation ist es nur ein Gebäude. Das haben Pariser und Touristen, Gläubige und Atheisten, Geistliche und Künstler mit Leben erfüllt. Ihre Trauer ist nachvollziehbar, die Spendenbereitschaft für den Wiederaufbau auch aus dem Ausland - lobenswert. Der französischen Kulturerbestiftung "Fondation du Patrimoine" wurden in den ersten vier Tagen nach dem Brand fast eine Milliarde Euro zugesichert. Gleichwohl erinnert das Spenden an ein Wettrennen superreicher Familien: Wer kann das Portemonnaie noch etwas weiter öffnen?
Anfang April ging es auf dem Mittelmeer um Leben und Tod. Wo steckten da hilfsbereite Leute, als Migranten vor dem Ertrinken gerettet wurden und kein EU-Staat sie aufnehmen wollte? Die christlichen Kirchen lehren vor allem Nächstenliebe. Davon war auf dem Mittelmeer wenig zu sehen.
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