"Ich hab` gedacht, ich kriege einen Herzinfarkt", ist Monika Baumgardt am Freitag noch immer aufgewühlt. Am Tag zuvor hat sie von einem Unbekannten einen Schockanruf erhalten. Eine besonders dreiste Masche, um an Geld oder Wertgegenstände der Leute zu gelangen. Im aktuellen Fall wurde die Parksteinerin am Donnerstag von dem angeblichen Chefarzt einer Uniklinik angerufen. Den Namen versteht sie nicht. "Er sagte, dass meine Tochter eingeliefert wurde und an einer aggressiven Omikron-Variante erkrankt sei. Sie hätte 41 Grad Fieber, ihr Zustand sei lebensbedrohlich", erzählt die 64-Jährige gegenüber Oberpfalz-Medien. "Dann hörte ich plötzlich eine weinende Frau, die meine Tochter sein sollte." Der Mutter einer erwachsenen Tochter, die zudem in einem Klinikum beschäftigt ist, schießen viele Gedanken durch den Kopf. "Kann das wirklich sein? Wir haben doch noch gestern gemeinsam Geburtstag gefeiert. Und heute soll sie schwerkrank sein?"
Die Nachfrage, ob ihr Schwiegersohn schon informiert sei, bejaht der Mann, der mit Akzent spricht. Man wolle ihr eine "Ambulanz" schicken, um sie testen zu lassen. Angeblich habe der Chefarzt schon mit Amerika telefoniert, um lebenswichtige Medikamente für die Tochter zu besorgen. Doch die Krankenkasse bezahlt nicht.
Anrufer baut Druck auf
"An dieser Stelle habe ich die Sache durchschaut", sagt Monika Baumgardt. Sie will das Gespräch beenden, da sie einen Fake-Anruf vermutet. "Jetzt war ich richtig wütend." Doch der Mann am anderen Ende der Leitung bedient die emotionale Schiene. "Dann wollen sie ihrer Tochter also nicht helfen?", setzt er die Parksteinerin weiter unter Druck. Sie bleibt standhaft, legt auf und informiert die Polizei.
"Alles richtig gemacht", sagt Polizeihauptmeister Mario Schieder von der Polizeiinspektion Weiden. Es sei "zwingend erforderlich" die Polizei anzurufen, damit "wir bei Häufung auf die Wellen reagieren und warnen können". Man stehe auch in Kontakt mit den Geldinstituten. "Die können dann genauer hinschauen, wenn ungewöhnlich hohe Geldabhebungen, zum Beispiel von Senioren, stattfinden. Sie sind in der Mehrzahl Opfer solcher Betrügereien", sagt Schieder. Treffen könne es aber wirklich jeden. "Die Anrufer sind hoch eloquent in ihrem Auftreten." Die Masche mit dem Chefarzt sei schon länger bekannt. Die Betrüger hätten oft mehrere Varianten parat. "Mal ist es der tödliche Unfall, bei dem eine Kaution für den schuldigen Sohn oder die Tochter bezahlt werden muss oder es sind die Einbrecher, die in der Nachbarschaft unterwegs sind." Der Anruf in Parkstein deute im Moment auf keine neue Welle an Schockanrufen hin. Schieder rät jedoch, wachsam zu bleiben.
Bei Monika Baumgardt hat der Anruf ein mulmiges Gefühl hinterlassen. "Man denkt ja schon in dem Moment: Himmel, es geht um mein Kind. Aber es war wie im falschen Film, diese Masche war mir nicht bekannt", sagt die 64-Jährige, die mit ihren Schilderungen sensibilisieren möchte. "Vielleicht hilft es, den Schaden, den solche Leute anrichten, zu begrenzen.
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