Die steigenden Wasserstände in Flüssen und Bächen der Region über die vergangenen Tage waren auch in Schmidmühlen ein Thema. Aber "die Hochwasserfreilegung lässt die Bewohner im Ortskern von Schmidmühlen ruhig schlafen", bilanzierte Schmidmühlens Bürgermeister Peter Braun. Deshalb sei auch der Pegelstand von 224 Zentimetern am Weihnachtsabend kein Problem gewesen. Die Hochwasserfreilegung sei "Gold wert" in einer Zeit, in der nach den starken Regenfällen überall die Pegelstände der Oberpfälzer Gewässer gestiegen seien und teilweise zu erheblichen Überschwemmungen geführt hätten.
Auch in Schmidmühlen war am Samstagabend die Feuerwehr im Einsatz, um entlang der Flutmulde, des Radwegs und auch in Emhof Hochwasserwarnschilder aufzustellen. Die vom Wasserwirtschaftsamt Weiden eingelagerten Verschlüsse entlang der Hochwasserschutzmauern brauchten aber nicht eingebaut zu werden. Die Fachleute des Wasserwirtschaftsamtes waren zwar mehrmals vor Ort, mussten aber nicht groß eingreifen, wie Bürgermeister Braun bei einem Rundgang entlang der Lauterach sagte: "Für Schmidmühlen ist die Hochwasserfreilegung zu einer Art Lebensversicherung zum Schutz vor den Wassermassen geworden." 2003 bis 2008 war dieses Projekt umgesetzt worden.
Früher enorme Schäden
Vor allem durch die dabei geschaffene Möglichkeit, den Ortskern mit Verschluss-Bauwerken abzuriegeln, sind laut Braun Hochwasserschäden ausgeblieben. "Vor dem Bau der Hochwasserfreilegung waren die Wasserschäden an den sehr niedrig gegründeten Häusern und bei dem hohen Grundwasserspiegel im Ortskern enorm." Oft habe es dann mehrere Jahre gedauert, bis das feuchte Mauerwerk wieder ausgetrocknet war. Die Prämisse für den Hochwasserschutz in Schmidmühlen war das 100-jährige Hochwasser im Jahr 1909, wie der damals den Bau begleitende Ingenieur Bernd Georgi vom damaligen Wasserwirtschaftsamt Amberg in der Planungsphase erklärt hatte.
Der früher berüchtigte Schlegelgraben in Schmidmühlen und der Grabenbach in Emhof, beide aus dem Truppenübungsplatz kommend, hatten vor ihrem Ausbau für immer wiederkehrende Probleme gesorgt. Sowohl der verrohrte Schlegelgraben, der bei der Grundschule in die Lauterach mündet, als auch der verrohrte Grabenbach in Emhof führten diesmal so gut wie kein Niederschlagswasser. Dazu tragen vor allem die Schutzbauten der Amerikaner in Hohenfels bei. Alle aus dem Truppenübungsplatz führenden Seitentäler sind gut abgesichert und verbaut. Dazu wurden im gesamten Militärgelände Hohenfels mehr als 300 Regenrückhaltebecken angelegt. Allein entlang an der Übungsplatzgrenze zur Vils von Rohrbach bis Schmidmühlen und weiter an der Lauterach von Schmidmühlen bis nach Ransbach sind es knapp hundert Rückhaltebecken, die in den Hochtälern tief gestaffelt für einen geordneten Abfluss von Niederschlags- und Schmelzwasser sorgen.
Knapp 10 Millionen investiert
Die Extremwerte an Hochwasserständen wurden am 2. Juli 1987 mit 294 Zentimetern, am 21. Dezember 1993 mit 293 Zentimetern, am 26. Januar 1995 mit 275 Zentimetern, am 3. Januar 2003 mit 266 Zentimetern und am 24. Februar 1970 mit 265 Zentimetern erreicht. Die höchsten Pegelstände in den vergangenen Tagen erreichten am Heiligen Abend in den Mittags- und Nachmittagsstunden 224 Zentimeter an der Mess-Station an der Eisernen Brücke.
Die Hochwasserfreilegung in Schmidmühlen war zwischen 2003 und 2008 die größte Baustelle des Regierungsbezirks Oberpfalz. 9,3 Millionen Euro hat sie gekostet. 2,6 Millionen hatte der Bezirk Oberpfalz übernommen, 5,1 Millionen der Freistaat und 1,6 Millionen der Markt Schmidmühlen. Es wurden drei Hochwasser-Verschlussbauwerke, ein Klappenwehr, ein Pumpwerk und eine Brücke sowie 850 Meter neue Hochwasserschutzmauern, etwa 720 Meter neue Deiche und eine Flutmulde mit etwa 500.00 Quadratmetern Gesamtfläche errichtet.
Pegel-Höchststände in Schmidmühlen
Ein Blick in die Statistik zeigt die höchsten Pegelstände, die seit 1987 an der Eisernen Brücke in Schmidmühlen gemessen wurden – und im Vergleich den aktuellen Wert vom vergangenen Sonntag:
- 2. Juli 1987: 294 Zentimeter
- 21. Dezember 1993: 293 Zentimeter
- 26. Januar 1995: 275 Zentimeter
- 3. Januar 2003: 266 Zentimeter
- 24. Februar 1970: 265 Zentimeter
- 24. Dezember 2023: 224 Zentimeter
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