Schmidmühlen
27.05.2021 - 14:16 Uhr

Schmidmühlen bekommt einen ersten Brückenheiligen

Rund 20 Stege und Brücken gibt es in Schmidmühlen. Bisher müssen sie alle ohne einen Brückenheiligen wie Nepomuk auskommen. Für Schmidmühlens Bürgermeister Peter Braun geht das gar nicht.

Gemeindearbeiter Christian Lautenschlager, Bürgermeister Peter Braun, Künstler Franz Schmid und Erwin Koller (von links) begutachten die Nepomuk-Metallfigur auf der Doppelbogenbrücke. Bild: pop
Gemeindearbeiter Christian Lautenschlager, Bürgermeister Peter Braun, Künstler Franz Schmid und Erwin Koller (von links) begutachten die Nepomuk-Metallfigur auf der Doppelbogenbrücke.

Bürgermeister Peter Braun wurde deshalb aktiv in Sachen Nepomuk, zumal sich eine Figur an der neuen Lauterachbrücke – zumindest vorerst – nicht verwirklichen lässt. Seit etwa zwei Jahren steht nun fest: Schmidmühlen bekommt einen Brückenheiligen, allerdings in einer etwas anderen Ausfertigung, als viele erwarten.

Der Marktflecken im südlichen Landkreis darf sich ohne Zweifel als die brückenreichste Gemeinde im Amberg-Sulzbacher Land bezeichnen. Er liegt am Zusammenfluss von Vils und Lauterach. Das allein wäre aber noch nicht zwingender Grund für diese zahlreichen Brücken. Darüber hinaus ist nämlich der alte Ortskern Schmidmühlens auf einer Insel angesiedelt, eingerahmt von zwei Lauteracharmen. Und dorthin gelangt man nun einmal nur über Brücken.

Allein fünf Brücken führen in der Marktgemeinde Schmidmühlen über die Vils: in Harschhof, Emhof, Pettenhof und zweimal in Schmidmühlen. Lauterachbrücken treten gleich zweimal im Doppelpack auf: bei der Poststraße und bei der Hauptstraße. Zwei Überführungen, die Hammerbrücke und die Friedhofbrücke (Doppelbogenbrücke), queren über den rechten Lauteracharm. Doch damit nicht genug. Im Zuge der Hochwasserfreilegung kamen und kommen noch einige Schutzbauten mit einer Brückenfunktion hinzu. Hinzu kommen kleinere Brücken über den Hammerbach. Und seit vergangenem Jahr gibt es noch den Steg zum Hammerschloss. So führen fast 20 Brücken und Stege über Vils und Lauterach und über die Flutmulde. Das lässt insbesondere bei den politisch Verantwortlichen in der Gemeinde nicht nur Freude aufkommen, vor allem wenn man an die größere Investition bei der Eisernen Brücke denkt, die wohl oder übel in den nächsten Jahren auf die Marktgemeinde zukommt.

Etwa zwei Jahre sind es her, so erinnert sich Franz Schmid, dass ihn der Bürgermeister auf das Nepomuk-Projekt angesprochen hat. Schmid ist in Schmidmühlen kein Unbekannter. Der leidenschaftliche Imker und Metaller schuf die mittlerweile weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannten Moriskentänzer-Skulpturen. Und in dieser künstlerischen Linie wird auch die Nepomuk-Figur umgesetzt.

Nun fertigt Franz Schmid nicht jeden Tag Heiligenfiguren, weshalb er sich Rat bei Pfarrer Werner Sulzer holte. Der zeigte sich sehr aufgeschlossen für das Vorhaben und gab wichtige Tipps. Immerhin sollte auch ein Ortsfremder den Brückenheiligen als Nepomuk identifizieren können – da gilt es, auf einige Details zu achten. Etwa 250 Stunden wandte Franz Schmid in den vergangenen Monaten für die Figur auf. An der ist alles Handarbeit, Stab für Stab, Zentimeter für Zentimeter. Etwa 160 laufende Meter sechs Millimeter starken Rundstahls wurden verarbeitet. "Die richtigen Relationen sind die großen Herausforderungen", erklärt Franz Schmid, "denn alles muss passen." Wie bei den meisten Figuren fing er mit dem Kopf und dem Gesicht an. Dabei folgte er nicht ausschließlich seiner Fantasie, sondern orientierte sich an der Nepomukfigur im Hammerschloss. Die stand über Jahrzehnte an der Vils, bis sie nach aufwendiger Restaurierung eine wettergeschützte Heimat im Hammerschloss fand.

Mittlerweile sind Schmids Arbeiten abgeschlossen, und die Nepomuk-Figur ist fertig. Auf Initiative von Erwin Koller, einem Diplomingenieur (FH) für Landschaftspflege, findet der Nepomuk einen würdigen Platz auf einem Granitsockel. Der eher gelbliche Sockel ist rund 90 Zentimeter hoch und passt farblich zum Kalkstein der Brüstung. Bei einem Ortstermin wurden nun letzte Details besprochen. Wie Bürgermeister Peter Braun dabei anmerkte, soll der Nepomuk abends beleuchtet werden. Bis es aber so weit ist, wird es wohl Spätsommer werden.

Hintergrund:

Der Künstler und der Heilige

Franz Schmid: Der Hobbykünstler ist in Schmidmühlen kein unbeschriebenes Blatt und hat im Markt schon Spuren hinterlassen. Sein erstes Metallprodukt war ein Seepferdchen, später kam ein mannsgroßer Moriskentänzer hinzu.

Johannes Nepomuk oder Johannes von Pomuk: Der böhmische Priester und Märtyrer wurde 1729 heiliggesprochen. Die Jesuiten erhoben ihn 1732 zu ihrem zweiten Ordenspatron. Nepomuk gilt als Brückenheiliger und Patron des Beichtgeheimnisses. In den meisten bildlichen Darstellungen wird er als kurzbärtiger Kleriker mit einem Kreuz in einer Hand dargestellt. Sein Heiligenschein zeigt fünf Sterne, die ausgelegt werden als die fünf Buchstaben des lateinischen Wortes „tacut“ („ich habe geschwiegen“). Als Zeichen seines kirchlichen Ranges trägt er ein halblanges Cape, die Mozetta, meist aus Pelz oder Stoff. Weiter wird er dargestellt mit einem Birett und einem Chorhemd, gelegentlich auch mit einem Buch als Gelehrtenattribut oder einem Palmzweig (als Märtyrerattribut).

Schmidmühlen11.04.2021
Der künftige Brückenheilige Nepomuk für die Doppelbogenbrücke. Sein Heiligenschein zeigt fünf Sterne, die ausgelegt werden als die fünf Buchstaben des lateinischen Wortes „tacut“ ("ich habe geschwiegen"). Bild: pop
Der künftige Brückenheilige Nepomuk für die Doppelbogenbrücke. Sein Heiligenschein zeigt fünf Sterne, die ausgelegt werden als die fünf Buchstaben des lateinischen Wortes „tacut“ ("ich habe geschwiegen").
Akribische Arbeit in der Werkstatt: Franz Schmid. Bild: pop
Akribische Arbeit in der Werkstatt: Franz Schmid.
Künstler Franz Schmid und Gemeindearbeiter Christian Lautenschlager suchen den richtigen Platz für den Brückenheiligen. Bild: pop
Künstler Franz Schmid und Gemeindearbeiter Christian Lautenschlager suchen den richtigen Platz für den Brückenheiligen.
 
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