Der Verein der Kleingärtner in Schnaittenbach ist einer von etwa 15.000 seiner Art in Deutschland. Sein 75. Geburtstag bietet Hobbychronist Hans Grieger Anlass, in der Geschichte des Vereins zu blättern.
Nur wenige Schnaittenbacher können sich noch daran erinnern, dass vor und während des Zweiten Weltkriegs die gemeindlichen Flächen "Auf der Loh", wo sich das ehemalige Schwesternhaus der Armen Schulschwestern befand und heute das Kriegerdenkmal steht, von Landwirten bewirtschaftet wurden. Sie hatten dort mit Zustimmung der Gemeinde sogenannte "Pflanzbeetln" angelegt, in denen sie Runkelpflanzen zogen, die sie dann später auf ihre Äcker rund um Schnaittenbach umsetzten.
Georg Landgrafs gute Idee
In Kriegszeiten fiel es Menschen mit einer kleinen Wohnung ohne eigenen Garten schwer, sich mit Gemüse und Obst zu versorgen. Als er die "Pflanzbeetln" sah, kam der Schnaittenbacher Heimatforscher und in München wirkende Studienrat Georg Landgraf auf die Idee, eine Kleingartenanlage zu schaffen. In einer Sitzung am 19. Dezember 1941 trug er seine Überlegungen Bürgermeister Albert Bauer und dem Gemeinderat vor. Das von ihm ausgesuchte Grundstück sollte die Kommune erwerben. Als Kaufpreis standen 600 Reichsmark pro Tagwerk zur Diskussion, insgesamt 15.000 RM.
Angesichts der angespannten Finanzlage scheuten die Räte das nötige Darlehen. Obwohl ihnen die Idee von Landgraf durchaus gefiel, stellten sie die Angelegenheit zurück. Zur Begründung hieß es, es fehle an Arbeitskräften, um die Kleingartenanlage anzulegen. Außerdem seien Männer und Söhne "eingerückt", und manche Frau wisse zum jetzigen Zeitpunkt nicht, ob sie sich für einen Kleingarten bewerben solle.
Heimatvertriebene in der Mehrzahl
Nach Kriegsende wurde das Thema wieder aktuell, zumal auch in Schnaittenbach Not, Hunger und Knappheit an Nahrungsmitteln herrschten. Um die 700 Evakuierte, Flüchtlinge und Heimatvertriebene aus den Ostgebieten kamen in die Stadt und mussten mit Lebensmitteln versorgt werden. Wer seine Rationen aus eigenem Gemüse- und Obstanbau aufstocken konnte, durfte sich glücklich schätzen. So begann die Suche nach einem Stück Erde, das sich zum Gärtnern und zur Haltung von Hasen, Tauben oder Hühnern eignete. Der damalige Pfarrer Simon Utz bot aus Pfründen der katholischen Kirche am Valtaweiher an der damaligen Hainstettener Straße ein über sechs Tagwerk großes Grundstück an. Hier waren viele Jahre Gänse gehütet worden. Es bildete den Grundstock für einheimische Bürger und in der Mehrzahl Heimatvertriebene, die 1947 einen "Verein für Kleingärten" gründeten.
Die Parzellen waren heiß begehrt. 70 Kleingärtner mit jeweils ca. 200 Quadratmeter Gartenfläche beteiligten sich an der Vereinsgründung. Im Laufe der Zeit baute der Verein eine eigene Wasserversorgung auf und legte Kleinteiche entlang des Trutz- und Steinbruchweges an.
25 Parzellen dem Kaolinabbau geopfert
1962 erwarb die Kaolinfirma Eduard Kick das Gebiet. Als im Jahre 1984 das Kaolinwerk mit den Abbaugruben nach Osten hin auswich, mussten 25 Gartenparzellen dem Kaolinabbau geopfert werden, so dass sich deren Zahl auf 45 verringerte. Noch größere Einschnitte vermied die Firma Kick, so dass die Gärtner ihre grünen Oasen am Trutz- und Steinbruchweg bis heute weiter bewirtschaften konnten.
Der Aspekt der Ernährung steht dabei aber nicht mehr im Vordergrund. Gärtnern wird von vielen als schönes Hobby gesehen an einem Rückzugsort, der Erholung und ein Stück weit unbeschwerte Normalität beschert - besonders in Zeiten der Coronapandemie. Nach getaner Arbeit Ruhe genießen und über den Gartenzaun hinweg nachbarschaftliche Kontakte zu knüpfen, ist heute der Traum der Kleingärtner. Mit ihrer kürzlich neu gewählten Führung blicken sie in Schnaittenbach optimistisch in die Zukunft.
Kleingartenverein Schnaittenbach
- Gründungsvorstand vor 75 Jahren: Liborius Graf, Josef Kraus, Stanislaus Nordwig und Johann Flierl
- Aktuelle Führung: Vorsitzende Brigitte Paulick, Vize Mathias Weber, Hauptkassier Enrico Reinecke, Schriftführer Nico Jonscher, Beisitzer Volker Wyphol und Oliver Weinhold
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