Schnaittenbach
12.04.2022 - 17:57 Uhr

Wald wird fit für den Klimawandel gemacht

Bäumchen wechsel' dich: Das heißt es derzeit im Wald. Denn dort ist Pflanzzeit. Klimatolerante Baumarten sollen dem Klimawandel trotzen.

Der Forstbetrieb Schnaittenbach der Bayerischen Staatsforsten hat mit den Frühjahrspflanzungen begonnen. Förster und Forstwirtinnen ergänzen dabei die Vielfalt in den staatlichen Wäldern der Region um mehrere Baumarten. Neben "alten Bekannten" wie Tanne oder Buche sind auch einige Raritäten unter den rund 150.000 Bäumen, die der Forstbetrieb in diesem Geschäftsjahr in rund 4000 Arbeitsstunden gepflanzt hat oder noch ausbringen wird.

Die Baumartenwahl und ihre Mischung sind laut einer Pressemitteilung des Forstbetriebs Schnaittenbach entscheidend für die Zukunftsfähigkeit des Staatswaldes. Da im Bereich des Forstbetriebs Schnaittenbach noch Nadelbaum-dominierte Wälder vorherrschen, werde kräftig gepflanzt. Nach dem Herbst sei dazu der Frühling die beste Jahreszeit. Ziel sei, in jedem Waldbestand mindestens vier Baumarten zu etablieren. Künftige Wälder sollen vielfältig, gemischt und gestuft sein, um dem Klimawandel bestmöglich zu trotzen. Das Klimarisiko soll so auf möglichst viele Baumschultern verteilt werden.

Heimische, aber seltene Arten

Heimische Baumarten wie Buche, Eiche oder Tanne machen den Löwenanteil unter den neu gepflanzten Baumarten aus, informiert der Forstbetrieb Schnaittenbach. Wo es vom Standort her passe, würden diese mit heimischen, aber bisher seltenen Baumarten wie Elsbeere, Spitzahorn oder Vogelkirsche ergänzt. „Wir pflanzen rund 18 verschiedene Baumarten, die nicht nur dem Klimawandel standhalten sollen, sondern auch eine Vielfalt an Lebensräumen bilden“, erklärt Forstbetriebsleiter Philipp Bahnmüller. Allein auf eine einzelne Baumart zu setzen, wäre ihm nach eigener Aussage angesichts der Klimaveränderungen zu gefährlich.

Seiner Aussage nach gibt es im Klimawandel unberechenbare Aspekte, da neben Trockenperioden auch Schädlinge problematisch würden. „Die Mischung ist entscheidend. Wenn in unseren Beständen eine Baumart ausfällt, übernehmen die anderen“, so Förster Bahnmüller weiter. Welche Baumarten in welchem Waldgebiet gepflanzt werden, sei stark vom Standort abhängig. Ziel der Staatsforsten sei, auch seltenere heimische Laubbaumarten einzubringen. Dazu zählt die Elsbeere, die sich besonders für die Stabilisierung der Wälder eignet. Die Elsbeere liebe Wärme und habe ein intensives Wurzelwachstum. „Die Elsbeere ist eine Baumart eigentlich wie gemacht für den Klimawandel. Nur kommt sie bei uns von Natur aus noch zu wenig vor, weshalb wir ihr bildlich gesprochen unter die Arme greifen“, so der Forstbetriebsleiter.

Stabiler bei Stürmen

Gleiches gelte für die Tanne, von der der Forstbetrieb Schnaittenbach im laufenden Geschäftsjahr mehr als 28.000 Stück pflanzen wird. „Mit ihrer Pfahlwurzel ist sie als Nadelbaumart der Fichte im Klimawandel überlegen. Sie ist nicht nur stabiler bei Stürmen, sondern kann auch Wasservorräte in größeren Tiefen erreichen, und sie kommt bei uns auch natürlich vor", so Bahnmüller.

Zusätzlich zur Pflanzung wurde auf trockenen und nährstoffarmen Standorten durch ein spezielles Programm zur Bodenverwundung die natürliche Verjüngung der heimischen Kiefer eingeleitet. Diese Baumart sei durch ihre Angepasstheit an diese Sonderstandorte gegenüber anderen Bäumen im Vorteil. Dieses Verfahren wurde auf knapp 100 Hektar angewandt, worauf der Betriebsleiter besonders stolz ist.

Wunsch: Nass und kühl

Mit dem bisherigen Verlauf der Pflanzungen in diesem Frühjahr ist er sehr zufrieden: „Wir sind absolut im Plan, bisher spielt das Wetter mit.“ Damit die Pflanzen gut anwachsen, wünscht er sich das, was außer Förstern niemand haben will: ein nasses und kühles Frühjahr.

 
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