Es ist fast geschafft. Jahrelang stand in Steiningloh ein unverputztes Haus. Die Gründe dafür sind tragisch. Eine junge Mutter stand nach einigen Schicksalsschlägen alleine mit einem halbfertigen Haus, zwei kleinen Kindern und einem Haufen Schulden da. Es kam noch schlimmer. Die Mama erkrankte und starb. In ihrem Testament hielt sie fest, dass ihre Tochter und ihr Sohn das Haus bekommen sollen. Auch der engsten Familie teilte sie diesen Wunsch mit. Der Opa der zwei Kinder packte daraufhin an. Er zahlte die monatlichen Kreditraten und baute an dem Haus weiter. Drei Wochen nach dem Tod der jungen Mutter der Schock: Auch der Opa erkrankte und starb einige Monate später.
Silvia Eierer, die Schwester der Verstorbenen, sah sich in der Verantwortung: "Die Frage war: Wie können wir das machen, dass die Kinder das Haus erben können, ohne sich gleich groß zu verschulden? Wie können sie ein eigenes Leben aufbauen, ohne dass sie schon in der Ausbildung einen Hauskredit abbezahlen müssen?" Schließlich stand das Thema Vormundschaft für den hinterbliebenen Sohn Sebastian Hirschmann (16) im Raum. Silvia Eierer erklärt: "Es war so: Entweder es nimmt jemand anders die Vormundschaft an oder Sebastian geht zu einer Pflegefamilie. Mein Partner und ich haben gleich gesagt, dass wir schauen, dass wir das hinbekommen. Ich habe dann die Vormundschaft übernommen."
Hilfe vom Pfarrgemeinderat
Außerdem hätten sie und ihr Partner den Entschluss gefasst, in das Haus zu ziehen. "Wir wollten den Wunsch meiner Schwester entsprechen und das Haus für die Kinder herrichten. Nachdem wir ein gewisses Kontingent an Erspartem aufgebracht haben, haben wir gesagt: Wir schaffen das alleine nicht mehr." Daraufhin habe die Schwester der Verstorbenen nach Hilfe gesucht.
Maria Koller vom Pfarrgemeinderat Ursulapoppenricht ist schließlich auf den Fall aufmerksam geworden. Recht schnell hat sie sich bereiterklärt, zu unterstützen. Sie richtete ein Spendenkonto ein und kümmerte sich um die ganze Organisation. Tatsächlich hat sich seitdem enorm viel getan. Der Balkon ist saniert, isoliert und abgedichtet worden, Elektroinstallationen und Estricharbeiten sind geschehen, auch Rigipsplatten sind mittlerweile angebracht, verspachtelt und abgeschliffen. Vor allem aber ist das Haus verputzt. Die Familie und einige Helfer haben versucht, sich mit so viel Eigenleistung wie möglich einzubringen. Silvia Eierer spricht von einem "Kraftakt", da sie und ihr Partner auch noch Vollzeit arbeiten.
Maria Koller kümmerte sich um die Kommunikation mit den Firmen. Sie koordinierte nicht nur Termine, sondern schilderte den Unternehmen auch den schicksalhaften Fall. Einige arbeiteten deshalb kostenlos oder verlangten weniger. Mit einigen ist Koller noch in Verhandlungen. Das gibt sie auch als Grund an, warum sie (noch) nicht verraten will, wie viel Geld bei der Spendenaktion bisher zusammengekommen ist. Einige Arbeiten stehen noch aus. Sind diese abgeschlossen, verspricht Koller Transparenz: "Wenn wir fertig sind, wird alles offen gelegt. Ganz sicher."
Fertigstellung bis August
Eigentlich hatte sie gehofft, dass nach einem Vierteljahr alle Gewerke abgeschlossen sind. So schnell ging es letztlich nicht. Wer aktuell baut oder saniert, weiß, wie schwer es ist, an Handwerker und Material zu kommen. Türen und Böden sind bestellt, der Fliesenleger steht in den Startlöchern. Nun peilt sie einen Fertigstellungstermin Anfang August an. Außerdem hofft Koller, dass am Ende noch Geld für den Treppenbelag übrigbleibt.
Derzeit wohnen der 16-Jährige Sebastian und seine drei Jahre ältere Schwester Melanie bei der Großmutter. Sebastian erzählt bei einem Pressetermin vor Ort in Steiningloh, dass er zuvor im Haus gelebt habe. Vieles sei noch nicht fertig gewesen: "Nun sieht es schön aus. Ich bin froh, dass wir endlich mal weitergekommen sind. Sobald die Wohnung oben fertig ist, bekomme ich mein eigenes Zimmer, wo ich auch einziehen kann."
Für Silvia Eierer geht bald eine sehr stressige und kräftezehrende Zeit zu Ende. "Wenn Ruhe einkehrt, wollen mein Partner und ich uns um unsere eigenen Lebensschritte wieder kümmern. Bevor meine Schwester gestorben ist, wollten wir ein eigenes Haus bauen. Dann hat leider das Schicksal zugeschlagen." Ihre Planungen hat sie für die Familie und die Kinder aber gerne zurückgestellt. "Wir sind näher zusammengerückt und haben uns durch die schwere Zeit durchgebissen."
Was am Haus alles geschehen ist
- Vorbereitungen: Aufräumarbeiten, Entsorgungen, Vorarbeiten zum Verputzen
- Außenputz
- Balkon: saniert, isoliert und abgedichtet
- Balkongeländer (bestellt)
- Elektroinstallation: Überprüfung und Fertigstellung
- Estrich
- Rigips: montiert, verspachtelt und abgeschliffen
- Das ist noch zu tun: Bad fliesen und Einbau der Badkeramik, Türen setzen, Treppenbelag und Eingangsbereich, Bodenbeläge sowie Außentreppe und Garagentore
"Wir sind näher zusammengerückt und haben uns durch die schwere Zeit durchgebissen."
Wenn wir fertig sind, wird alles offen gelegt. Ganz sicher.
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