Sulzbach-Rosenberg
20.03.2023 - 11:07 Uhr

Nach dem Ende des Preis-Höhenflugs kehrt neue Unsicherheit bei den Milcherzeugern ein

53 Cent brachte der Liter Milch im Jahresdurchschnitt 2022, zuletzt fiel der Preis im Februar bis auf 39 Cent. Die Stimmung bei der Milcherzeugergemeinschaft Sulzbach-Rosenberg belasten aber auch neue gesetzliche Vorgaben.

von mfh

Schon bei der Begrüßung der Teilnehmer der Jahreshauptversammlung der Milcherzeugergemeinschaft (MEG) Sulzbach-Rosenberg äußerte der Vorstandsvorsitzende Josef Rauch deutliche Kritik am Veterinäramt. Die Anfrage, einen Vortrag über das neue Tierarzneimittelgesetz zu halten, habe die Behörde wegen Personalmangel abgelehnt.

Im Jahresbericht stellte Rauch einerseits eine Kostenexplosion für Dünger und Energie fest. Andererseits sei aber auch der Milchpreis auf im Jahresschnitt akzeptable 53 Cent gestiegen. Mittlerweile sei er wieder rückläufig, denn durch die Inflation sehe sich der Bürger zum Sparen gezwungen. Das drücke den Milchpreis. Rauch fühlte sich "an das Debakel mit dem Butterpreis erinnert".

Eis als Hoffnungsträger

Die Sulzbach-Rosenberger MEG beliefert seit vielen Jahren die schwäbische Molkerei Zott mit Hauptsitz in Mertingen. Deren Milcheinkäufer Ludwig Wild gab eine Einschätzungen über die Entwicklungen des Milchmarktes ab. "Der Höhenflug des Milchpreises ist zum Erliegen gekommen. Seit fünf Monaten sinkt er wieder stetig und war im Februar auch schon bei 39 Cent." Der Export sei im Herbst 2022 unter der Last der hohen Preise eingebrochen. Im Moment ziehe er auf einem niedrigen Preisniveau wieder an. Die Hoffnung der Molkerei liege auch auf der Markteinführung von "Monte"-Eis, die bis zum späten Frühjahr auch in Bayern abgeschlossen sein soll.

"Einschätzungen über die Marktentwicklung kann ich nicht geben", hielt sich Wild beim Blick voraus bedeckt. "Die politischen Rahmenbedingungen sind schwierig. Es werden Ziele vorgegeben, zum Beispiel die CO2-Neutralität. Wie man jedoch diese Ziele erreichen könnte, das verschweigen unsere Politiker."

"Undurchsichtige Vorschriften"

Auch Tobias Guggenmos, der Vertreter des tierärztlichen Bezirksverbandes der Oberpfalz, übte reichlich Kritik an politischen Entscheidungen. Besonders das jüngst verabschiedete neuen Tierarzneimittelgesetz (TAMG) und das Antibiotika-Minimierungskonzept erregten seinen Unmut. Er befürworte einen verminderten Einsatz von Antibiotika, aber die Maßnahmen müssten praktikabel sein, erklärte Guggenmos. Undurchsichtig werde es, wenn im Rahmen des Antibiotika-Minimierungskonzepts Mastkälber bis zum Alter von zwölf Monaten eigentlich gemeldet werden müssten, aber nicht, wenn sie aus eigener Aufzucht stammten. Eine Erklärung für diese Einteilung des Gesetzgebers habe er nicht finden können, sagte Guggenmos. Sein Fazit: "Ich habe ein Problem damit, wenn wir mit Vorschriften konfrontiert werden, die nicht praxistauglich sind!"

Der stellvertretende Landrat Franz Mädler versprach den Mitgliedern der MEG: „Das Tierarzneimittelgesetz muss auf den Tisch. Wir sitzen doch alle in einem Boot. Und die Kritik am Veterinäramt nehme ich mit."

Das Ergebnis der Beiratswahl

Bei der Versammlung stand eine Neuwahl des Beirats auf der Tagesordnung. Seine neun Plätze besetzen künftig Josef Rauch, Andreas Flierl, Christian Herbst, Dieter Kolb, Stefanie Roth, Jürgen Schmid, Thomas Hubmann, Felix Sperber und Wolfgang Kasper. Als erste Amtshandlung wird das Gremium in seiner konstituierenden Sitzung den Vorstand bestimmen.

Hintergrund:

Milcherzeugergemeinschaft Sulzbach-Rosenberg

  • Aktuelle Mitgliederzahl: 97
  • Jahresproduktion: 43 Millionen Kilogramm Milch
  • Geplante Erweiterung: Zum 1. April 2023 kommen 14 Betriebe aus dem Raum Pegnitz und Auerbach neu hinzu
 
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