Eine Delegation des evangelisch-lutherischen Dekanats Sulzbach-Rosenberg besuchte wieder einmal das Ostmährische Seniorat der Böhmischen Brüder. Seit 30 Jahren pflegen beide Seiten eine lebendige Partnerschaft. Zum ersten Mal reiste Bürgermeister Michael Göth mit und verglich die Partnerschaft mit einer Fernbeziehung: "Wichtiger als die räumliche Nähe sind die Gemeinsamkeiten, die Offenheit und auch die Begegnungen, die immer wieder deutlich machen, wie sehr den freundschaftlich verbundenen Partnern an diesen Begegnungen liegt."
Die Delegation, der Stadtpfarrer Dr. Roland Kurz, Pfarrer Matthias Ahnert aus Edelsfeld, der Präses der Dekanatssynode, Hans-Peter Pickel, der Synodale Achim Groth und Dekanatsfrauenbeauftragte Corinna Groth angehörten, wurde von Dekan Karlhermann Schötz geleitet. Er erklärte, dass für ihn der Begriff der versöhnten Verschiedenheit wichtig geworden sei. "Das leben Sie ja schon in den verschiedenen Gemeinden Ihres Seniorats", stellte Schötz fest, "die Einigkeit im Glauben besteht nicht in Einheitlichkeit. In dieser Haltung können wir gemeinsam die Aufgaben angehen, die uns gestellt sind."
In seinem Grußwort vor dem Konvent der Böhmischen Brüder sagte Bürgermeister Göth unter dem Eindruck der herzlichen Begrüßung: "Vielleicht sind es nicht nur die offiziellen Delegationen, die einen Kontakt pflegen, sondern auch die privaten Freundschaften, die diese Partnerschaft lebendig halten."
Segen für gleichgeschlechtliche Paare
Sehr interessiert verfolgte die Delegation die Diskussion im Konvent, die Pfarrer Daniel Heller, der ostmährische Partnerschaftsbeauftragte, übersetzte. Es ging um die Frage der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Die Landessynode hatte beschlossen, dass darüber der jeweilige Ortspfarrer allein entscheide, weil es eine seelsorgerliche Entscheidung sei und keine organisatorische, bei der der Kirchenvorstand eingebunden werden müsse. Nach einer sehr emotionalen Aussprache akzeptierte der Konvent diese Entscheidung.
Bei den jährlichen Besuchen in Ostmähren nehmen die Pfarrer auch immer in verschiedenen Kirchen am Sonntagsgottesdienst teil, um möglichst viele Gemeindeglieder zu erreichen und zu zeigen, dass der deutschen Seite diese Partnerschaft sehr am Herzen liegt. Dekan Schötz predigte in Vsetín, Pfarrer Dr. Kurz in Kateřinice, Pfarrer Ahnert im Frühgottesdienst in Jablůnka und danach noch in Valašské Meziříčí. Beim Kirchencafé nach dem Gottesdienst kamen die deutschen Besucher mit den tschechischen Gemeindegliedern ins Gespräch.
Bürgermeister im Austausch
Der Bürgermeister von Vsetín, Jiři Čunek, bat die Delegation zu einem festlichen Martinsgans-Essen. Hier tauschte sich vor allem Bürgermeister Göth intensiv mit seinem Kollegen aus. Zusammen entdeckten sie viele Gemeinsamkeiten und Berührungspunkte, die Vsetín und Sulzbach-Rosenberg verbinden.
Die ostmährischen Partner boten ihren Gästen auch ein touristisches Rahmenprogramm an. So besichtigte die Delegation das Eishockeystadion und sah ein Punktspiel der Jugendmannschaft des Hockeyclubs Vsetín, und sie schaute sich in einem Obst verarbeitenden Betrieb um.
Auf der Rückfahrt äußerte sich Bürgermeister Göth beeindruckt, wie breit die Verbindungen schon gewachsen sind - für ihn ein Beispiel dafür, wie Europa zusammenwächst. "Es gab schon Bibliothekskontakte zwischen Vsetín und Sulzbach-Rosenberg. Es wäre schön, die wieder aufzunehmen", stellte er sich eine "Hausaufgabe".
"Die Begegnungen mit unseren Partnerinnen und Partnern in Ostmähren sind für mich immer wieder eine Bereicherung und sie machen mir Mut", zog Dekan Schötz für sich das Fazit der Reise. Die Kirche dort arbeite unter ganz anderen und oft schwierigeren Bedingungen als hier, aber: "Ich habe viel Zuversicht gespürt und keine Klage oder gar Jammern gehört. Dieses Vorbild schenkt mir Hoffnung für die Zukunft der Kirche auch bei uns."
Die Dekanatsfrauenbeauftragte Corinna Groth hat als Mitarbeiterin der Oberpfalz-Medien diesen Bericht verfasst.
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