Tracht, Musik, Tanz und Theater: Das sind die Säulen des Brauchtums, die der Heimat- und Trachtenverein Stamm für nachfolgende Generationen in Sulzbach-Rosenberg bewahren möchte. Er blickt heuer auf sein 100-jähriges Bestehen zurück.
1919 existierte bereits ein Theater- und Gebirgstrachten-Verein, der sich Stammverein nannte und als der älteste Verein dieser Art in Sulzbach gilt. Als eine Ausgründung aus seinen Reihen entstand im Januar 1921 der Gebirgs- und Volkstrachtenerhaltungsverein Enzian Edelweiß, der sich später dann den Namen Heimat- und Trachtenverein Stamm 1921 gab. 36 Männer und Frauen hoben ihm im damaligen Gasthaus Zur Post aus der Taufe.
"Gebirgstrachtenvereine gaben damals das Vorbild für Tracht und Tänze", erklärt der heutige Vorsitzende Christian Steger den geschichtlichen Hintergrund. "Enzian Edelweiß" nahm sich die Allgäuer Tracht und Tänze zum Vorbild und holte "echte" Allgäuer, die den Mitgliedern das in der Oberpfalz unübliche Schuhplatteln beibrachten. Improvisation war bei der Beschaffung der Trachten gefragt; es fehlte an Geld und Material.
Noch bevor sich 1924 eine eigene Musikgruppe bildete, weihte der Verein 1923 eine Fahne. Die Mitgliederzahl wuchs bis 1926 auf 62 an. Während der Zeit der Nationalsozialisten ereilte auch die Trachtler die Gleichschaltung. Ihren Gruß "Treu der Heimat, treu der Sitt, treu dem guten alten Brauch" mussten sie durch das Horst-Wessel-Lied ersetzen. 1948 brachte der Verein sein Leben durch neue Statuten und einen neuen Vorstand wieder in Schwung.
Zu den Höhepunkten der Vereinsgeschichte zählen ältere Mitglieder die Ausrichtung des 38. Vereinigungsfestes der Bayerischen Volkstrachtenvereine links der Donau 1952. Fünf Jahre später war es dann so weit: Unter dem Vorsitz von Hans Eichenseer hielt der bis jetzt gültige Name Heimat- und Trachtenverein Stamm 1921 Einzug ins Vereinsregister.
Aus den 1960er und 1970er Jahren, als der Dialekt in der Schule verpönt war und Jeans die Lederhosen verdrängten, weiß Christian Steger von einem Mitgliederzulauf beim Stamm zu berichten. Dieser nahm in den Zeiten des unvergessenen Vorsitzenden Hans Leugner eine prächtige Entwicklung. Seine Gruppen traten das ganze Jahr über bei vielen Veranstaltungen auf, gestalteten Gottesdienste und repräsentierten mit Gesang, Tanz und Musik die Stadt Sulzbach-Rosenberg in der ganzen Welt.
Großer Beliebtheit erfreut sich die alljährlichen Theater-Spielzeiten unter der Regie von Marion Steger. Auf ausverkaufte Vorstellungen im Rosenberger Kettelerhaus musste allerdings im
vergangenen Jahr verzichtet werden. "Ob im Herbst 2021 gespielt werden kann, ist ungewiss. Publikum und Ensemble hoffen auf eine Wiederaufnahme," sagt Marion Steger.
Der Höhepunkt des Brauchtumsjahres ist die Woizkirwa im August, die der Stamm und der Heimatverein Birgland gemeinsam auf die Beine stellen. Hier geben junge Musikanten und Tanzpaare Zeugnis von der erfolgreichen Nachwuchsarbeit des Vereins.
"Leider müssen wir die Feierlichkeiten zu unserem 100-jährigen Jubiläum verschieben, denn auch ein größeres Fest im Freien ist trotz zugesagter Unterstützung von Stadt und Landkreis derzeit nicht planbar", erklärt Vorsitzender Christian Steger. Bleibt jetzt nur die Vorfreude auf ein nachgeholtes Jubiläumsfest.
Galerie der Vorsitzenden beim Stamm
- 1921: Toni Schall (für zwei Monate)
- 1921 bis 1953: Ludwig Schall (unterbrochen durch die Jahre der Nazi-Herrschaft und des Kriegs)
- 1953 bis 1961: Hans Eichenseer
- 1961 bis 1992: Hans Leugner
- 1992 bis 1993: Markus Stauber
- 1993 bis 2007: Konrad Stauber
- 2007 bis 2011: Markus Stauber
- Seit 2011: Christian Steger



















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