Die Installation von Trinkwasserspendern ist keine neue Forderung im Sulzbach-Rosenberger Stadtrat. Ihr Aufbau schlug im Gremium schon Ende 2021 auf. Die Beeinträchtigung der Gesundheit der Bürger durch Hitzewellen war nicht der einzige Grund der Überlegungen. Vielmehr sollten diese kostenlosen Trinkwasserbrunnen auch die Attraktivität der Stadt etwa für Fahrradtouristen erhöhen. SPD-Stadtrat Armin Rüger brachte dann im Sommer 2022 seinen Antrag auf eine zeitnahe Ausarbeitung eines Hitzeschutzaktionsplans für die Stadt Sulzbach-Rosenberg ein. Wie der Allgemeinmediziner damals begründete, hinterlasse der Klimawandel deutliche Spuren in der Lebensgestaltung aller Bürger. Die zunehmende Anzahl von Trocken- und Hitzeperioden führe zu nachweislichen gesundheitlichen Belastungen für die Bevölkerung. Betroffen seien vor allem Kleinkinder und Senioren.
Nach dem Verweis des damaligen Antrags in den Hauptausschuss kamen verschiedene Vorschläge aus dem Sulzbach-Rosenberger Baureferat, das auch auf die Empfehlung von Hitzeschutzaktionsplänen verwies. Sie dienten als Grundlage für die konkrete Ausarbeitung, die immer auch regional angepasst werden müssten. Inhaltlich gehe es dabei unter anderem um Nutzung eines Hitzewarnsystems, Beachtung von Risikogruppen, langfristige Stadtplanung und Bauwesen oder die Reduzierung von Hitze in Innenräumen. Konkret empfahl Rüger eine präventive Anpassungsstrategie durch die Kommune, die neben Beschattung öffentlicher Plätze, Errichtung von Flachbrunnen zur Abkühlung, eine Erhebung hitzebelasteter Wohnungen oder die Aufstellung von Trinkwasserbrunnen beinhaltete.
Zwei Trinkwasserspender
Letztere baute die Firma Arbogast in Zusammenarbeit mit den Sulzbach-Rosenberger Stadtwerken aktuell am Luitpoldplatz neben der Bushaltestelle und in Rosenberg bei der Einfahrt zur Flei an der Pirnermühle auf. Am Donnerstag, 10. August, gab es dazu einen offiziellen Termin zur Freigabe der vom Wasserwirtschaftsamt mit je 15 000 Euro geförderten Trinkwasserspender für die Bevölkerung. Die Gesamtkosten gab Christine Schaller-Kokesch vom Baureferat mit etwa 43 000 Euro an. Wie von Bürgermeister Michael Göth zu erfahren war, sollen als weitere Akutmaßnahme zur Beschattung der Spielplätze Bäume gepflanzt werden. „Wir stehen in Kontakt mit dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherung sowie mit dem Zentrum für Klimaanpassung, die weiterhin beratend tätig sein werden“, so der Rathauschef.
In der Altstadt könnten seiner Meinung nach auch Bäume in der Grünanlage vor dem Literaturarchiv gepflanzt werden, um einen zusätzlichen Kühleffekt zu erreichen. Flankiert wurden die ersten Überlegungen auch von einer Infoveranstaltung im Vorfeld der Bürgerversammlung im Juni mit den Referentinnen Veronika Weilnhammer und Susanne Senninger vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Sie zeigten im Vortrag „Hitze und Gesundheit“ auf, wie sich die Hitzetage insbesondere in den letzten 20 Jahren vermehrt haben. Besondere Hinweise der Expertinnen galten dem Hitzewarnsystem des Deutschen Wetterdienstes und bereits existierenden Hitzeaktionsplänen in größeren Städten.
Zentrale Rolle für Hausärzte
Armin Rüger verwies auch auf das Vorhaben des Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach, der noch in diesem Jahr durch einen nationalen Hitzeschutzplan die Zahl der Hitzetoten halbieren will, also unter 4000 halten. „Eine zentrale Rolle sollten dabei auch die Hausärzte einnehmen - insbesondere zum Schutz vulnerabler Patienten“, so Rüger, der es auch als wichtig ansah, Hitze als Gefährdung der Gesundheit ins Bewusstsein zu rücken.
Der langjährige Sulzbach-Rosenberger Stadtrat, zugleich Landesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokraten im Gesundheitswesen, verweist auf Frankreich als Vorreiter beim Hitzeschutz. „Dort gibt es Hitzeschutzpläne mit einem vierstufigen Ampelsystem seit 2004, nachdem ein Jahr zuvor während eines Rekordsommers etwa 15 000 meist vereinsamte und alte Menschen an den Folgen der Hitze verstorben waren." Für Rüger steht fest, dass beim Thema Hitze kein Lebensbereich ausgelassen werden dürfe. Schon jetzt sollten die vorherrschenden Situationen verbessert und die Bevölkerung durch Großplakate an den Hitzeschutz erinnert werden. Anzuraten seien seiner Meinung nach auch die Flexibilisierung von Arbeitszeiten oder Sportaktivitäten. „Man könnte sich südländische Lebensweisen oder Tagesabläufe mit einer Siesta zum Vorbild nehmen“, sagt der Mediziner.
Aufgabe für Bauleitplanung
Langfristig will auch Sulzbach-Rosenberg diesen Weg beschreiten. Hier wird es dann unter anderem um Luftschneisen zwischen den Gebäuden gehen, damit die Hitze nicht stehen bleiben kann. „Aktuelle Studien haben ergeben, dass ein Anteil von 40 Prozent an Grünflächen in der Stadt den Hitzestress im Sommer auf die Hälfte reduzieren kann, ohne dass sich der Kältestress im Winter erhöht“, so die Angaben aus dem Baureferat.
Wie die Behörde weiter angab, müsse es eine Aufgabenstellung in der Bauleitplanung sein, eine hitzegerechte Stadt zu schaffen. Ein Augenmerk könnte auch auf die Auswahl der Beläge gelegt werden, da sich schwarzer Asphalt wesentlich stärker erhitze als graue Materialien. Dies gelte ebenso für die Farbgestaltung an den Fassaden. Eine Durchgrünung der Gärten könnte dazu über Festsetzungen im Bebauungsplan geregelt werden.
Tipps gegen Hitze
- Genügend trinken und wasserreich essen
- Leicht und luftig kleiden
- Medikamentenplan anpassen
- Bevorzugt nachts/frühmorgens lüften
- Räume tagsüber verschatten
- Im Schatten bleiben, in der Sonne Kopfbedeckung tragen
- Hitzewarnungen beachten
- Körper kühlen
- Aktivität in kühleren Stunden
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