Sulzbach-Rosenberg
06.07.2018 - 16:59 Uhr

Wirtshaus ist Heimat

71 Landkreise gibt es in Bayern. Da ist es schon eine besondere Auszeichnung für Amberg-Sulzbach, wenn hier 5 der 100 besten Heimatwirtschaften liegen, und eine 6. nur knapp hinter der Landkreisgrenze.

Seit 1855 ist der Landgasthof „Zum Bayerischen Johann“ in Oed bei Weigendorf in der Hand der Familie (von links): Sandra, Tina, Karin, Werner, Erika und Gerhard Bayer. Petra Hartl
Seit 1855 ist der Landgasthof „Zum Bayerischen Johann“ in Oed bei Weigendorf in der Hand der Familie (von links): Sandra, Tina, Karin, Werner, Erika und Gerhard Bayer.

(pjle) Das bayerische Heimatministerium und der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Bayern hatten den Wettbewerb "100 Beste Heimatwirtschaften" Ende 2017 ausgeschrieben. Fast 600 Bewerbungen gingen daraufhin ein, von denen genau 100 am Mittwoch als Heimatwirtschaft ausgezeichnet wurden.

Die Wettbewerbskriterien forderten, dass das Wirtshaus regelmäßig geöffnet hat und sich in besonderer Weise für den Erhalt und die Weitergabe von Brauchtum, Tradition und Dorfgemeinschaft einsetzt. Das ist bei vielen Gaststätten im Landkreis eine Selbstverständlichkeit. Dass diese Art der Brauchtumspflege nun gewürdigt wird, freut Johann Reindl, Seniorchef des Forsthofs in Kastl: "Stammtisch, Schafkopfrunden, Vereinstreffen - das haben wir natürlich alles." Auch die Auszeichnung im Wettbewerb Bayerische Küche dürfte in die Prämierung des Forsthofs mit eingeflossen sein - und die Tatsache, dass er in der vierten Generation als Familienbetrieb geführt wird.

Platz für Stammtische

Auf den gelungenen Generationenwechsel, der ein Kriterium war, sind auch die Betreiber des Bärenwirts in Rieden stolz. "In einem Familienbetrieb ist einfach viel mehr Herzlichkeit da", sagt Inhaberin Susanne Richthammer. Für sie ist ihr Gasthaus ein Ort gelebter Tradition. Außerdem beherbergt der Bärenwirt die Stammtische verschiedener Vereine und Veranstaltungen der Gemeinde.

Der Landgasthof Rouherer in Süß bei Hahnbach ist Dreh- und Angelpunkt des dörflichen Lebens, weiß Wirtin Susanne Stab. "Wir sind einfach urig". Und der Neukirchner Hof versteht sich gar als Kulturzentrum im Ort. "Bevor wir den Hof als Pächter übernommen haben, ist er lange leer gestanden", sagt Wirtin Renate Engelhardt: "Wir haben dann die Initiative ergriffen." Obwohl ein Gutachten den Hof als "nicht nicht bewirtschaftbar" einstufte, entschieden sich Renate und Heinz Engelhardt für eine Renovierung. Jetzt sind sie Gastgeber für Vereinstreffen, Bauerntheater, Faschingsbälle oder Hochzeiten. "Ich denke, wir haben den Preis gekriegt, weil durch uns der Ort belebt wird", meint die Wirtin.

Lebendig geht es auch im Bayerischen Johann in Oed bei Weigendorf zu: Als "Zentrum der Volksmusik" und ausgezeichnetes "musikantenfreundliches Gasthaus" wird hier bayerische Kultur und Brauchtum in besonderer Weise gepflegt. Auch die klare Wertschöpfungskette mit regionalen Produkten und Zutaten hat bei der Wahl zu einer der 100 Heimatwirtschaften eine Rolle gespielt.

Moderne und Tradition

Das Gasthof-Hotel Wolfringmühle überzeugte durch seine seltene Mischung aus Moderne und Tradition: Es ist Touristenziel und Tagungsstätte, gleichzeitig kommen aber auch Einheimische, ob zum Frühschoppen am Sonntag, zur Vereinsfeier oder zum Kartenspielen. "Das Schöne ist, wenn die verschiedenen Gäste ins Gespräch kommen. Da sind schon Freundschaften entstanden", sagt Thomas Auerbach, der den Gasthof mit seiner Schwester in der siebten Generation führt.

Alle prämierten Gaststätten erhielten 1000 Euro Preisgeld. Viel wichtiger ist den Wirten aber die Anerkennung ihrer Arbeit. Denn wer eine Heimatwirtschaft führt, den zeichnet eines aus: Er lebt seinen Beruf.

Oberpfalz04.07.2018
 
Kommentare

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Heinz Rahm

Es freut mich und meine Familie sehr, dass der "Bayerische Johann" den Preis gewonnen hat. Total verdient - alle, denen ich diese Gaststätte schon empfohlen habe, waren begeistert. Von mir und meiner Familie ganz zu schweigen ... Herzliche Gratulation an Familie Bayer und das ganze Team!

Neulich waren wir mal auf (leider seltenem) Heimatbesuch im Landgasthof Erras in Fichtenhof bei Amberg zum "Brunchen". Den habe ich vorher gar nicht gekannt. Aber es war einfach super! Für dieses Haus wäre die Auszeichnung auch verdient!

Heinz Rahm, Reinheim (Kreis Darmstadt-Dieburg) - aus Högen stammend

08.07.2018
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