Tirschenreuth
19.12.2018 - 18:56 Uhr

Autobahn keine Alternative für Süd-Ost-Link

Vor einer Woche hat Tennet seinen Vorzugskorridor des Süd-Ost-Links präsentiert. Wie ist das Unternehmen zu seiner Entscheidung gekommen? Und wie geht es weiter? Antworten gibt es bei einer Zusammenkunft in Tirschenreuth.

Beim planungsbegleitenden Forum zum Süd-Ost-Link diskutieren Bürgermeister, Behörden- und Verbandsvertreter in kleinen Arbeitsgruppen mit Tennet-Mitarbeitern. Dabei informiert sich Mitterteichs Bürgermeister Roland Grillmeier (Mitte, stehend) bei Teilprojektleiter Dr. Jörg Hübner (rechts, stehend). Bild: rti
Beim planungsbegleitenden Forum zum Süd-Ost-Link diskutieren Bürgermeister, Behörden- und Verbandsvertreter in kleinen Arbeitsgruppen mit Tennet-Mitarbeitern. Dabei informiert sich Mitterteichs Bürgermeister Roland Grillmeier (Mitte, stehend) bei Teilprojektleiter Dr. Jörg Hübner (rechts, stehend).

Tennet hat über ein Jahr die drei Korridore für den Abschnitt C (zwischen Hof und Pfreimd) des Süd-Ost-Links untersucht. Das Unternehmen favorisiert die östlichste Variante der künftigen unterirdischen Hochspannungs-Gleichstromübertragungsleitungen. Dieser Vorzugskorridor betrifft auch das Stiftland ziemlich stark.

Wenngleich es sich hier nur um einen Vorschlag handelt. "Das ist die Sichtweise von Tennet und unseren Fachplanern. Darauf lege ich viel Wert. Ob es dabei bleibt, entscheidet die Bundesnetzagentur und nicht wir", macht Projektleiter Andreas Herath beim planungsbegleitenden Forum im Hotel "Seenario" am Mittwoch deutlich. Aus diesem Grund sind die anderen beiden Korridore auch noch nicht aus der Planung.

Zum Treffen in der Kreisstadt kommen rund 30 Teilnehmer. Darunter sind betroffene Bürgermeister, Fachbehörden, Verbände und Bürgerinitiativen. "Ich hoffe, dass wir durch dieses Forum Verständnis für unsere Entscheidung schaffen. Wir legen alles transparent vor", erklärt Carolin Kürth, Referentin für Bürgerbeteiligung. "Alle sollen verstehen, warum wir so entschieden haben." Dadurch sei es möglich, viele Hinweise für die nächsten Planungsphasen aufzunehmen.

Pfreimd12.12.2018

Über den aktuellen Stand informiert Teilprojektleiter Dr. Jörg Hübner. Er ist bei Tennet für die Bereiche Planung und Genehmigung für den Abschnitt C des Süd-Ost-Links zuständig. "Unser Ziel war es, den verträglichsten Korridor zu identifizieren." Die ausgewählte Variante sei im Vergleich zu den anderen beiden die mit den geringsten Eingriff in die Belange von Mensch und Natur. Anschließend diskutieren die Teilnehmer in kleineren Arbeitsgruppen die vorgestellten Ergebnisse. Dabei geht es unter anderem um die planerische Feinabstimmung, Korridorverlauf und Koordination der Baustellen.

Den Landwirtschaftsvertretern ist besonderes die Entschädigung für betroffene Grundstücksbesitzer wichtig. Sie setzten sich für eine wiederkehrende Leistung ein. Dies streicht BBV-Kreisobmann Ely Eibisch heraus. Immer wieder kommt auch der Ruf nach einer Verlegung des Süd-Ost-Links entlang der Autobahn. "Wir haben eine Bündelung an der A 93 geprüft, aber das ist nicht möglich", erklärt Andreas Herath. Ihm sei es wichtig, mit dem Irrglauben aufzuräumen, dass die Leitung in den Standstreifen könnte. Auch das Areal hinter der Schutzplanke, das zum erweiterten Straßenkörper zählt, dürfe nicht genutzt werden.

Tirschenreuth12.12.2018

"Alles nach den Wildschutzzäunen wäre eine möglich Fläche." Diese habe sich Tennet angeschaut, aber bestimmte Kriterien führen dazu, dass dies bei der A 93 nicht möglich ist. Als Beispiele führt Herath FFH-Gebiete zwischen Pechbrunn und Mitterteich, "Engstellen" bei Mitterteich wegen Gewerbegebieten und die Waldnaabtalbrücke bei Windischeschenbach an. "Das sind alles Restriktionen." Im Bereich Neustadt und Weiden würden zudem noch Tiefbrunnen die Planung neben der Autobahn einschränken. "Wir sollten die aufgestellten Kriterien aufrechterhalten und nicht aufweichen", plädierte der Projektleiter, dieses Untersuchungsergebnis zu akzeptieren.

Leonbergs Bürgermeister Johann Burger erkundigt sich nach den Auswirkungen der Erdkabelverlegung auf den Boden und die Landwirtschaft. Als Stichworte nennt er Temperatur, Grundwasser und Wachstumsentschädigung. Der Rathauschef verweist, dass es wichtig sei, zwischen einer Rohrleitungen und einem Gleichstromstrang zu unterscheiden.

Lothar Grosser, für Tennet in die Trassierungsplanung eingebunden, verweist auf verschiedene Studien: Sie würden zeigen, dass es durch unterirdische Stromleitungen "keine entscheidenden Auswirkungen auf die Erwärmung und Fruchtbarkeit des Bodens gibt".

Weiterer Planungsverlauf:

Entscheidung über Korridor im Herbst 2019

Den weiteren Planungsverlauf erläutert Carolin Kürth, Referentin für Bürgerbeteiligung. Am Freitag reicht Tennet seine Unterlagen für den Abschnitt C des Süd-Ost-Links bei der Bundesnetzagentur ein, insgesamt 49 Ordner. Diese überprüft die Behörde bis Februar auf Vollständigkeit. Ab Mitte Februar erfolgt für ein Monat die Auslegung und Veröffentlichung der Unterlagen. Diese sind aber auch zeitlich unbegrenzt auf der Homepage der Bundesnetzagentur einzusehen.

Ab dem Tag der Auslegung besteht zwei Monate die Möglichkeit zur Stellungnahme. „Diese muss man schriftlich oder elektronisch an die Bundesnetzagentur richten und nicht an uns“, weist Carolin Kürth hin.

Für den Sommer 2019 ist vor dem Erörterungstermin die erneute Prüfung der Unterlagen sowie aller eingebrachter Einwände und Stellungnahmen anvisiert. Dies liegt alleine bei der Bundesnetzagentur. Im Herbst 2019 entscheidet sie sich dann für einen der drei ein Kilometer breiten Korridore. „Dieser ist gesetzlich verbindlich festgelegt. Mit diesem Schritt endet die Bundesfachplanung“, erläutert Kürth.

2019 wird zudem Tennet seinen Vorschlagskorridor mit Drohnen befliegen. Außerdem führt das Unternehmen dort eine Kartierung durch und unternimmt Baugrunduntersuchungen. (rti)

Verlauf des Erdkabels:

Beteilung über Geoinformationssystem

Um für die nächsten Schritte gerüstet zu sein, plant Tennet auch schon die konkreten Erdkabelverläufe für alle drei Korridore. Dazu gibt es als Ausgangspunkt eine potenzielle Trassenachse. „Diese können Sie mit uns bis 13. Februar weiterentwickeln. Wir wollen Ihre planerischen Ideen“, erläutert Teilprojektleiter Dr. Jörg Hübner. Dafür nutzt Tennet ein Online-Karten-Portal auf seiner Homepage.

Dabei können Bürger, Behörden und Verbände in einem Geoinformationssystem (GIS) sowohl ihre Hinweise zu Besonderheiten im Raum (punktuell und in der Fläche) als auch neue Vorschläge für den möglichen Verlauf der Erdkabelleitung innerhalb des Korridors geben. Als Beispiele zählt das Unternehmen besonders schützenswerte alte Bäume, Kenntnisse über Artenvorkommen, besondere Bodenverhältnisse, Ablagerungsstellen von Abfall oder Schutt im Boden, Brunnen oder langfristig geplante Bauvorhaben auf. „Die Hinweise werden nach und nach anonymisiert veröffentlicht“, so Carolin Kürth. Diese Möglichkeit ersetze aber nicht die Stellungnahme gegenüber der Bundesnetzagentur.

Um die Bürger über den aktuellen Verfahrensstand und Vorschlagskorridor zu informieren, führt Tennet zwischen 9. und 23. Januar neun Infomärkte im Abschnitt C zwischen Hof und Pfreimd durch. Am Donnerstag, 17. Januar, ist dieser zwischen 15 und 20 Uhr in der Gaststätte Petersklause in Großbüchlberg. Und am Montag, 21. Januar, beantworten die Tennet-Mitarbeiter zwischen 15 und 20 Uhr im Pfarrsaal der katholischen Pfarrei St. Emmeram in Windischeschenbach die Fragen der Bürger.

Link zum Online-Karten-Portal (WebGIS)

Beim planungsbegleitenden Forum im Hotel "Seenario" informiert Tennet über das weitere Vorgehen beim Süd-Ost-Link. Bild: rti
Beim planungsbegleitenden Forum im Hotel "Seenario" informiert Tennet über das weitere Vorgehen beim Süd-Ost-Link.
Beim planungsbegleitenden Forum im Hotel "Seenario" informiert Tennet über das weitere Vorgehen beim Süd-Ost-Link. Bild: rti
Beim planungsbegleitenden Forum im Hotel "Seenario" informiert Tennet über das weitere Vorgehen beim Süd-Ost-Link.
Beim planungsbegleitenden Forum im Hotel "Seenario" informiert Tennet über das weitere Vorgehen beim Süd-Ost-Link. Bild: rti
Beim planungsbegleitenden Forum im Hotel "Seenario" informiert Tennet über das weitere Vorgehen beim Süd-Ost-Link.
 
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