„Geschichten über Geschichte – das trifft’s“, sagte Thomas Sporrer, der in den vergangenen vier Jahren das Projekt Chronik mit Redaktion, Autoren und Fotografen koordiniert und selbst als Schreiber mitgewirkt hat. Im Gewölbekeller der Fronfeste stellte Bürgermeister Franz Stahl das Werk offiziell vor. Aufgrund der Corona-Regeln konnte die Chronik nur im kleinen Rahmen präsentiert werden. 25 Gäste, alles Autoren und Fotografen, die an dem Werk mitgearbeitet haben, waren geladen.
Fakten, Anekdoten und Interviews
„Das Redaktionsteam und zahlreiche Mitwirkende leisteten hervorragende Arbeit“, freute sich Stahl. Die zwei bisherigen Chroniken der Stadt beschrieben die Entwicklung von Tirschenreuth im 19. und 20. Jahrhundert von der kleinen Siedlung bis Ende des Zweiten Weltkriegs. „Die Zeit ist in den letzten 70 Jahren weit vorangeschritten.“ Tirschenreuth habe eine enorme Entwicklung erlebt, sich neu definiert. Dies sollte in einer neuen Chronik festgehalten werden. Erste Überlegungen dazu gab es 2014 bei der Jubiläumsfeier „650 Jahre Stadtrechte“.
Nach einer ersten Schaffensphase von 30 Autoren übernahm 2017 ein fünfköpfiges Redaktionsteam das Projekt. Gesamtkoordinator Thomas Sporrer, Mirko Streich, Dieter Bayreuther, Peter Geyer und Wolfgang Benkhardt machten sich daran, die Chronik zu verwirklichen. „Keine leichte Aufgabe“, wusste Stahl. Herausgekommen seien große und kleine Geschichten – manche lustig, manche ernst, bewegend, hintergründig und authentisch – die das Leben in Tirschenreuth beschreiben. „Geschichten zum Anfassen. Für jeden leicht zu lesen!“, betonte der Bürgermeister.
Breit gefasstes Themenspektrum
Von Politik, Wirtschaft, Tourismus über Bildung, Kunst, Gartenschau und Krippen bis hin zur Müllabfuhr, dem Kommunbrauhaus, dem Asylbewerberheim, den Heimatvertriebenen oder dem Bürgerengagement in den 125 Vereinen sind viele Themen vertreten. „Es steht alles drin, was uns geprägt hat“, erklärte Sporrer. Die Chronik liefere „ein vielschichtiges Bild unserer Heimat“, so der Koordinator. „Viele Tirschenreuther werden sich selbst, Familienmitglieder, Freunde oder Weggefährten darin wiederfinden“, versicherte Stahl.
Sporrer berichtete in seiner Laudatio von vielen Schaffenspausen und dass er oft „baff“ war. Der 60-jährige Tirschenreuther war erstaunt über die unheimliche Qualität der Beiträge oder analoge Manuskripte aus der Schreibmaschine, die er abtippte. Für ihn hieß es vor allem: „Lesen, lesen, lesen.“
Porträts voller Leben
Für das Redaktionsteam stand von vornherein fest: „Da muss Leben rein.“ Sporrer führte viele Interviews, etwa mit den Architekten Peter und Christian Brückner, Alfred Mehler, dem ehemaligen Stadtbaumeiser Josef Lippert und den Ministranten. „Es gab kaum einen, den ich nicht malträtiert hab.“ Unternehmen wie Hatico und Knopffabrik Meyer, Hamm, Tuchfabrik Mehler und das Möbelhaus Gleißner wurden ebenso porträtiert wie Stadtprominenz und frühere Berühmtheiten wie Karl Fuchshuber oder Johann Andreas Schmeller.
Das Projekt habe ihn die ein oder andere Stunde Schlaf gekostet, sagte Sporrer. „Aber so etwas macht man nur einmal im Leben“, bilanziert er. Er schätzte die Teamarbeit: umplanen, neu strukturieren, Termine verschieben, kritisch hinterfragen — „aber immer konstruktiv“, betonte der Gesamtkoordinator. „Ich bin so stolz auf uns alle, dass wir das fertiggebracht haben.“ Die „Chronik der Stadt Tirschenreuth – Stadtgeschichte(n) von 1950 bis 2020 geht bis Juni 2020. „Wir mussten irgendwann aufhören, aber es gebe noch so viel zu erzählen.“
Schnell sein: Viele Vorbestellungen
Die neue Tirschenreuther Chronik ist für 39,90 Euro im Bücherhaus Rode, in der St.-Peter-Buchhandlung und in der Tourist-Info erhältlich. Insgesamt wurden 2500 Bücher gedruckt, 500 Stück werden im freien Verkauf angeboten. Die Herstellungskosten beliefen sich auf 100 000 Euro. "Sie sollten sich beeilen", sagt Thomas Sporrer. Die Verkaufsstellen fragten bei der Stadt bereits an, weitere Exemplare in den offenen Verkauf zu geben.
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