Es wird gebraut, geröstet, gegraben, gebaut, genetzwerkt: Vor vier Jahren wurde die Initiative Heimatunternehmen als Pilotprojekt im Landkreis Tirschenreuth gestartet. Seither haben sich die Heimatunternehmen zu einer erfolgreichen bayernweiten Bewegung in der Ländlichen Entwicklung etabliert. Als Mann der ersten Stunde hat Alfred Wolf als Projektkoordinator in der Pilotphase ein vielfältiges Netzwerk aufgebaut. Er hat Menschen und Unternehmen begleitet, die ihre ländliche Region mit ihren kreativen Ideen und Projekten bereichern wollen, und ihnen geholfen, ihre Vorhaben weiter zu entwickeln und zu verwirklichen.
Region beleben
Auf eine große Palette an betreuten Heimatunternehmer-Projekten in der Pilotphase können Wolf und Willi Perzl als Projektbegleiter zurückblicken. Perzl war bis 2018 stellvertretender Leiter des Amts für Ländliche Entwicklung Oberpfalz. "Zu Beginn der Initiative hätte ich nie gedacht, wie viele motivierte Macher es in der Region gibt. Ich war überrascht, welch großes Potenzial in unserer Heimat steckt", berichtet Alfred Wolf.
In den vergangenen vier Jahren betreute er rund 40 Heimatunternehmer. Der Bedarf eines Ansprechpartners, der Kontakte vermittelt, Fördertöpfe anzapft, kreative Finanzierungskonzepte vorschlägt oder an die richtige Stelle einer Behörde vermittelt, sei längst überfällig gewesen, sagt Wolf. Meist seien die Leute auf ihn zugekommen.
Neben Einzelvorhaben wie dem Zauberkabinett von Marco Knott in Bärnau oder der Weiterentwicklung des Mitterhofs der Familie Frank bei Waldsassen sorgten auch gemeinschaftsbildende Vorhaben wie der Mühlenhof Mähring, das Ackerbürgerhaus in Bärnau oder das Kunsthaus Maiersreuth dafür, dass der ländliche Raum belebt wird. Leerständen wurde mit innovativen Ideen neues Leben eingehaucht. "Wir wollen die Menschen weiterbringen, dass sie schneller von A nach B kommen", erklärt der Koordinator. Vom regionalen Lebensmittelerzeuger, über einen Spitzenkoch, viele Kräuterleute bis hin zu Kulturschaffenden wurde dabei eine Vielfalt an Machern betreut.
Drei zusätzliche Heimatentwickler
Nach der Pilotphase sollen nun weiterhin innovative und kreative Macher auf dem Land aufgespürt und vernetzt werden - in jedem Regierungsbezirk bayernweit. Damit wird die Initiative Heimatunternehmen als wichtiges Instrument der Ländlichen Entwicklung weiter ausgebaut. Dazu wird das Team der Heimatentwickler in der Oberpfalz - vorerst für die nächsten zwei Jahre - durch drei weitere Personen auf eine breitere Basis gestellt. Koordinator Alfred Wolf, der als Treiber und Motor in der Region aktiv ist, wird unterstützt von Cornelia Müller, Hannes Gilch und Veit Reisberger. Cornelia Müller aus Pullenreuth ist Architektin, Kräuterpädagogin, Autorin und war in den vergangenen Jahren bereits im Hintergrund der Initiative aktiv.
Neu eingestiegen ist Gastronom Veit Reisberger, der vor zwei Jahren in seine Heimat zurückgekehrt ist und in Vohenstrauß das inklusive Restaurant "Friedrich" eröffnet hat. Vor wenigen Wochen öffnete sich auch die Tür zu seinem Hofladen, in dem 33 regionale Erzeuger ihre Produkte anbieten. Mit Hannes Gilch, Vorsitzender der Musikinitiative Vohenstrauß, der im Kulturbereich schon viele Akzente gesetzt hat, ist das Heimatentwickler-Team in der Region Oberpfalz komplett. Gilch wirkt als Bindeglied zum Landkreis Neustadt/WN, um das Netzwerk der Macher in der Region zu stärken.
Nach Pilotphase in ganz Bayern
Die vier Heimatentwickler sind seit September offiziell mit der Aufgabe betraut und begleiten im Steinwald, im Stiftland und im Landkreis Neustadt/WN Heimatunternehmen. Dabei beschränken sie sich nicht auf dieses Gebiet, sondern unterstützen Macher in der ganzen Region, auch im Fichtelgebirge und Süden der Oberpfalz. Alfred Wolf berichtete auch von Beratungen in Oberbayern oder Schwaben. Die enge Zusammenarbeit zwischen der Verwaltung für Ländliche Entwicklung in München, den Heimatentwicklern und dem jeweiligen Amt für Ländliche Entwicklung birgt laut Koordinator Alfred Wolf ein großes Innovationspotenzial. Mit Erik Bergner und Daniela Wehner vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz in Tirschenreuth stehen für die Region Ansprechpartner als Bindeglieder zur Behörde zur Verfügung.
Der Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung Oberpfalz in Tirschenreuth, Kurt Hillinger, steht fest hinter der Initiative. "Heimatunternehmen sind für uns ein sehr wichtiger Baustein, weil uns die Initiative eine ganz neue Herangehensweise ermöglicht." Bei den Projekten gehe es darum, Menschen zu fördern: "Nicht Maßnahmen oder Sachen, sondern Menschen." So entstehe ein echter Mehrwert für den ländlichen Raum und die Menschen, die dort leben.
Aushängeschilder für die Region
Tirschenreuths Landrat Roland Grillmeier zieht für den Pilotlandkreis der Initiative ein sehr positives Fazit: "Die Heimatunternehmen sind absolute Aushängeschilder für unsere Region. Sie sind Vorbilder und Macher, die etwas wagen und mit kreativen Ideen vorangehen." Er hofft, dass alle gemeinsam dieses Projekt für eine starke Nordoberpfalz weiter voranbringen.
Aus dem Landkreis Tirschenreuth entstanden will sich die Initiative verstärkt im Neustädter Raum etablieren, was Landrat Andreas Meier begrüßt: "Wir als Landkreis beteiligen uns gerne an der Initiative Heimatunternehmen, weil wir dadurch möglichst unbürokratisch Menschen unterstützen und begleiten können, die sich für unsere Heimat engagieren und sie so noch attraktiver machen."
Initiative Heimatunternehmen
- Initiative startete 2017 im Landkreis Tirschenreuth.
- Erster Heimatentwickler ist Alfred Wolf aus Bärnau.
- Erste Heimatunternehmer stammen hauptsächlich aus dem Landkreis Tirschenreuth und der näheren Umgebung.
- In vier Jahren Pilotphase werden rund 40 Heimatunternehmer sowie deren Projekte begleitet und betreut.
- Initiative wird nach vier Jahren weitergeführt.
- Ausweitung des Projekts als bayernweite Bewegung.
- Künftig vier Heimatentwickler: Personelle Verstärkung durch Cornelia Müller, Hannes Gilch und Veit Reisberger.
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