Die Abholzung von 70 Hektar Wald im Weidener Westen, das entspricht 100 Fußballfeldern, und die anschließende Versiegelung werde sich drastisch auf das Klima im Weidener Becken auswirken. Eine Frischluftschneise werde zerstört, erklärte Jürgen Schönig vom Bund Naturschutz. Schließlich gebe es in Weiden vorwiegend Westwind. Erst jüngst habe ein Forstwissenschaftler, der zum Thema geladen war, Weiden einen Temperaturanstieg von zwei bis vier Grad im Mittel prognostiziert, sollte der Wald abholzt werden. „Es wird Hitzetote geben“, mahnte Sonja Schuhmacher von den Grünen.
Und so sammelt das "Aktionsbündnis Walderhalt" Unterschriften für einen erneuten Bürgerentscheid. Am Freitagabend wurde in der Waldgaststätte Strehl bekannt gegeben, dass inzwischen 80 Prozent der 2500 erforderlichen Unterschriften beisammen seien. Nach Abschluss des Bürgerbegehrens würden diese Unterschriften dem neuen Stadtrat vorgelegt werden, damit ein Bürgerentscheid durchgeführt werden könne.
Neue Entscheidung, weil neue Verhältnisse
„Wir brauchen eine neue Entscheidung der Weidener Bürger, weil sich seit 2014 die Verhältnisse stark verändert haben.“ Die Fragestellung sei damals eine völlig andere gewesen, meinte Linken-Chef Ali Zant. 2014 habe man wissen wollen, wer Arbeitsplätze und damit ein neues Gewerbegebiet in Weiden wolle. Heute gehe es ums Klima.
Das Argument, ein neues Gewerbegebiet werde von Weidener Unternehmen dringend gefordert, ließen die Gegner nicht gelten. Firmen suchten händeringend Arbeitskräfte in Weiden, sagte Helmut Schöner von der ÖDP. Das beweise doch, dass ein weiteres Gewerbegebiet zur Schaffung neuer Arbeitsplätze, wie von den Befürwortern gefordert, gar nicht nötig sei.
Quadratmeterpreis teurer als gedacht
Auch der Preis sei stark gestiegen. Hans Riedlbauer: Inzwischen fordere die Stadt 120 Euro pro Quadratmeter. Kein Weidener Betrieb würde das zahlen, wenn er in umliegenden Gewerbegebieten den Quadratmeter für 20 bis 40 Euro bekäme.
Die ursprüngliche dreistöckige Bauhöhe sei längst ad acta gelegt worden. Inzwischen dürften bis zu 25 Meter hohe Hallen gebaut werden. Die versprochenen qualitativ hochwertigen Arbeitsplätze würden sich ansiedelnde Logistikunternehmen bestimmt nicht bieten. Vollkommen ungeplant sei die Zu- und Abfahrt. Um ins Gewerbegebiet zu kommen, sei ein Kreisel für neun Millionen Euro geplant, schimpfte Peter Trottmann. CSU-Stadtrat Hans-Jürgen Gmeiner: "Der wird auch ohne Gewerbegebiet gebaut."
Keine Angst vor den Bürgern haben
Wie Gmeiner gegen die Abholzung argumentierte, hätten die Anwohner schon genug Verkehrslärm zu ertragen. Bereits jetzt pendelten täglich 20.000 Fahrzeuge über die B 470 ein. Ein neues Gewerbegebiet? „Verkehrsdichte und Verkehrslärm für die Anwohner nehmen unzumutbar zu.“ Gmeiner: „Lasst uns doch die Bürger fragen. Ich habe vor den Bürgern keine Angst. Ich bin selber Bürger.“ Ihm gehe es um den Erhalt des Waldes. Das Parteibuch dürfe hier keine Rolle spielen.
Schon heute würden bestehende interkommunale Gewerbegebiete von erfolgreich zusammenarbeitenden Gemeinden betrieben, beschrieb Schuhmacher ihr Zukunftsmodell. Eine erfolgreiche Vermarktung sei durch gemeinschaftliche Werbung und gemeinsames Marketing wesentlich erfolgsversprechender. Zwei Drittel der 28.000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze seien von Pendlern aus den Landkreisen besetzt. Das überkommene Kirchturmdenken dürfe deshalb keine Rolle mehr spielen. Die Unterschriftenlisten liegen im Weltladen und in der Tankstelle an der Pressather Straße auf.
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