Was, wenn sich meine Eltern mit dem Virus infizieren? Diese Frage dürfte derzeit einige Menschen in Weiden und im Landkreis umtreiben. Bei Nachfragen bei den Senioreneinrichtungen in der Region fällt allerdings auf, dass die Einrichtungen unterschiedlich auf die neuen Anforderungen reagieren. Nicht alle halten etwas von Maßnahmen wie beispielsweise im Schwandorfer Elisabethenheim, wo Angehörige die Bewohner wegen der Virusgefahr nicht mehr besuchen dürfen.
Pläne in der Schublade
"Ich kann es gar nicht genug betonen. Die Lage, in der wir uns befinden, ist äußerst dynamisch", sagt Sandro Galitzdörfer, der Geschäftsführer des Kreisverbands des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) Weiden-Neustadt. Das BRK ist in der Region für vier Seniorenheime in Weiden, Grafenwöhr, Erbendorf und Eschenbach zuständig. Im Moment sind die Heime für Besucher und Angehörige offen, das könnte sich aber bereits im Laufe des heutigen Tages ändern, erklärt Galitzdörfer. Er betont, dass sozialer Kontakt für die Senioren selbstverständlich wichtig sei. Es komme aber letztlich auf die tagesaktuelle Entwicklung an. "Wir denken darüber nach, den Besuch zu untersagen, dafür haben wir bereits Pläne in der Schublade." Besucher, die sich zuvor in einem der Risikogebiete aufgehalten hätten, dürften derzeit die Seniorenresidenzen gar nicht betreten.
Weitere Maßnahmen möglich
Auch sei eine Hygienefachkraft freigestellt worden, die nun das Pflegepersonal schule. Zudem gebe es einen BRK-Krisenstab. Der Kreisverband hat sogar einen Pandemiebeauftragten bestimmt. Zusammen mit diesem habe das BRK einen Pandemieplan erarbeitet, in dem mögliche Szenarien durchgespielt und nötige Maßnahmen festgelegt werden. "Wir können auch nicht sagen, wie sich die Lage entwickelt", sagt Galitzdörfer.
Besuche von Kindergärten oder Tanzgruppen gibt es derzeit nicht. "Ich sage es ganz offen, es kann sein, dass wir auch noch andere Register ziehen müssen", sagt der Kreisverbandsgeschäftsführer.
Galitzdörfer geht es aber nicht nur um die Gesundheit der Heimbewohner, sondern auch um die der Mitarbeiter des BRK. "Das hat oberste Priorität." Er habe alle Dienstreisen seiner Mitarbeiter bis zum 19. April abgesagt. Er hat dafür gesorgt, dass die Büros der Beschäftigten verschiedene Stockwerke verlegt wurden. Seit Mittwoch arbeiten alle BRK-Mitarbeiter, denen es möglich ist, im Home-Office.
Im Weidener Sindesberger-Seniorenheim gibt Diakon Wolfgang Reuther Auskunft. Im Moment dürften Angehörige die Heimbewohner weiterhin besuchen. "Wir stehen in Kontakt mit dem Gesundheitsamt", sagt Reuther. Je nachdem, welche neuen Richtlinien in den kommenden Tagen von dort kommen, werden die Mitarbeiter handeln. Ob das Heim für Besucher geschlossen wird, entscheidet sich in den kommenden Tagen.
Besuch tut Senioren gut
Auch andernorts in Weiden und Umgebung nehmen die Verantwortlichen der Seniorenheime die Lage ernst. Christian Fuchs, der Pflegedienstleiter im Seniorenheim in Pressath betont, dass soziale Kontakte für Senioren wichtig seien. Von Abschottung hält er nichts. "Warum sollten wir jemanden nicht reinlassen, dem nichts fehlt?" Er hofft, dass Angehörige selbst Verantwortung übernehmen und nicht kommen, wenn sie krank sind. Fuchs: "Bei uns gibt es derzeit nicht einmal einen Bewohner, der grippeähnliche Symptome hat." Das Personal sei gut auf den Ernstfall vorbereitet. Es gebe ausreichend Mundschutz und Kittel.
Das Seniorenheim St.Konrad in Weiden fährt denselben Kurs. Weil die Bewohner ohnehin nicht so häufig besuch bekämen, sind die Türen weiterhin offen. So auch in den AWO-Seniorenheimen in Weiden. Dort gibt es Aushänge, die die Besucher aufklären. Allen Einrichtungen ist gemein, dass Personen mit Erkältungssymptomen nicht in die Wohnheime gehen dürfen.
Maria-Seltmann-Haus rüstet sich
Auch im Maria-Seltmann-Haus sind bereits Vorsichtsmaßnahmen angerollt Alexander Grundler von der Pressestelle der Stadt teilt mit, dass alle Tagesfahrten abgesagt wurden. Zudem erklärt er, dass die Lungensport-Kurse, die eine Risikogruppe betreffen, flachfallen. Andere Termine fänden zwar statt, es gebe aber Vorsichtsmaßnahmen. Grundler: „Es gibt keine Bewirtung bei Veranstaltungen.“
Die Stühle müssen mindestens einen Meter voneinander entfernt bleiben. Außerdem werde „vor Beginn jeder Veranstaltung auf die allgemeinen Hinweise des Robert-Koch-Instituts verwiesen“, also darauf, die Nies-Etikette einzuhalten und keine Hände zu schütteln.
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