Eine vier Jahre alte Entscheidung bezeichnet SPD-Stadtrat Roland Richter als "größten Fehler" seiner politischen Laufbahn: Das "Ja" zur Ausgliederung der Max-Reger-Halle aus der Stadt und ihre Umwandlung in eine eigenständige GmbH im Jahr 2015. Sein Fazit: Nichts hat sich durch die Ausgliederung geändert. "Die Stadt zahlt noch genauso viel drauf", sagt er Oberpfalz-Medien. Noch dazu habe sie jetzt weniger Einflussmöglichkeiten.
Angebot und Struktur unverändert
1,4 Millionen sind im Haushalt der Stadt für das Jahr 2019 für die Halle veranschlagt. "Die Ausgliederung war eigentlich gedacht, um den Haushalt zu konsolidieren. Das ist nicht eingetreten", sagt Richter. Der SPD-Stadtrat erinnert sich, dass aus den Reihen der CSU damals die Idee zu einer Veranstaltungsgesellschaft kam, die auch die Mehrzweckhalle mit betreibt und Veranstaltungen koordiniert. Doch nichts davon sei eingetreten. "Das Angebot ist gleich geblieben. Die gleiche Struktur wurde fortgeschrieben. Da ärger' ich mich total drüber."
Die Ausgliederung bringe weitere Nachteile. Durch die GmbH müsse man alles bepreisen. "Die Halle wurde als Veranstaltungsort ausgehöhlt. Es finden weniger Veranstaltungen von lokalen Vereinen statt." Auch der Stadtjugendring hat der Max-Reger-Halle den Rücken gekehrt. Der Tanzwettbewerb "Dance your Style" fand jahrelang dort statt. Dieses Jahr zog er in die Mehrzweckhalle um. Gründe dafür nennt Stadtjugendpfleger Ewald Zenger: "Es ist zu teuer geworden, und wir haben uns nicht mehr wohl gefühlt." Jede Kleinigkeit müsse man zubuchen, auch der Service sei zu teuer. Florian Graf vom Stadtjugendring, auch er SPD-Stadtrat, organisiert den Wettbewerb und nennt weitere Gründe für den Ortswechsel. "In der Mehrzweckhalle können wir Getränke und Verpflegung selbst verkaufen und extrem familienfreundliche Preise anbieten." In der Max-Reger-Halle ist das nicht erlaubt, dort übernimmt den Service die Gastronomie Hüttel.
Auch sei die Miete immer teurer geworden. "Die Mehrzweckhalle ist einfach cooler für uns." Graf verteidigt auch die Max-Reger-Halle, er sitzt dort immerhin auch im Aufsichtsrat. Doch er ist nicht zufrieden mit der Situation. "Die Max-Reger-Halle ist eine Stadthalle, und sie sollte zuallererst für städtische Vereine zugänglich sein", fordert er.
Preise moderat erhöht
Josef Häring, Chef der "Max-Reger-Congress & Event GmbH" will erst einmal klarstellen: Weidener Vereine bekommen seit Jahren für Personal und Miete 50 Prozent von der Stadt erstattet. "Viele Vereine verstehen das nur nicht. In der Summe zahlen sie nicht mehr." Es gebe viele, die der Halle weiterhin treu blieben wie der Förderkreis für Kammermusik. Vor allem Vereine, die nicht in Weiden sitzen und deshalb auch keine Erstattung erhalten, würden nicht mehr kommen. "Da kann ich aber auch nichts machen."
"Umsonst ist keine Bühne"
Unter dem Strich erwirtschafte er seit der Ausgliederung deutlich mehr als vorher. Die Einnahmen reduzierten hier das Defizit. "Es gibt keine Halle in Deutschland, die ein Plus macht", betont Häring. Die Preise habe er moderat erhöht, etwa 32 statt 30 Euro für den Techniker pro Stunde. Er sei aber auch dem Tarifvertrag der Stadt Weiden unterworfen. Auch erwarteten die Kunden von einem Haus in diesem Format eine Technik auf dem neuesten Stand.
Dass Vereine, die kein Geld haben, nicht zu ihm kommen, das verstehe er. Doch kritisiert er die fieberhafte Suche nach Alternativen wie etwa in der Feuerwache. Auch dort brauche man Veranstaltungstechnik, Brandschutzvorkehrungen, behindertengerechte Toiletten oder Reinigungspersonal. Das koste. "Umsonst habe ich keine Bühne." Es spreche nichts gegen alternative Veranstaltungsorte . "Aber dieses lapidare Wir-machen-woanders-was ist zu kurz gedacht." Eine tolles Ambiente böten Pop-Up-Locations, wie das Sündikat sie gestalte. Solche Orte funktionierten für zehn Veranstaltungen im Jahr, nicht mehr.
Kulturdezernent Reiner Leibl will auf Anfrage von Oberpfalz-Medien zur Diskussion keine Stellungnahme abgeben. "Die Max-Reger-Halle ist nicht mein Aufgabengebiet." Sie sei ja immerhin ausgegliedert und nicht mehr städtisch. Angemerkt
Verbesserungsvorschläge zur Diskussion um Max-Reger-Halle
Kritik fordert auch Lösungen. Drei Gesprächspartner schildern ihre Vorstellungen darüber, wie die Politik die Situation der Max-Reger-Halle verbessern kann.
SPD-Stadtrat Roland Richter: Man könne darüber nachdenken, die Ausgliederung in eine GmbH rückgängig zu machen. Außerdem suche die SPD nach alternativen Angeboten, wie die Feuerwache (wir berichteten). Auch ein Kulturmanager sei sinnvoll, der Angebote koordiniert und nach außen vermarktet.
Florian Graf (Stadtjugendring): Vereine und Verbände müssten von der Stadt noch mehr erstattet bekommen, wenn sie an den Veranstaltungen nichts verdienen, schlägt Graf vor. Und er fordert auch kreative Ideen vonseiten der Geschäftsführung der Halle.
Hallenchef Johannes Häring: Der Chef der Max-Reger-Halle schlägt einen Kulturfonds vor, den die Stadt für Vereine und Kulturschaffende anlegt. Anstatt nur die Anmietung der Max-Reger-Halle mit 50 Prozent zu fördern, könnten sie auf diesen Fonds zurückgreifen, wenn sie auch andere Veranstaltungsstätten anmieten wollen. So unterstütze die Stadt die Kulturszene ortsunabhängig.
Stadt muss sich Diskussion stellen
Die Kultur ist immer ein Draufzahlgeschäft für eine Kommune. Doch das Angebot und die Qualität des Kulturlebens einer Stadt sind politisch steuerbar. Die Kulturschaffenden in Weiden fordern hier mehr: mehr Orte, mehr Geld, mehr Management, mehr Engagement.
An Ideen mangelt es nicht, wie kürzlich der Kulturbrunch, aber auch die Diskussion zur Max-Reger-Halle zeigen. Doch die Stadt muss sich hier mehr beteiligen. Es reicht nicht zu sagen, wir zahlen vier Millionen und Schluss, wie es kürzlich der Oberbürgermeister verkündete. Schade ist auch, dass gerade der Kulturdezernent bei Veranstaltungen in der Stadt wenig präsent ist und sich auch nicht öffentlich dazu äußert. Dies wird dem unermüdlichen Engagement der Kulturschaffenden in Weiden nicht gerecht.
Beate-Josefine Luber