Weiden in der Oberpfalz
21.02.2022 - 17:55 Uhr

ILS Weiden zieht Bilanz: 2021 noch mehr Einsätze bei Kindern

Notfälle, Hilferufe, Rettungsaktionen: Die Integrierte Leitstelle (ILS) Nordoberpfalz hatte 2021 so viel zu tun wie vor der Pandemie. In einigen Bereichen war besonders viel los, auch Kuriositäten sind beim Blick in die Statistik dabei.

In der nördlichen Oberpfalz sorgte das RS-Virus für mehr Einsätze des Rettungsdienstes bei Kindern. Symbolbild: Marijan Murat/dpa
In der nördlichen Oberpfalz sorgte das RS-Virus für mehr Einsätze des Rettungsdienstes bei Kindern.

Kein Ausgehen, kein Fußball, keine Schule: In der Statistik der Integrierten Leitstelle (ILS) Nordoberpfalz hatten sich die Einschränkungen durch die Pandemie 2020 noch deutlich bemerkbar gemacht. Die Einsatzzahlen waren enorm gesunken. Im Jahr 2021 sah das aber schon wieder ganz anders aus.

Ein Blick in die Statistik bei der jährlichen Pressekonferenz der ILS zeigt es deutlich: In fast allen Bereichen – vom Krankentransport bis zur Bergrettung – sind die Zahlen der Einsätze wieder deutlich angestiegen. ILS-Leiter Jürgen Meyer wird trotzdem nicht nervös, denn er kann die Zahlen einordnen. Sie heißen vor allem eins: zurück zum Normalniveau. "Das Herunterfahren des Lebens hatten wir ganz deutlich gemerkt. Im vergangenen Jahr sind die Zahlen nun wieder angestiegen", erklärte Meyer.

Notfälle mit Kindern

Vor allem Einsätze bei Kindern bis zwölf Jahren beschäftigten im Jahr 2021 das Team der ILS. "Die Zahl dieser Einsätze ist massiv gestiegen", erklärte die Beauftragte des Qualitätsmanagements, Sarah Müller, bei der jährlichen Pressekonferenz. Mit 700 Einsätzen erreichte die Zahl seit 2016 einen Höchstwert. Die Verantwortlichen führen das einerseits auf die steigende Zahl der Geburten in der Region zurück, andererseits aber auch auf die Ausbreitung des RS-Virus (Respiratorisches Synzytial-Virus). Dieses kann schwere Atemwegserkrankungen hervorrufen und bei kleinen Kindern zu schweren Lungenentzündungen führen.

Eine Zahl in der Statistik bei den Kindereinsätzen klingt auf den ersten Blick erschreckend: Insgesamt sieben Kinderreanimationen – und damit 133 Prozent mehr als 2020 – mussten im vergangenen Jahr durchgeführt werden. Sarah Müller gab aber Entwarnung: "Auch das liegt am RS-Virus. Häufig werden auch Fieberkrämpfe am Telefon zunächst als Reanimations-Situation eingeschätzt." Vor Ort habe sich die Lage dann oft anders dargestellt.

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Viele infektiöse Einsätze

Noch immer ist das Coronavirus fester Bestandteil im Tagesgeschäft der ILS: Rund 11 Prozent der 14.690 Krankentransporte entfielen auf Einsätze mit Corona. Über die Hälfte aller verlegten Intensivpatienten waren außerdem Covid-Patienten. 6972 Anrufe auf dem Bürgertelefon nahmen die Mitarbeiter entgegen, 2676 Einsätze mit bestätigter oder vermuteter Coronainfektion absolvierten sie. Für die Rettungsdienstler sind die infektiösen Einsätze vor allem mit viel mehr Zeitaufwand durch Desinfektionsmaßnahmen verbunden. Um bis zu acht Prozent haben sich die Einsätze der Rettungs- und Krankenwägen in der Pandemie verlängert.

Unwettereinsätze

"Von schweren Katastrophen wie im Ahrtal ist die Region zum Glück verschont geblieben", bilanzierte Alfred Rast, Geschäftsleiter des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Nordoberpfalz bei der Pressekonferenz. Wie sehr Unwetter aber ein Thema sind, hätten nicht zuletzt die vergangenen Tage gezeigt. Seit vergangenen Mittwoch habe es allein 310 Einsätze in der Region wegen eines Baums auf einer Fahrbahn gegeben. In der Statistik des vergangenen Jahres kam dieses Ereignis "nur" 155 Mal vor. Zusammen mit überschwemmten Fahrbahnen (51 Einsätze) und Kellern unter Wasser (100) sorgte das für 36 Prozent mehr Einsätze als noch 2020.

Luft- und Straßenverkehr

Noch nie gab es so viele Einsätze wegen Luft- und Kleinflugzeugen: Zu zwei Notlandungen und insgesamt acht Abstürzen wurde die ILS 2021 alarmiert. Im August war unter anderem der Pilot eines Ultraleichtflugzeugs auf dem Flugplatz in Latsch tödlich verunglückt. Auch auf den Straßen war wieder deutlich mehr los: Den rund 30-prozentigen-Anstieg von Autounfällen mit eingeklemmten Personen, führt Jürgen Meyer bei der Jahresbilanz nicht zuletzt auf "mehr Verkehrsaufkommen" zurück.

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Alkohol und Schlägereien

Mehr Corona, aber weniger Alkoholleichen – eine positive Sache, die die Pandemie mit sich bringt: Immer weniger Menschen sind so stark betrunken, dass sie den Rettungsdienst brauchen. Obwohl die Zahlen auch hier höher als im vergangenen Jahr sind, bleiben die Einsätze wegen Alkohol und Drogen deutlich hinter den Zahlen früherer Jahre zurück, erklärt Meyer bei der Pressekonferenz. Insgesamt 187 Mal ohne Notarzt und 41 Mal mit Notarzt mussten die Mitarbeiter der ILS deshalb ausrücken. Geschlägert wird trotzdem: Zu insgesamt 96 Einsätzen rund um Raufereien, Körperverletzungen und Stichwunden wurde die ILS alarmiert.

Berg- und Wasserrettung

Schwimmen im Baggersee, Mountainbiken im Wald: Auch bei vielen Freizeitunfällen gingen Notrufe bei der ILS ein. 25 Mal – und damit rund 39 Prozent häufiger als im vergangenen Jahr – musste die Bergrettung ausrücken. 20 Mal war die Wasserrettung im Einsatz.

Ein Großbrand pro Woche

Obwohl die Zahl der Brände im Freien (minus 15 Prozent) zurückgeht, standen im vergangenen Jahr immer häufiger große Gebäude mit Personen in Gefahr in Brand. Bei den Großbränden verzeichnete die ILS sogar einen Anstieg von rund 50 Prozent. Ungefähr einen Großbrand pro Woche gebe es, so auch im April 2021: Rund 160 Feuerwehrleute waren beispielsweise bei einem Großbrand in Bad Neualbenreuth im Einsatz gewesen.

Die Einsätze in Zahlen

Insgesamt 52.044 Einsätze hatte die ILS im Jahr 2021 zu bewältigen. Die meisten dieser Einsätze fielen in Weiden an (12.107), die zweitmeisten in Tirschenreuth (2921). Auch in Kemnath (1553) und Vohenstrauß (1260) gab es viele Einsätze.

  • 2019: 52.029
  • 2020: 49.385
  • 2021: 52.044
Bildergalerie
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Hintergrund:

Die ILS ist zuständig für ...

  • ... die Landkreise Neustadt/WN und Tirschenreuth sowie die Stadt Weiden.
  • ... 2585 Quadratkilometer Gebietsfläche und rund 210.000 Einwohner.
  • Bei Bedarf werden über die ILS Rettungsdienst und Feuerwehr koordiniert.
  • Leiter der Leitstelle: Jürgen Meyer
  • Geschäftsleiter des Zweckverbandes: Alfred Rast

"Das Herunterfahren des Lebens hatten wir ganz deutlich gemerkt. Im vergangenen Jahr sind die Zahlen nun wieder angestiegen."

Jürgen Meyer, Leiter der ILS

Jürgen Meyer, Leiter der ILS

"Von schweren Katastrophen wie im Ahrtal ist die Region zum Glück verschont geblieben."

Alfred Rast, Leiter des Rettungszweckverbandes

Alfred Rast, Leiter des Rettungszweckverbandes

 
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