Symbolisch schaltete OB Kurt Seggewiß am Dienstagvormittag per Knopfdruck das Bayern W-LAN frei, bevor er mit Wolfgang Wies, Betreiber der Stadtbus Weiden, Rechts- und Sozialdezernent Hermann Hubmann und weiteren Vertretern der Firma Wies und der Stadt die erste Fahrt mit freiem W-LAN antrat. Kostenlos und schnell sei nun das möglich, "was die Menschen am liebsten machen, nämlich auf dem Smartphone surfen", so Seggewiß. Freies W-LAN in öffentlichen Verkehrsmitteln entspreche dem "Geist der Zeit". Die Stadt bewertet diesen Schritt in einer Pressemitteilung als "Attraktivitätssteigerung, die dazu beiträgt, weg vom Individualverkehr zu kommen".
25 Stadtbusse sind in Weiden mit dem Bayern W-LAN ausgestattet. Der Stadtrat hatte die Einrichtung des Bayern W-LAN im Stadtbus im Juni beschlossen.
Für kreisfreie Städte übernimmt der Freistaat in der Regel die Installationskosten für 20 Busse in Höhe von bis zu 2000 Euro je Bus. In Weiden gilt das für weitere fünf Busse. Die Stadt Weiden trägt die laufenden Kosten in Gesamthöhe von 500 Euro monatlich für alle 25 Busse.
Nicht recht zur Zielgruppe des neuen Angebots zählten offenbar die rund 25 Fahrgäste am Vormittag, die bei der "Jungfernfahrt" ein- und ausstiegen. Die Smartphones blieben in der Tasche. Dafür nutzte der ein oder andere die Möglichkeit, an Bord ein Wort mit dem OB oder dem Stadtbus-Chef zu wechseln.
"Die zehn Minuten bis zum Hammerweg kann ich auch ohne Internet überleben", sagt Michael Sultanmuratov am ZOB. Der 15-Jährige macht sich Sorgen, dass ein freies W-LAN nicht sicher sein könnte. Seine Freunde nutzen ihre Smartphones ebenfalls nur selten im Bus, nämlich wenn sie alleine unterwegs sind.
Manuela Zimmermann fährt regelmäßig vom ZOB zur Mooslohe. Die 45-Jährige freut sich über das W-LAN: "Das ist praktisch. Ich spiele zum Zeitvertreib im Bus gerne ein kurzes Spiel."
Weihnachtsgeschenke kaufen ohne Parkplatzstress, das ist in diesem Jahr in Weiden besonders günstig. Die Stadt bietet zusammen mit der Stadtbus Weiden an den vier Samstagen im Advent einen Sonderfahrschein an: Für einen Euro kann eine Person den ganzen Samstag beliebig oft mit dem Stadtbus fahren. Als „eine stressfreie Alternative zum traditionell hohen Verkehrsaufkommen“ in der Vorweihnachtszeit bezeichnet die Stadt das Angebot. Eine einfache Fahrt kostet normalerweise 1,70 Euro. Von der Sonderregelung unberührt bleiben Vergünstigungen wie SB-Ausweise und Monatskarten.
Braucht's das?
Weniger als 15 Minuten sitzen die Fahrgäste in Weiden laut Pressemitteilung der Stadt durchschnittlich im Bus. Braucht’s dafür ein kostenloses W-LAN? Im Internet surfen kann man schließlich auch über den Mobilfunk, und zumindest innerhalb der Stadtgrenzen gibt es dabei kaum Probleme. Im Landkreis sieht das stellenweise anders aus, aber gerade hier gibt’s kein freies W-LAN im Bus. Trotzdem scheiden sich an der Frage, ob es das braucht, vermutlich die Geister – auch wenn sich die Kosten für die Stadt in Grenzen halten. Die einen freuen sich über schnelles Surfen während der Fahrt, die anderen freuen sich über die Aussicht auf die Stadt.
Die Stadt bezeichnet das Bayern-W-LAN als „Attraktivitätssteigerung, die dazu beiträgt, weg vom Individualverkehr zu kommen“. Dass jemand wegen des W-LAN in den Bussen aufs Auto verzichtet, darf bezweifelt werden. Wie OB Kurt Seggewiß jedoch richtigerweise anmerkt, entspricht ein freies und öffentlich zugängliches W-LAN dem Zeitgeist. Vielleicht muss man „Braucht’s das“ mit einer Gegenfrage beantworten: Schadet’s?
Sonja Kaute