Weiden in der Oberpfalz
05.07.2018 - 16:45 Uhr

Ursache Crystal: Übergriffe auf Frauen

Was Crystal aus einem Menschen machen kann, ist derzeit auf erschütternde Weise am Landgericht Weiden zu sehen.

In Weiden steht ein 28-jähriger Tscheche vor Gericht, dessen Gehirn durch den Konsum von Crystal zerstört ist. Er hat immer wieder Frauen belästigt. Volker Hartmann/dpa
In Weiden steht ein 28-jähriger Tscheche vor Gericht, dessen Gehirn durch den Konsum von Crystal zerstört ist. Er hat immer wieder Frauen belästigt.

Weiden. (ca) Was Crystal aus einem Menschen machen kann, ist derzeit auf erschütternde Weise am Landgericht Weiden zu sehen. Ein 28-jähriger Tscheche sitzt vor der 1. Großen Strafkammer. Er hat immer wieder Frauen belästigt, das ging bis zur versuchten Vergewaltigung. Sein Gehirn ist nach Einschätzung von Psychiater Dr. Thomas Wenske derart zerstört, dass sich der Zustand des Beschuldigten auch nicht bessern wird.

Teilnahmslos verfolgt der junge Mann das Sicherungsverfahren, das ihn dauerhaft in die Psychiatrie bringen kann. Ihm fällt nicht einmal die Adresse ein, unter der er in Waldsassen gelebt hat. Vertreten wird er von Anwalt Rouven Colbatz. Dieser warnt vor: Sein Mandant werde der Verhandlung nur schwer folgen können.

Leider um sehr vieles lebendiger ist das Erinnerungsvermögen der betroffenen Frauen. Eine Zeitungsausträgerin war von ihm nachts in einer dunklen Straße überrascht worden. Plötzlich sei der 1,90 Meter große Unbekannte auf sie zugetreten, habe ihr an Hintern und Busen gefasst und "Zigaretten" und "Sex, Sex" gefordert. Sie stieß ihm mit dem Knie ordentlich "ins Gemächt", trotzdem verfolgte er sie weiter. Die Rettung war schließlich ein Schichtarbeiter, der mit dem Rad zur Arbeit fuhr.

"Ich hatte Alpträume, sah ihn nachts vor meinem Bett stehen", sagt die zierliche Frau. Die 53-Jährige trägt heute keine Zeitungen mehr aus, sie hat den Job aufgegeben. "Ich habe einen Verfolgungswahn." Sie war die zweite Frau, die sich an die Polizei Waldsassen wandte: Zuvor war ein 19-jähriges Mädchen mit den Eltern auf die Wache gekommen, das auf dem Nachhauseweg von dem Beschuldigten belästigt wurde.

In der Folge landete der 28-Jährige in der geschlossenen Abteilung des Bezirkskrankenhauses Wöllershof. Dort vergriff er sich massiv an einer Patientin. Die alkoholkranke 56-Jährige war eine Stunde zuvor eingeliefert worden. Während die Pflegerin noch mit ihren Aufnahmeunterlagen beschäftigt war, hatte sich die Patientin eine Zigarette besorgen wollen. Und wieder kam alles so plötzlich, dass sie nicht einmal das Gesicht des Angreifers sah: "Er packte mich am Arm, zog mich in sein Zimmer und ins Bad und sperrte zu." Dann habe sie der kräftige Kerl auf den Fliesenboden geworfen. Es kam zur versuchten Vergewaltigung, die an der heftigen Gegenwehr der Frau scheiterte. Ihr gelang die Flucht. Halbnackt klopfte sie an die Glasscheibe des Stationszimmers: "Ich bin gerade einer Vergewaltigung entgangen."

Staatsanwalt Hans-Jürgen Schnappauf beantragt die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus. Bei dem Beschuldigten liege eine krankhafte seelische Störung vor: eine hirnorganische Störung aufgrund von exzessivem Metamphetamin-Konsum. Der psychiatrische Gutachter Dr. Wenske wird am Dienstag, 10. Juli, berichten, wie es soweit kommen konnte.




Ich hatte Alpträume, sah ihn nachts vor meinem Bett stehen.

Zeitungsausträgerin

 
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