Weiden in der Oberpfalz
07.10.2020 - 17:33 Uhr

Ziehtochter mehrfach missbraucht: Fünf Jahre Haft für Triebtäter

Der 55-Jährige war "Ersatzvater" für fünf Kinder. Darunter ein heute zwölfjähriges Mädchen, das der Mann mehrfach sexuell missbrauchte. Wegen neun Fällen schickt ihn das Gericht in Weiden jetzt für lange Zeit hinter Gitter.

Bild: Volker Hartmann/dpa

Mindestens drei Jahre zog sich das Martyrium des Mädchens hin. Ein 55-Jähriger missbrauchte die Tochter seiner Lebensgefährtin immer wieder – das sieht die 1. Strafkammer des Landgerichts Weiden als bewiesen an. Mit fünf Jahren Freiheitsstrafe ahndete das Gericht die Taten.

Der Mann lebt seit 2014 mit der Frau zusammen, nach mehreren Umzügen landeten sie im Osten des Landkreises Neustadt/WN. Vier Töchter – jetzt 11, 12, 15 und 16 Jahre alt – sowie einen Sohn (13) der Frau holten sie nach und nach aus einem Kinderheim. Die Mutter war mit der Erziehung und mit der Organisation des Haushalts völlig überfordert, weshalb der 55-Jährige als „Ersatzvater“ fungierte.

Weiden in der Oberpfalz25.06.2020

Allerdings kümmerte er sich, so die Anklage von Staatsanwaltschafts-Gruppenleiter Peter Frischholz, auch in „nicht angemessener Weise“ um die Kinder, insbesondere um das Mädchen, das beim Einzug in die Wohnung acht Jahre alt war. Ab 2017 bis zu seiner Festnahme am 12. Mai 2020 fasste er die Schülerin regelmäßig an intime Stellen oder streichelte sie dort. Einmal kam es auch zu einem schweren sexuellen Missbrauch. Bei anderer Gelegenheit – die Mutter des Mädchens war im Klinikum – begann das Kind zu weinen und zu protestieren, als er es missbrauchen wollte. Daraufhin ließ er mit den Worten „Du Mimose“ von dem Mädchen ab. Ein anderes Mal erwischte die ältere Schwester den Triebtäter, als er mit heruntergelassener Hose hinter dem Kind stand.

Gut beraten durch seinen Verteidiger Rouven Colbatz, gestand der Angeklagte die Taten vollumfänglich. Ans Licht waren sie gekommen, als die größte Tochter einem Sozialarbeiter anvertraut hatte, was ihre Schwester ihr erzählt hatte. Ein Kriminalhauptkommissar, eine Beamtin, die die Kinder später befragt hatte, und ein Diplom-Pädagoge des Kreisjugendamts Neustadt/WN berichteten als Zeugen, dass es „großen Unterstützungsbedarf“ bei der Familie gegeben habe. Die Mutter sei nicht nur „nicht gut“, sondern „überhaupt nicht“ mit den Kindern zurecht gekommen. Die Kinder hätten aus Angst davor, dass sie wieder ins Heim müssten, eigentlich keine Bestrafung des Täters gewollt. Das heute zwölfjährige Opfer sei jetzt aber doch erleichtert.

Staatsanwalt Frischholz sagte, dass man zugunsten des Angeklagten nur neun sexuelle Missbrauchstaten annehme, davon eine als „schweren“ Missbrauch. In Wahrheit dürften es jedoch erheblich mehr gewesen sein. Zugunsten des 55-Jährigen wertete Frischholz, dass der Mann bisher unbescholten gewesen war, sozial eingeordnet gelebt hatte und ein volles Geständnis ablegte. Er plädierte auf fünf Jahre Freiheitsstrafe, die Landgerichtspräsident Gerhard Heindl, Richterin Susanne Pamler und die beiden Schöffen schließlich auch ausurteilten.

Rechtsanwalt Colbatz hätte viereinhalb Jahre für ausreichend erachtet. Durch das Geständnis habe sein Mandant den Kindern, vor allem der Geschädigten, und der Mutter lange, peinliche und belastende Zeugenaussagen erspart, sowie den auf drei Tage angesetzten Prozess um zwei Tage verkürzt.

 
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