Die Kapelle in Schönfeld bei Wiesau ist für die Einwohner so etwas wie der Dorfmittelpunkt. Dies zeigt schon alleine, wer dort alles mit anpackt, damit das kleine Gotteshaus und das Umfeld in Schuss bleiben.
Jahrelang wurde die Kapelle von Sophie Maierhöfer betreut. Die Pflege wird von Bette und Erich Dostler fortgeführt. Die Wiese mäht Toni Dostler. Die Tradition der Maiandachten halten die Geschwister vom Asl-Hof, Luisa und Elena Maierhöfer, aufrecht. Und weil heuer die Kapelle 100 Jahre alt wurde, reifte am Asl-Hof die Idee, den Anlass gebührend zu feiern. Hilfe kam von den Dorfleuten. Unter einer Linde neben Strohballen, die Elena Maierhöfer mit einer geflochtenen "100" geschmückt hatte, spielte der Musikverein Wiesau auf.
Dass es ein schönes Fest wurde, war auch dem schönen Frühlingswetter und der dörflichen Atmosphäre zu verdanken. Mit der Organisatorin Elena Meierhöfer, sie ist 26 Jahre alt, beleuchtete Oberpfalz-Medien danach die Historie der inzwischen 100-jährigen Andachts- und Gedenkstätte im Herzen von Schönfeld.
In Frankreich vermisst
Draußen und drinnen wird an die Opfer beider Weltkriege erinnert. 16 Männer waren es, die in der Zeit von 1914 bis 1918 ihr Leben ließen oder vermisst wurden. Zwischen 1939 bis 1945 fielen 14 Schönfelder Burschen. Einer davon war der damals 22-jährige Johann Weiß vom Asl-Hof in Schönfeld. Der junge Mann und einzige Sohn von Josef und Therese Weiß (geborene Thoma) war dem 7. Reserve-Infanterie-Regiment unterstellt, das im Ersten Weltkrieg in Carency in Nord-Frankreich an den Waffen kämpfte.
Seit Mai 1915 wurde Johann Weiß vermisst. Nach Schönfeld heimgekehrt ist er nie mehr. 1923 entschied sich sein inzwischen verwitweter Vater, Josef Weiß, für den Bau einer Gedächtniskapelle, um das Andenken an seinen schmerzlich vermissten Sohn Johann in würdiger Form bewahren zu können. Die Dorfbewohner unterstützten dieses Projekt.
Zu dieser Zeit machte man sich in Wiesau auf den Weg, um ein gemeinsames Denkmal für die Opfer des Weltkrieges voranzutreiben. Aufgestellt werden sollte es - so war es geplant - am Einmündungsbereich Friedenfelser-/Hauptstraße. Die Idee scheiterte allerdings. Und so kam es, dass im Sommer 1922 in Leugas sowie in Schönhaid - hier ist das Jahr nicht bekannt - Kriegerdenkmäler gebaut wurden.
Die Kapelle in Schönfeld wurde am 29. Juli 1923 geweiht. Jahrzehnte später erst, Ende der 1950er Jahre, wurde dann auch ein Kriegerdenkmal in Wiesau an der Pfarrkirche, seiner Bestimmung übergeben. Damit gehört die Schönfelder Kapelle zu den älteren der vier Kriegerdenkmäler im Gemeindebereich.
Das unverputzte Mauerwerk der denkmalgeschützten Gedenkstätte in Schönfeld besteht aus rötlich gefärbten Sandsteinen. Laut Informationen aus dem Bayerischen Landesamt für Umwelt ist in den Lesesteinblöcken Mangan und Eisenhydroxid eingelagert. Wasser in Verbindung mit dem eingelagertem Eisen, so die ergänzenden Informationen aus dem Landesamt sorgten für einen zementähnlichen Härtegrad.
Altar aus Kloster Waldsassen?
Die Zusammensetzung und von Natur aus entstandene Härte der verwitterungsfesten Härtlinge, so berichtet der Wiesauer Hobbyforscher Walter Thoma in einem Schreiben an die Familie Maierhöfer, liefern den Beweis, dass die Steine aus einem nahegelegenen Weiher stammen müssen. Tatsächlich habe man die Lesesteine in einem Teich gesammelt und mit Ochsenkarren herangeschafft, weiß Elena Maierhöfer von ihrer 89-jährigen Großmutter Theresia. Und die wiederum hatte die Informationen von einer nahen Verwandten des Kapellengründers Josef Weiß.
Die bunten Glasfenster stifteten die Schönfelder Landwirtsfamilien Höcht und Maierhöfer. Die Herkunft des Altars mit der dominierenden Pieta und dem Strahlenkranz, der den Neubau vollendete, ist unbekannt. "Wahrscheinlich stammt der Altar aus dem Zisterzienserkloster Waldsassen", so Elena Maierhöfer. Erworben habe ihn, so wird im Dorf vermutet, der Initiator des Kapellenbaus, Josef Weiß.
Das Dorf Schönfeld und seine Kapelle
- Ort: Schönfeld ist ein Gemeindeteil des Marktes Wiesau
- Lage des Dorfes: Nahe der Bahnlinie Regensburg/Hof, im Nordosten von Wiesau
- Lage der Kapelle: In der Dorfmitte, inmitten von Linden-, Ahorn- und Eichenbäumen
- Einweihung der Kapelle: 29. Juli 1923
- Anlass für den Bau: Zum Gedenken an den gefallenen Sohn der Eheleute Theresia (verstorben am 11. Mai 1920) und Josef Weiß vom Asl-Hof in Schönfeld
- Ausstattung: Drei bunte Glasfenster (seinerzeit gestiftet von den Landwirten Höcht und Maierhöfer), Altartisch, Pieta – die trauernde Maria mit dem Leichnam Jesu – mit Strahlenkranz, Gebetsbänke
- Bedeutung als Kriegerdenkmal: Vier Granittafeln (verteilt auf den Außen- und Innenbereich). Darauf in goldener Schrift die Namen der Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege aus Schönfeld.

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