Auf Social Media liegt der sogenannte „Old-Money-Look“ im Trend. Überall tauchen polierte Fotos von jungen Leuten auf, die in beigefarbenen Cable-Knit-Pullovern, Faltenröcken, Loafern und Perlenohrringen posieren – fast so, als hätte man den Kleiderschrank eines englischen Landsitzes geplündert. Doch das meiste davon ist leider Fassade. Wer genau hinsieht, erkennt: Mit „altem Geld“ hat dieser Kleidungsstil so viel zu tun, wie billiges Fast Food mit Haute Cuisine. Die Ästhetik mag zwar danach aussehen, die Substanz jedoch fehlt fast vollständig.
Echte „Old-Money-Outfits“ – sollte es diese überhaupt geben – erkennt man nicht an glänzenden Marken, sondern an Stoffen, die Generationen überdauern. An Kleidungsstücken, die man repariert, statt ersetzt. An Zurückhaltung. An Qualität, die man nicht laut herausschreit, sondern leise trägt. Ein Tweedmantel, der vom Großvater stammt. Krawatten, Gürtel und Ringe, die Generation an Generation weitergibt. Schuhe, die nach zehn Jahren noch poliert werden. Das ist die Welt des echten, „alten Geldes“ – eben nachhaltiger Konsum.
Der Kern dieses Stils liegt aber nicht im Preis eines einzelnen Pullovers oder Poloshirts. Er liegt in Werten, die man eben nicht einfach kaufen kann: Diskretion, Nachhaltigkeit und ein gewisser Anstand im Auftritt. „Old Money“ trägt keine auffälligen Logos, weil es keine braucht. Es fuchtelt nicht mit Reichtum und Vermögen, es flüstert eher. Es kennt die Kraft des Unauffälligen. Und vor allem: Es hat Zeit. Zeit, Dinge alt werden zu lassen – und sich selbst gleich mit.
Der heutige Trend dagegen ist ein billiges Theaterstück. Billig im Stoff, billig im Gedanken. Menschen imitieren eine Welt, die sie nicht verstehen. Statt Haltung zu üben – und auch zu haben – kaufen sie einen Look, der keiner ist. Die Mode verkleidet sich als Herkunft und entlarvt sich als Maske. So ist „Old Money“ heute eher eine Beleidigung als ein Kompliment. Es steht für Nachahmung statt Authentizität, für Plastik statt Patina, für Schein statt Sein. Wer „Old Money“ sagt, meint selten Werte – meist meint er nur ein Outfit. Und das wird dem ursprünglichen Gedanken des Stils nicht gerecht.
OTon
Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.



















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