Schweinerückensteak mit Kloß und Blaukraut, Schnitzel mit Bratkartoffeln und Salat, Zwiebelrostbraten mit Spätzle – für viele klingt das nach Musik in ihren Ohren. Für mich als Vegetarierin sind höchstens die Beilagen interessant. Zuhause ernähre ich mich fast ausschließlich vegan, unterwegs ist vegetarisch okay, in der Oberpfalz ist "vegan" oft noch ein Fremdwort. Pommes mit Salat – das vegane Standardessen in gut bürgerlichen Gaststätten. Quinoa, Gemüsecurry, Tofu, veganes Cordon Bleu, Bolognese aus Linsen – "so'n Zeug" kann schließlich nicht schmecken.
Gemüse ist mein Fleisch und das schon seit fast vier Jahren. Meine Freunde und Familie wissen und akzeptieren das. Eine gute Freundin kocht sogar ausschließlich vegan, wenn ich bei ihr bin und das schätze ich sehr. Sogar meine Mutter hat nicht über meine Entscheidung gemeckert. Aber es gibt Kandidaten, die anscheinend manchmal vergessen, dass ich tote Tiere nicht so cool finde. Warum sonst schicken sie mir Bilder über Whatsapp vom selbstgemachten Hackbraten, auf den sie ja so stolz sind oder schwärmen von den saftigen Rouladen, die sie letztes Wochenende im Restaurant gegessen haben? Auch ich koche gerne, teile Bilder auf Instagram, verschenke selbstgemachte Tomatensoße oder Plätzchen zu Weihnachten und bin glücklich, wenn jemand nach dem Rezept fragt. Gutes Essen ist immer ein gutes Gesprächsthema. Aber wir müssen uns unserem Gegenüber anpassen. Ein Rezept von einer Nusstorte schicke auch keinem, der an einer Nussallergie leidet.
Ich habe nicht wegen Geschmacksgründen oder Unverträglichkeiten aufgehört, Fleisch zu essen. Mir liegen Tiere am Herzen. Ich toleriere jeden, der Fleisch isst. Meine Familie kommt aus Polen, ich habe keine andere Wahl. Außerdem habe auch ich 25 Jahre meines Lebens Fleisch und Fisch gegessen. Das ist eben "normal".
Aber gegen ein gutes Rezept, sei es mit Fleisch oder Fisch, habe ich aber nichts. Jedes Gericht lässt sich mehr oder weniger leicht veganisieren. Meine Mama, die "ohne ihr geliebtes Fleisch nicht mehr leben kann", lobt mein Chili mit veganem Hack. Ein handgeschriebener Zettel oder ein Link zum Rezept reichen aber völlig aus. Und bitte unterlasst Aussagen, wie "Fleisch ist aber gesund" oder "Fleisch liegt in der Natur des Menschen" – und vor allem lasst mich mit dem Bild von eurem Gulasch in Ruhe.
OTon
Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen. Alle Teile dieser Kolumne sind zu finden unter onetz.de/oton.
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